Oberhausen. Die Pollen fliegen in diesem Jahr eher als üblich. Ein Allergologe aus Oberhausen klärt über die Hintergründe auf und gibt Tipps.

Der milde Winter ist schuld. Wegen ihm blühen Erle, Birke und Hasel in diesem Jahr früher als üblich, nämlich bereits im Februar anstatt im März. Für Allergiegeplagte heißt das also einen Monat früher als gewohnt: Schnupfen, tränende Augen, juckende Schleimhäute und unaufhörliches Niesen. „Bereits seit einigen Tagen berichten immer mehr Allergiker von typischen Beschwerden“, weiß Dr. Ulrich Peter Wehry, Leiter des Allergie-Netzwerks der Helios St. Elisabeth Klinik Oberhausen. Was er Betroffenen rät.

„Im Grunde gibt es drei Optionen: Vermeiden, Medikation oder Immuntherapie“, fasst Dr. Wehry zusammen. Mit speziellen Apps fürs Smartphone und Pollenkalendern können Allergikerinnen und Allergiker zum Beispiel den Pollenflug in ihrer Stadt im Blick behalten und den Allergenen – soweit möglich – aus dem Weg gehen. Gegen die Allergiesymptome empfiehlt der Arzt spezielle Nasensprays, Augentropfen oder Tabletten, die den Botenstoff Histamin blockieren – sogenannte Antihistaminika. Histamin ist für die meisten der Allergiesymptome verantwortlich.

Die Hasel blüht in diesem Jahr früher als üblich. Das macht vielen Allergikerinnen und Allergikern zu schaffen.
Die Hasel blüht in diesem Jahr früher als üblich. Das macht vielen Allergikerinnen und Allergikern zu schaffen. © epd | Dieter Sell

Diese Medikamente bekämpfen allerdings nur die Symptome und nicht die Ursache. „Wenn Allergien über Jahre nicht behandelt werden, hat das enormen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen“, warnt der Allergie-Experte. „Daher raten wir in der Regel zu einer Hyposensibilisierung.“ Bei dieser Immuntherapie werden die Betroffenen über rund drei Jahre mit stetig steigenden Dosen des unverträglichen Stoffs an das Allergen gewöhnt. Die Symptome verringern sich und häufig kommen Allergikerinnen und Allergiker nach der Hyposensibilisierung auch mit weniger Medikamenten aus.

Diese praktische Tipps gibt der Oberhausener Allergologe bei Heuschnupfen:

• Orientierung am Pollenflugkalender, um Kontakt zu minimieren

• Nur stoßweise Lüften

• Frisch gewaschene Wäsche nicht im Freien trocknen

• Öfter die Kleidung wechseln und waschen

• Die Haare nach einem längeren Aufenthalt in der freien Natur waschen

• Spezielle Auto-Filter, die Pollen und Partikel auffangen

• Pollen-Schutzgitter an den Fenstern

• Eine frühzeitige Hyposensibilisierung hilft, das Immunsystem gegen die Pollen zu stärken (Beginn: etwa sechs Monate vor Pollenflug)

Grund für den in diesem Jahr frühen Pollenflug ist der milde Januar. „Mit zunehmend milden Temperaturen im Winter wachsen blühende Bäume und Sträucher immer eher und halten sich länger“, sagt Dr. Wehry. „Der Klimawandel führt so zu einer Intensivierung der Pollenverbreitung und schürt Allergien. Das merken wir auch in steigenden Anfragen in unseren Sprechstunden.“

Heuschnupfen (Rhinitis allergica) zählt schon jetzt zu den häufigsten allergiebedingte Erkrankungen in Deutschland. „Der Körper reagiert auf die Pollen wie auf Krankheitserreger und produziert Antikörper“, erklärt Dr. Wehry. „So entstehen Entzündungen mit Niesen, schweren Augen und auch Erschöpfung als Folge.“ Wer unter diesen Symptomen leide, solle sich allergologisch untersuchen lassen.