Oberhausen. Am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium ist am Montag der Befreiung von Auschwitz gedacht worden. Ein Programm, das sehr aktuell wirkte.
Ein eindringliches Bekenntnis zu Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde haben am Montag Oberhausener Schülerinnen und Schüler abgegeben. „Die Demokratie braucht uns alle – vor allem jetzt!“, riefen junge Menschen vom Bertha-von-Suttner-Gymnasium in die voll besetzte Aula des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums, wo die Gedenkfeier der Stadt Oberhausen zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar 1945 stattfand.
Ein großer Teil des Programms ist von Schülerinnen und Schülern in Zusammenarbeit mit dem Team der Gedenkhalle gestaltet worden. Anlass für die Gedenkfeier war zwar die Befreiung des Vernichtungslagers in Auschwitz, wo mehr als eine Million Menschen von den Nazis ermordet wurden, vor allem Menschen jüdischen Glaubens; schnell entfaltete die Veranstaltung aber auch aktuelle Bezüge.
Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) wies zum Auftakt in seiner Ansprache auf die jüngsten Recherchen von „Correctiv“ hin und auf das dadurch offengelegte Treffen von Rechtsextremen und teils sogar bürgerlichen Kreisen, die die Remigration und Deportation von Millionen von Menschen aus Deutschland planen. „Was einmal passiert ist, kann auch ein zweites Mal passieren“, sagte Schranz mit Blick auf die Menschheitsverbrechen der NS-Zeit. Auf die junge Generation, die jetzigen Schülerinnen und Schüler, komme die Aufgabe zu, eine solche Wiederholung der Geschichte zu verhindern. Die jüngste Kundgebung in Alt-Oberhausen habe gezeigt, wie groß das Potential demokratisch engagierter Menschen in Oberhausen sei: „Wir haben dort gezeigt, dass unsere Stadt für Demokratie, Toleranz und Menschenwürde steht.“ Der Oberbürgermeister erhielt von den Zuhörern in der Aula viel Applaus, als er formulierte: „Nie wieder ist jetzt!“
Gedenkfeier in Oberhausen: Bühnenbeiträge von der Lesung bis zum Musikvideo
Das Bertha-von-Suttner-Gymnasium, die Fasia-Jansen-Gesamtschule, die Gesamtschule Weierheide, das Hans-Sachs-Berufskolleg, die Anne-Frank-Realschule, das Sophie-Scholl- und das Freiherr-vom-Stein-Gymnasium sowie die Heinrich-Böll-Gesamtschule – sie alle waren am Montagmittag mit eigenen Bühnenbeiträgen von der Lesung über die Stolperstein-Präsentation bis zum Musikvideo präsent. Die Darbietung der Gesamtschule Weierheide mit der Überschrift „Ich bereue nichts“ fiel dabei besonders beeindruckend aus. Die Schülerinnen und Schüler zitierten Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime; eine weitere Bühnensprecherin verkündete dann Sekunden später jeweils das Todesurteil gegen sie: „Abführen!“
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Vorgestellt wurde auch die konkrete Biografie von Dr. Heinrich Karl Emil Weirich, Lehrer an der Oberrealschule in Oberhausen in den Jahren von 1931 bis 1933. Der couragierte Pädagoge ließ sich in den 1930-er Jahren nicht den Mund verbieten, kritisierte die Judenverfolgung des NS-Regimes öffentlich, erhielt von den Nazis ein Berufsverbot und wurde als Lehrer entlassen. Vor dem Gebäude der Fasia-Jansen-Gesamtschule erinnert heute ein Stolperstein an den überzeugten Sozialdemokraten.
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Der Veranstaltung gelang es mit solch detailreichen Informationen, die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus und an die Auschwitz-Befreiung aus allem Ritualhaften herauszuhalten und die damit verbundene Mahnung konkret verständlich zu machen. Und genau diesen Punkt sprach auch Uwe Bleckmann, der Schulleiter des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums, in seiner Rede gezielt an. Er machte deutlich, wie schwierig es für die Schulen und ihre Lehrerkollegien oftmals ist, in diesen politisch aufgeheizten und digitalisierten Zeiten die jungen Menschen in ihrer Fähigkeit zu ruhiger und besonnener Informationsaufnahme und Reflexion zu stärken. Aber auf die Erlangung genau dieser Fähigkeit komme es tagtäglich in der pädagogischen Arbeit an.