Oberhausen. Katalysatoren-Klau auf Parkplätzen in Oberhausen und Umgebung: Der Angeklagte streitet erst alles ab, besinnt sich dann eines Besseren.
Ein 44-jähriger Mann aus Bosnien ist jetzt vom Schöffengericht am Amtsgericht Oberhausen zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und fünf Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Der in vollem Umfang geständige Angeklagte stand wegen schweren Diebstahls vor Gericht. Es ging dabei um zehn Fälle von Katalysatoren-Diebstahl.
Von Juni bis August 2022 hat der Mann auf Pendlerparkplätzen in Oberhausen und benachbarten Städten die Katalysatoren von dort geparkten Autos mit dem Winkelschleifer abgetrennt, um sie gewinnbringend zu verkaufen. In den Autobauteilen zur Abgasreinigung sind einige kostbare Edelmetalle enthalten, etwa Platin, Palladium und Rhodium, die bei einem Verkauf viel Profit versprechen.
In zwei der angeklagten Fälle ging der 44-Jährige mit einem Komplizen vor, der gesondert angeklagt werden soll. Tatorte in Oberhausen waren unter anderem der große Pendlerparkplatz an der Hansastraße, gegenüber vom Zentrum Altenberg, der Pendlerparkplatz Lirich an der Ruhrorter Straße in Nähe der Autobahn A3, ein Firmenparkplatz an der Dorstener Straße in Sterkrade und der Pendlerparkplatz an der Werthfeldstraße in Osterfeld.
Spannender Prozessverlauf: Zunächst streitet der Angeklagte alles ab
Im Saal 21 des Amtsgerichts entfaltete sich ein spannender Prozessverlauf, denn zunächst stritt der 44-Jährige über seinen Anwalt alle Anklagepunkte und vorgeworfenen Taten komplett ab. Der Angeklagte sei zu den fraglichen Tatzeiten überhaupt nicht in Deutschland gewesen, argumentierte der Verteidiger. Er legte als Beweis den Reisepass des Bosniers vor, in dem durch entsprechende amtliche Stempel dokumentiert sei, dass er sich zu den Tatzeiten in der Stadt Tuzla in Bosnien aufgehalten habe. Die bei den Reisen angeblich gebuchte Fluglinie konnte allerdings auf Befragen der Justiz nicht bestätigen, dass der Mann entsprechend der Ein- und Ausreise-Stempel im Reisepass auch tatsächlich an Bord eines ihrer Flugzeuge war. Der Staatsanwalt vermutete bereits einen Fall von Urkundenfälschung im Reisepass und signalisierte, ein entsprechendes zusätzliches Ermittlungsverfahren einleiten zu wollen.
Im weiteren Prozessverlauf sagten mehrere Polizeibeamte aus. Einer der Beamten schilderte, dass er den Angeklagten zusammen mit einem Komplizen im Frühjahr 2022 auf einem Pendlerparkplatz am Bahnhof in Bochum-Wattenscheid beobachtet habe. Sie hätten offenbar gegen 11 Uhr vormittags Ausschau nach neuer Katalysatoren-Beute gehalten. Als die Beamten sie anhielten und zur Rede stellten, habe der Angeklagte geantwortet, er wolle seinem Bekannten lediglich die Bahnhöfe im Ruhrgebiet zeigen, deshalb würden sie sich auf dem Parkplatz aufhalten. Die Spuren am Tatort ließen allerdings kaum einen Zweifel an der wenig touristischen, dafür aber klar kriminellen Absicht des Duos: Unter einem dort geparkten Auto lag ein Winkelschleifer, an einem anderen geparkten Pkw fand sich ein Wagenheber.
Polizeifahnder bringen GPS-Tracker am Täterfahrzeug an
Die Täter nutzten bei ihren kriminellen Einsätzen einen VW Caddy. Den Fahndern der Polizei gelang es, an diesem Caddy einen GPS-Tracker anzubringen, um auf diese Weise die Bewegungsdaten des Fahrzeugs über einen längeren Zeitraum verfolgen zu können. Durch einen Abgleich mit neu eingegangenen Strafanzeigen zu Katalysatoren-Diebstählen und weiteren Daten konnte die Polizei dann den 44-Jährigen als Verdächtigen für die Fälle in Oberhausen und Umgebung aufspüren.
Schon im Juni 2023 hatte sich der Bosnier in Oberhausen vor dem Schöffengericht zu verantworten. Aus dem damaligen und jetzt anfänglichem Leugnen der Taten ist nach einer Prozessunterbrechung inklusive Rechtsgespräch nun schließlich ein vollumfängliches Geständnis des Mannes geworden. Das Schöffengericht unter Vorsitz von Richter Alexander Conrad hatte bei seinem Urteil von 17 Monaten auf Bewährung zu berücksichtigen, dass der Angeklagte bereits eine höhere vierstellige Geldstrafe aus einem rechtskräftigen Bochumer Urteil zu seinem serienweisen Katalysatoren-Klau abzuzahlen hat. Zudem liegt eine gute Sozialprognose für den verheirateten Familienvater vor, der sich inzwischen mit einer eigenen Firma selbstständig gemacht hat und künftig offenbar auf einem legalen Lebensweg bleiben will. Die mit dem Oberhausener Urteil verbundene dreijährige Bewährungszeit wird diesen guten Vorsatz wohl nachhaltig unterstützen.