Oberhausen. Tragisches Ereignis Anfang Februar in Oberhausen: Das Pferd einer Bottroperin wird von einem Jäger versehentlich erschossen. Der aktuelle Stand.
- In Oberhausen wird Anfang Februar ein Pferd in der Nacht angeschossen und muss eingeschläfert werden
- Den Schuss hat ein Jäger mit einer Jagdwaffe abgegeben
- Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt in dem Fall
Der Schuss kam aus dem Nichts. Die Kugel bohrte sich durch den Unterkiefer, zerstörte Zähne und Zunge. Edda hatte keine Chance. „Edda war ein außergewöhnliches Pferd“, sagt Guido Bigge. Die Haflinger Stute gehört seiner Frau Kerstin. Doch die Bottroperin kann noch nicht über die Ereignisse am Donnerstag, 1. Februar 2024, in Oberhausen sprechen.
Um kurz vor Mitternacht erhielten die Bigges den Anruf mit der schrecklichen Nachricht. Das geliebte Pferd wurde von einem Jäger angeschossen. Versehentlich. Der 27 Jahre alte Jäger selbst hatte in der Nacht Nachbarn der Wiese informiert, die sofort die Besitzer des Tieres alarmierten. Die Bigges fuhren sogleich zur Weide an der Franzosenstraße in Oberhausen-Königshardt. Es müssen fürchterliche Szenen gewesen sein. Das Pferd blutete stark, konnte aber noch stehen. Der Tierarzt jedoch konnte keine positive Prognose stellen. „Edda hätte nicht mehr fressen können“, sagt Guido Bigge.
Nach Schuss auf Pferd: Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt
Der Bottroper steht auf der Weide, wo Edda in der Nacht zu Freitag in der Dunkelheit stand. Er zeigt auf den Ort, wo sich der junge Jäger positioniert hatte. Er muss nach seiner Analyse mittig auf der Wiese gestanden haben. Von da aus sind es etwa fünfzig Meter bis zu dem Fleck, auf dem Edda stand. Ein Baum ist direkt in der Nähe, doch die Sicht ist eigentlich frei. „Es gibt keine Anzeichen auf einen Querschläger, das war ein glatter Durchschuss“, sagt Guido Bigge. Er fragt sich, warum der Jäger Edda nicht den „Gnadenschuss“ gegeben hat, da er gesehen haben musste, wie schwer der Kopftreffer war. Die Kreisjägerschaft Oberhausen erläutert auf Nachfrage, dass der Gnadenschuss situationsabhängig ist. Erfasst ein Jäger ein Wild und dieses läuft weg, muss er es von seinem Leid erlösen. Der Fall aus Oberhausen sei allerdings komplizierter, da es sich bei dem Pferd um fremdes Eigentum handelt.
Die Staatsanwaltschaft Duisburg ermittelt in dem Fall und bestätigt auf Nachfrage, dass das Pferd mit einem Jagdgewehr angeschossen wurde und eingeschläfert werden musste. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Straftaten nach dem Tierschutzgesetz sowie Ordnungswidrigkeiten nach dem Landesjagdgesetz.
Die Ermittlungen in dem Fall dauern an, wie die Staatsanwaltschaft Duisburg am Dienstag, 27. Februar 2024, mitteilte. Anhaltspunkte, dass vielleicht Alkohol im Spiel war, gebe es keine. „Anhaltspunkte für den Konsum von Alkohol und/oder Drogen des Beschuldigten liegen zum aktuellen Zeitpunkt nicht vor“, so eine Sprecherin.
Jäger erschießt Pferd in Oberhausen: „Ich verstehe das nicht“
Wie konnte das passieren? Diese Frage quält nicht nur die Familie aus Bottrop, sondern auch Nutzer des sozialen Netzwerks Facebook. Hier wurde der Fall zunächst öffentlich gemacht. Wie konnt es zu dieser Verwechslung kommen? Warum hat der Jäger in Richtung der Weide geschossen, die ein Privatgelände ist? Eine Frage, die sich auch der Pächter der Wiese, Hermann Steinberg, stellt. „Ich habe das Gelände 1980 gepachtet. So etwas ist hier noch nie passiert.“ Das Pferd sei frisch gewaschen gewesen, habe eine helle Mähne gehabt. „Ich verstehe das nicht.“
Vor allem für Kerstin Bigge bricht eine Welt zusammen. Seit fünf Jahren gehörte Edda ihr. Mit der Haflinger-Stute machte sie lange Spaziergänge, ritt mit Edda durch die Wälder in der Umgebung. Königshardt ist ein sehr ländlicher Abschnitt von Oberhausen. Die Höfe stehen weit auseinander, nichts erinnert hier an Großstadt. Für Kerstin Bigge war das Reiten eine immens wichtige Auszeit vom beruflichen Stress, so schildert es ihr Ehemann Guido Bigge. „Edda war eine Schmusebacke hoch zehn.“ Seit ihre Frau Edda zu sich genommen habe, sei die Stute „richtig aufgeblüht“. Edda war das einzige Pferd der Familie.
Pferd in Oberhausen erschossen: Bestattung kostet Familie 2600 Euro
Dass Edda aus dem Leben gerissen wurde, kann Guido Bigge nicht begreifen. In seiner Stimme klingt keine Wut. Er hat aber viele Fragen. Wie konnte er Edda mit einem Wildtier verwechseln? Nach dem Vorfall wurden deshalb auch Vergleichsaufnahmen gemacht.
Auch die Reaktion der Jäger lässt Guido Bigge rätseln. Der junge Jäger habe in der Nacht auch unter Schock gestanden, er war es auch, der nach dem Schuss die umliegende Nachbarschaft alarmierte. Der junge Jäger habe noch einen älteren Jäger hinzugeholt. Der habe die Vermutung gehabt, dass es sich um einen Querschläger handele. „Aber es gab keine Anteilnahme.“
Mehr aus Oberhausen
- Hunderte Schrauben auf Straße - sogar Polizei wird Opfer
- Ameos schließt wichtigen Pflegedienst in Oberhausen
- Sprengstoffanschlag auf Linken-Parteibüro vor Aufklärung
Der junge Jäger habe sich allerdings noch einmal telefonisch gemeldet und entschuldigt. Bei einer zweiten Kontaktaufnahme wollte er Informationen für seine Versicherung erfragen. Mit Formalitäten hat jetzt auch die Familie Bigge zu tun. Sie musste die Einäscherung organisieren. Der Pferdekörper wurde abgeholt und nach Bad Bergen gebracht, wo sich ein Krematorium für Pferde befindet. 2600 Euro kostet allein diese Art Bestattung.
Aber Geld ist es nicht, was Guido und Kerstin Bigge derzeit beschäftigt. „Wenn mir eine teure Stereoanlage geklaut wird, kann man die ersetzen. Aber ein Pferd wie Edda?“
>>> Die Kreisjägerschaft
Die Kreisjägerschaft Oberhausen kann zu dem Vorfall nichts Näheres sagen. Sie erfuhr erst durch die Recherchen dieser Redaktion davon. Die Vorsitzende der Kreisjägerschaft, Gisela Matten, konnte nur darauf hinweisen, dass Menschen mit Jagdschein stets eigenverantwortlich handeln.