Oberhausen. Lange Warteschlangen in Oberhausen: An der Retrobörse für Videospiele herrschte ein riesiges Interesse. Was neben SNES-Titeln gefragt war.

Draußen strahlt die Sonne, doch hunderte Menschen haben nur ein Ziel: dunkle Hallen. Selbst schweißtreibende Temperaturen konnten Fans von klassischen Computer- und Videospielen am Samstag in Oberhausen nicht abschrecken. Zur Retrobörse im Zentrum Altenberg reiben sich sogar erfahrene Sammler verwundert die Augen. „So etwas haben wir noch nie erlebt. Das Interesse ist riesig“, staunt Veranstalter Jens Klöpfel.

Tische gepflastert mit Gameboy-Modulen: Bei der Retrobörse für klassische Videospiele im Zentrum Altenberg gab es etliche 30 bis 40 Jahre alte Daddel-Klassiker.
Tische gepflastert mit Gameboy-Modulen: Bei der Retrobörse für klassische Videospiele im Zentrum Altenberg gab es etliche 30 bis 40 Jahre alte Daddel-Klassiker. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Die Retrobörse biegt auf die letzten zwei Stunden ein – und immer noch schlängelt sich eine Warteschlange über den Altenberger Hof. „Wir mussten zwischenzeitlich den Zugang beschränken“, sagt Klöpfel. „Doch die Leute warten geduldig. Es geht keiner nach Hause.“ 35 Händler öffnen ihre Schatzkisten. Videospiele-Fans von Hamburg bis München sind angereist, eine große Fraktion ist aus den Niederlanden dabei. Sammelfieber kennt keine Landesgrenzen!

Ja, das Klima war schon mal besser im Zentrum Altenberg. Dabei bleiben viele Türen und Tore geöffnet. Wind weht zwischendurch frische Luft zwischen heißgelaufene Verhandlungen. Es wird gestöbert, durchforstet und gefachsimpelt. Keine komplexen Grafiken, sondern die Liebe zum Minimalismus lässt hier Fan-Herzen höher schlagen. Auch wenn man sich in den dicht belagerten Gängen selbst wie ein Tetris-Baustein fühlt.

Retro-Börse für klassische Videospiele: Super Nintendo und Nintendo 64 lockt Nostalgiker

Auf den Tischen wippen Finger bunte Verpackungen nach vorne. In kleinen Regalen stehen animierte Heldenfiguren hinter Folie, die mancherorts wie Panzerglas wirkt. Gameboy und Game Gear liegen friedlich nebeneinander, obwohl sich die Handspiele-Dinosaurier von Nintendo und Sega in den 1990er-Jahren noch spinnefeind waren. Nostalgie überall!

Die Leute holen sich ihre Kindheit und Jugendzeit zurück.
Jens Klöpfel - Veranstalter der Retro-Börse für klassische Videospiele

Woher stammt der plötzliche Zuschauer-Boom? Gibt es einen neuen Sammler-Trend? Jens Klöpfel schüttelt etwas ratlos den Kopf. „Nein, Spiele von Super Nintendo und Nintendo 64 sind weiterhin sehr begehrt.“ Spiele-Systeme seien vor allem gefragt, wenn sie mindestens 20 Jahre zurückliegen. „Die Leute holen sich heute ihre Kindheit und Jugendzeit zurück!“

Hinten rechts sind noch ein paar Zentimeter Platz: Das Interesse an den Tischen der 35 Händler war riesig. Im Zentrum Altenberg suchten Fans keine Spiele-Neuerscheinungen, sondern Dachbodenschätze mit minimalistisch anmutender Grafik.
Hinten rechts sind noch ein paar Zentimeter Platz: Das Interesse an den Tischen der 35 Händler war riesig. Im Zentrum Altenberg suchten Fans keine Spiele-Neuerscheinungen, sondern Dachbodenschätze mit minimalistisch anmutender Grafik. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

So landet der hüpfende Kult-Klempner aus „Super Mario Land“ für den Gameboy in der Kunden-Tüte. Und für andere ist die frühzeitliche Box-Simulation „Punch-Out“ für das Nintendo Entertainment System (NES) ein Volltreffer. Erwachsene fühlen sich plötzlich wie ein Kind im Bonbon-Laden. Denn es quietscht und ziept aus allen Ecken, wenn Games zum Ausprobieren in Konsolen gesteckt werden. Pling, Pong, Knarz!

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Andere Börsenbesucher tragen aufmerksam Papierlisten in ihren Händen – und haben ganz anderes im Sinn: Für sie sind Videospiele nicht nur Sammelobjekte, sondern eine Wertanlage. Für die Großwildjäger in der nostalgischen Pixelwelt gibt es konkrete Ziele. Seltene Titel in geringer Auflage, aus speziellen Jahrgängen oder mit raren Pressfehlern. „Eine gut erhaltene Verpackung kann den Wert eines Videospiels um das Zehnfache steigern“, weiß Jens Klöpfel.

Retro-Börse für klassische Videospiele: Atari-Klassiker „Air Raid“ kostet schon 30.000 Euro

Zuletzt kostete das Atari-Modul zum 40 Jahre alten Ballerspiel „Air Raid“ schon stolze 3000 Euro. Mit einer gut erhaltenen Verpackung zahlte ein Sammler allerdings so viel wie für einen Mittelklassewagen – nämlich 30.000 Euro. „Das sind 27.000 Euro mehr, weil ein Stückchen Pappe mit dabei war. Nicht schlecht, oder?“

Die Macher der Retrobörse für klassische Videospiele legen in Oberhausen nach: Erstmals gibt es im November 2024 einen zweiten Jahrestermin.
Die Macher der Retrobörse für klassische Videospiele legen in Oberhausen nach: Erstmals gibt es im November 2024 einen zweiten Jahrestermin. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Im Zentrum Altenberg beginnen die Träume von Sammlern schon bei 5 Euro für einfache Module. Aber auch Raritäten werden bestaunt – wie „Mega Man 4“ für den Gameboy für glatte 2000 Euro. Keine schlechte Wertentwicklung, wenn man bedenkt, dass die meisten Gameboy-Spiele Anfang der 1990er-Jahre im Handel rund 50 DM gekostet haben.

Für alle Sammel-Fans gibt es am Ende gute Kunde: Die Retrobörse bleibt in Oberhausen – und wird um einen zusätzlichen Termin ergänzt. Die nächste Sammlerbörse steigt am Samstag, 16. November 2024, zwischen 11 und 16 Uhr. Am Samstag, 17. Mai 2025, geht es an der Hansastraße 20 weiter. Dann existiert das begehrte Daddeltreffen schon seit 20 Jahren.

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