Oberhausen. Neue Kleidung zu kleinsten Preisen: Soll man da alte Textilien überhaupt reinigen lassen? Auf den Wandel hat eine Oberhausener Firma reagiert.

Wie sich doch die Zeiten in der Kleidungsbranche geändert haben: Hosen, Shirts und Pullis gibt es heutzutage bei einer Vielzahl von Discountern und im Internet für klein(st)es Geld, Hemden sind bei manchen Menschen ganz aus der Mode gekommen. Da fügt es sich ins Bild, dass laut Branchenangaben die Zahl der Textilreinigungen bundesweit um zwei Drittel auf 3000 geschrumpft ist. Denn neue Klamotten sind unter Umständen billiger als eigene Kleidung wieder auf Zack bringen zu lassen.

Reinigungsbetrieb von der Mutter übernommen

Dass der Markt einen starken Wandel erlebt, sagen auch Manuela und Daniel Krames. Sie wissen, wovon sie sprechen, hat das Paar doch einen solchen Fachbetrieb vor sechs Jahren von der Mutter des Inhabers übernommen und das Geschäft neu ausgerichtet.

Statt zwei Standorte zu unterhalten, „beschränken wir uns jetzt auf einen, nämlich den am Buchenweg in Schmachtendorf“, sagt der 49-jährige Firmenchef. Die Filiale in Königshardt ist nur noch eine reine Annahmestelle. Personell sahen sich die Besitzer zu belastenden Schritten gezwungen. Als Corona fast das gesamte öffentliche Leben lahmlegte und die Einschränkungen mit voller Wucht gerade auch die Reinigungsbranche traf, konnten nicht mehr alle Mitarbeiter bleiben. „Beschäftigten kündigen zu müssen, hat uns damals schwer getroffen und so ganz überwunden haben wir das immer noch nicht.“

Zum Standort gehören jetzt noch 30 Beschäftigte

Wenn das Paar in jüngster Zeit kräftig investiert, einen fünfstelligen Euro-Betrag in die Hand genommen hat, „war das zwingend erforderlich, um den Standort mit seinen 30 Beschäftigten auf die Zukunft auszurichten und für den Markt zu rüsten“, betont der Inhaber.

Die Mangelei zählt zu den Standbeinen des Familienbetrieb.
Die Mangelei zählt zu den Standbeinen des Familienbetrieb. © FUNKE Foto Services

Das fing schon allein damit an, dass das Oberhausener Paar die Größe des Geschäftes auf inzwischen 360 Quadratmeter nahezu verdoppelt hat. Ob Glück oder Zufall, auf jeden Fall ergab sich die Chance, das angrenzende Ladenlokal zu übernehmen. Nun war genügend Platz für neue und auch zusätzliche Geräte.

Lösungsmittel gilt als umweltfreundlicher als die Vorgänger-Substanz

Abschied nehmen hieß es von einer in die Jahre gekommenen Reinigungsmaschine. Das Nachfolgemodell bringt laut Betreiber mehrere Pluspunkte mit: Es verbraucht deutlich weniger Energie als die Vorgängerin. Darüber hinaus besteht das verwendete Lösemittel Sensene aus biologisch abbaubarem Alkohol. Es gilt daher als umweltweltfreundlicher gegenüber den herkömmlichen Substanzen.

Mit dem Bügelautomaten ist das Glätten in ganz wenigen Minuten erledigt.
Mit dem Bügelautomaten ist das Glätten in ganz wenigen Minuten erledigt. © FUNKE Foto Services

Kleidungen reinigen zu lassen, bleibt trotzdem weiterhin gefragt. Da gibt es Privatleute, die auch preiswert erworbene Textilien abgeben, weil es sich um das Lieblings-T-Shirt handelt, das sie auch weiterhin tragen möchten und dann bereits sind, Preise ab 2,90 Euro zu zahlen. Viele Kunden wollen auch ihre Kleidung eine Zeit tragen und sind bereit Geld zu investieren, wie Krames erzählt. Oder es meldet sich der Geschäftsmann, der seinen hochwertigen Anzug auf Vordermann bringen lassen will. Bei Preisen unter 20 Euro dürfte sich das durchaus rechnen. Unterschiedliche Kundenkreise nehmen ebenso den Wäschereibetrieb in Anspruch. Dazu zählen ältere, alleinstehende Menschen. Diese Klientel wächst angesichts einer älter werdenden Gesellschaft, sagt Krames. Hinzu kommen in wachsendem Maß Firmen, die Berufskleidung beispielsweise an Krankenhäuser, Sicherheitsdienste oder die Gastronomie vermieten, und die gebrauchten Hemden, Hosen oder Jacken anschließend zu Krames bringen.

Gebügelte Hemden auf Rädern

Apropos Hotel und Gaststätten: Diese Branche gehört auch jetzt schon zur Kundschaft. Doch sehen die Inhaber noch mehr Potenzial, wenn es um das Angebot geht, Wäsche zu mangeln. Deshalb haben sie eine neue leistungsstärkere Mangel zugelegt.

Ausgebaut haben die Betreiber ihren Hemdenservice. Auch wenn es manchmal den Anschein hat, als komme das Kleidungsstück aus der Mode, erfreut sich das Bügelangebot insbesondere unter Geschäftsleuten doch noch großer Beliebtheit. Drei Fahrzeuge sind tagtäglich unterwegs, um die frisch gewaschenen und gebügelten Hemden, pro Stück ab 3,10 Euro, auszuliefern.

Bleibt schließlich noch die Frage, ob denn Kunden heutzutage überhaupt noch eine Textilreinigung ansteuern, um Flecken entfernen zu lassen? „Durchaus, mindestens jeden zweiten Tag wird der Wunsch an uns herangetragen. Und da ist alles dabei, von Rost- über Blut- bis hin zu Kugelschreiberflecken.“ Ein Betrieb, der 35 Jahre auf dem Buckel hat, findet dann schon eine Lösung.

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