Oberhausen. Eine Bank dünnt in nächster Zeit ihr Filialnetz ganz erheblich aus. Aber nicht nur das. Auch ein beliebtes Angebot fällt in Oberhausen weg.

Die Postbank will bis 2026 ihr Filialnetz ausdünnen. Damit kommen alle 550 Standorte auf den Prüfstand, darunter auch die Niederlassung gegenüber vom Oberhausener Hauptbahnhof. 250 Filialen will die Tochter der Deutschen Bank schließen. Aber nicht nur das. Darüber hinaus wird es auch ein Ende mit den Bankdienstleistungen in den Deutsche-Post-Filialen haben.

Schon seit Jahren fährt die Postbank doppelgleisig. Zum einen unterhält sie eigene Filialen, beispielsweise eben an der Paul-Reusch-Straße in der Oberhausener Innenstadt. Zum anderen bietet das Geldinstitut einen eingeschränkten Service (Ein- und Auszahlungen, Kontostandabfrage) in einigen Geschäften an, in denen auch die Deutsche Post mit ihrem Service vertreten ist. Insgesamt handelt es sich um über 15 Oberhausener Läden, in denen Kunden beispielsweise Briefe und Pakete abgeben, Briefmarken oder Umschläge kaufen können. An fünf Standorten wiederum hat sich die Postbank eingeklinkt: Bebelstraße 231 (Lirich), Gildenstraße 2 (Osterfeld), Burgstraße 2-8 (Holten), Tenterstraße 2-8 (Sterkrade-Nord) und Mülheimer Str. 36a.

Filialen in Sorge: Umsätze könnten wegbrechen

Doch die Finanzdienste nehmen die Kunden laut Postbank immer weniger in Anspruch. Stattdessen würden sie die Online-Angebote nutzen und in zunehmendem Maße bargeldlos zahlen, wodurch das Abheben von Geld in einem immer stärkeren Maße wegfalle.. Daher sieht das Geldinstitut die Zeit gekommen, sich von den Angeboten in den Partnerfilialen zu verabschieden. Die reinen Postdienste (Pakete, Briefe etc.) bleiben indes aber erhalten, ist schließlich auch Sache der Deutschen Post.

An den fünf besagten Standorten herrscht allerdings schon die Sorge, dass durch das wegfallende Geschäftsfeld der Publikumsverkehr und damit auch die Umsätze insgesamt zurückgehen. Kunden, die beispielsweise jetzt vorbeikommen, weil sie Bargeld haben wollen, und bei ihrem Besuch auch Schreibwaren kaufen, bleiben künftig aus. Zudem hätten auch ältere Menschen das Nachsehen, die auf eine nahe gelegene Filiale und Beratung durch Mitarbeiter verzichten müssten, heißt es. Mit Rücksicht auf laufende Verträge wollen sich befragte Geschäftsbetreiber nicht mit Namen zitieren lassen.

Postbank weist auf Alternativen hin

Die Postbank wiederum weist auf die Alternativen hin, die den Kunden auch jetzt schon zur Verfügung stehen. Um an Bargeld zu kommen, können sie alle Geldautomaten der Cash Group (Deutsche Bank, Commerzbank, HypoVereinsbank), inkl. dem Bargeldbezug an den Kassen von rund 1.300 Shell-Tankstellen in Anspruch nehmen. Unter dem Link www.postbank.de/geldautomaten sind zum einen die Standorte der Geldautomaten zu finden, zum anderen auch die Geschäfte, in denen man sich bis zu 200 Euro kostenlos in bar auszahlen lassen kann.

Überweisungsträger kann man auch künftig, so Postbank-Sprecher Oliver Rittmaier, mit einem Girobriefumschlag an die Postbank schicken. „Dieser Service ist bei einigen Kontomodellen allerdings nicht im Preis inbegriffen.“ Überweisungsträger seien kostenlos in den Postbank-Filialen erhältlich. Die Umschläge bekomme man dort auch, Kunden mit Postbank Giro extra plus-Konto erhalten bis zu 12 Girobriefumschläge pro Jahr kostenlos. Kunden mit anderen Postbank Girokonten bezahlen für 12 Girobriefumschläge aktuell 10,20 Euro.

Herber Schlag für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Während sich die Postbank von den Partnerfilialen der Deutschen Post verabschiedet, setzt sie eben auch bei ihren eigenen Niederlassungen den Rotstift an. Das stößt bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi auf heftige Kritik. „Die Ankündigung ist ein herber Schlag für die Mitarbeiter“, sagt Gewerkschaftssekretär Roman Eberle. Gerade erst haben die Beschäftigten den schwierigen Prozess der IT-Umstellung hinter sich gebracht, der zu ganz erheblichen Beschwerden von Kunden geführt hatte. Die Finanzaufsicht sprach sogar eine Rüge aus und schließlich sah sich der Deutsche Bank-Chef Christian Sewing zu einer Entschuldigung für das Chaos in dem Tochterunternehmen, der Postbank, veranlasst.

Der Frust unter den Kunden landete über Monate hinweg immer wieder bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Filialen, hebt Eberle hervor. Nun sei der Prozess so eben abgeschlossen, da wolle die Bank fast die Hälfte ihrer Niederlassungen schließen. Wie viele Stellen genau wegfallen, dazu wollen sich aktuell weder die Gewerkschaft noch das Geldinstitut mit Blick auf die laufenden Gespräche äußern.

Beschäftigte haben Kündigungsschutz

Die 12.000 Beschäftigten der Deutschen Bank mit einem Postbanktarifvertrag haben einen Kündigungsschutz. Den habe der Arbeitgeber von sich aus bis Ende September verlängert, unterstreicht Eberle. In den derzeitigen Tarifverhandlungen setze sich Verdi für eine Verlängerung bis 2028 an, die Bank wolle aber die Frist bis auf das Jahr 2026 beschränken.

Der Kündigungsschutz bedeutet für die Mitarbeitenden, dass das Unternehmen sie nicht, salopp gesagt, einfach vor die Tür setzen kann. Selbst, wenn ihre Filiale geschlossen werden sollte, bleiben sie weiterhin Mitarbeiter der Bank. Ein Ausscheiden ist erst dann möglich, wenn der Arbeitgeber ein Angebot vorlegt, dem der Beschäftigte zustimmt, erklärt der Gewerkschaftssekretär.

Info: Geldautomatenfinder im Test

Die Redaktion hat den Geldautomatenfinder, den die Postbank ihren Kunden empfiehlt, einmal selbst getestet. Die Vorgabe lautete, welche Standorte in einem Radius von 1,5 Kilometer rund um das Redaktionsgebäude an der Helmholtzstraße 28 vorhanden sind?

Das Ergebnis: Im Umkreis liegen die beiden Geldautomaten der Postbankfiliale sowie der Commerzbank-Filiale, Marktstraße 61-63. Darüber hinaus werden ausschließlich Bargeldservices verschiedener Läden angezeigt: Penny, Hermann-Albertz-Straße 113, Netto, Marktstraße 52 und 132, Edeka Kessel, Marktstraße 73, Kaufland, Concordiastraße 32, Rossmann, Willy- Brandt-Platz 1, Rewe, Eberstraße 6, Aldi, Concordiastraße 32, Lidl, Duisburger Straße 263, Edeka Nierhaus, Rolandstraße 25.

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