Oberhausen. Riesiges Familien-Festival neben dem Centro Oberhausen: Bei „Katta und seine Freunde“ erschien am Sonntag sogar der Gorilla mit der Sonnenbrille.
Sie können ganz vorne kaum über das Absperrgitter an der Bühne schauen, klatschen aber schon wie die Großen: Rund 10.000 Kinder, Väter und Mütter haben am Sonntag neben dem Centro Oberhausen beim fünfstündigen Familien-Großfestival „Katta und seine Freunde“ abgefeiert. Musik-Stars aus dem Kinderzimmer, dazu eine kleine Kirmes und Kinderspiele. Wo am Tag zuvor noch die Erwachsenen bei „Die 90er-live“ den Ikonen der Eurodance-Zeit huldigten, sind nun alle im Sonntagnachmittag-Modus. Wackel, wackel. Zappel, zappel.
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Dabei handelt es sich tatsächlich um eine Songzeile, die Kinderstar Herr H von der Festival-Bühne schmettert - und die schnell auf ein tausendfaches Echo stößt. Der Mann im türkisen Shirt mit den zotteligen Haaren heißt eigentlich Simon Horn und arbeitet als Musik- und Grundschulpädagoge. Nun ist er für die Kids das, was die Backstreet Boys für viele Eltern im Teenageralter waren. „Raffi, die Giraffe“ und „Emma, die Ente“ heißen seine Hits. Und weil es so schön ist, verschafft er den Kindern den ersten Stage-Diving-Moment.
„Ich bin leider viel zu schwer“, beruhigt der Lippstädter vorher die Chiropraktiker einiger Väter, bei denen Kinder munter auf den Schultern wippen. Statt des Sängers fliegen nämlich große Stofftiere ins Publikum. Sie werden über die Köpfe der Menge vor der Bühne hin und her getragen. Rock‘n‘Roll Junior!
Katta und seine Freunde: Stage-Diving mit Stofftieren und rockende Eltern
Tatsächlich probieren jüngere Fans einige Festival-Rituale zum ersten Mal aus: Dazu zählt auch, plötzlich zusammenzuzucken, wenn eine Konfetti-Kanone mit einem lauten „Wuschhhhhhhh“ bunte Papierschnipsel ausspuckt. Das ist übrigens nicht nur Sache der Knirpse. Selbst alte Hasen sind Effektfeuerwerke nicht immer gewöhnt. Als Hoppelhase Hans alias Volker Rosin gerade winkend animiert, duckt er sich beim Abschuss instinktiv weg. Ein Schmunzler des 68-Jährigen folgt. Keine Frage, auf solchen Monsterbühnen spielen Kindersänger selten.
Volker Rosin kann jedenfalls reihenweise punkten. Erst recht, weil er mit „Der Gorilla mit der Sonnenbrille“ auch Muttis und Papis zum Schwofen bringt. Überhaupt zeigt sich mancher Erziehungsberechtigte wie von der Tarantel gestochen im Tanzfieber - als wäre schon wieder Eltern-Kind-Turnstunde. Am Bühnenrand lassen sich ältere Kinder unterdessen mit dem aus Tiktok bekannten Influencer „Tobii_fh“ fotografieren.
Der Eintrittspreis ist mit 12 Euro für Erwachsene und 8 Euro für Kinder gemessen an übliche Festivalpreise durchaus erschwinglich. Für Extras müssen Besucher allerdings zusätzlich zahlen. Eine Fahrt auf dem großen Karussell „Schlager-Express“ kostet 6 Euro. Der Becher mit Cola (0,3 Liter) kostet 4 Euro. Kletterparcours und Trampoline sind dicht umlagert, während vorne die Musik einfach immer weiter spielt.
Katta und seine Freunde: Isa Glücklich singt „Olivia“-Song in der Kinderversion
Ja, ein paar erwachsene Insider gibt es auch noch: Kindersängerin Isa Glücklich klingt mit ihrem Künstlernamen schon stark nach der bekannten Mallorca-Sängerin Isi Glück („Delfin“). Auch die Melodie der umstrittenen Ballermann-Hymne „Olivia“ hat die Sängerin längst mit einer kinderfreundlichen Textvariante versehen. „Mama-Mama-Mama, Olivia. Hab wirklich keine Lust mehr, wann sind wir da.“ Soll heißen: Nun geht‘s im Song um nerviges Im-Stau-stehen mit den Eltern - und nicht wie im Original um Malle-Deftigkeiten.
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Apropos erwachsen: Ein Künstler kam ganz früh und blieb nur kurz, hatte aber eine schlüssige Entschuldigung. Pietro Lombardi, ehemaliger DSDS-Sieger und Juror, feierte am Sonntag seinen 32. Geburtstag. „Phänomenal“, fanden auch viele Eltern. Sein Ständchen stimmt Lombardi selbst an: „Happy Birthday, alter Mann...“ Veranstalter Markus Krampe: „Wir haben den Termin schon vor einem halben Jahr gebucht. Es ist grandios, dass er an seinem Geburtstag trotzdem kommt. Jetzt geht es ab nach Hause zum Feiern mit der Familie.“ Wegzehrung: eine große Sahne-Torte.
Geduld mussten Fans der kindgerechten Metal-Band „Heavy Saurus“ haben. Die kostümierten Dinos erschienen erst zum Schluss. Zwischendurch verkürzten lebensgroße Tierfiguren wie „Ingo, der Flamingo“ die Wartezeit.