Oberhausen. Kinderkleider haben schnell ausgedient. Der Second-Hand-Markt Piratini im Centro Oberhausen zieht tausende Menschen an. Wonach Eltern suchen.

Am Sonntag verwandelte sich das Centro wieder einmal von einem Konsumtempel für Neuware in einen Piratini-Markt. „Von Eltern für Eltern“, lautet das Motto des riesigen Flohmarkts für Kinderkleidung, Babyartikel und Spielsachen und das ist wörtlich zu verstehen: Auf der gesamten Fläche im Erdgeschoss gab es – mit vier Ausnahmen – keine professionellen Händler, aber knapp 500 Stände von Privatleuten. Rund 3000 Besucherinnen und Besucher zahlten den Eintritt von 4,50 Euro und gingen auf Secondhand-Schnäppchenjagd für ihren Nachwuchs. Seit 2019 gibt es diese Veranstaltung viermal im Jahr im Centro, musste aber in den Corona-Jahren 2020 und 2021 ausfallen. Die Organisatoren sind Elena und Michael Glintenkamp, die neben Oberhausen auch Piratini-Märkte in Bremen, Hamburg und Leipzig ins Leben gerufen haben.

Piratini-Markt im Centro: Win-Win-Situation für Eltern

Sortierten ihre Kleiderkisten aus: Auch Kevin und Chantal D‘Agostino verkauften am Sonntag im Centro Oberhausen gebrauchte Sachen.
Sortierten ihre Kleiderkisten aus: Auch Kevin und Chantal D‘Agostino verkauften am Sonntag im Centro Oberhausen gebrauchte Sachen. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Ein Flohmarkt für Kindersachen ist im Idealfall eine Win-Win-Situation: Das Angebot von Dingen eines vergangenen Kindesalters und die Nachfrage nach guter Qualität bei kleinem Preis treffen in einem nachhaltigen Handel aufeinander. Wie bei der Oberhausenerin Jeannine Seeger, deren Tochter Lia inzwischen zehn Jahre alt ist. Sie steht hinter ihrem Verkaufsstand mit Stramplern, Holzspielzeug und Bilderbücher, weil: „Die Sachen im Laufe der Zeit nicht schöner werden und ich den Keller leeren wollte.“ Also verkauft sie alte Kleidung, die nicht mehr passt, Spiele, die nicht mehr gespielt und Bücher, die nicht mehr gelesen werden. Nach fünf Stunden hat Jeannine Seeger 150 Euro verdient und die Hälfte aller Sachen verkauft. „Der Rest“, sagt sie, „geht zum Friedensdorf und in den Tierschutzladen“, denn zurück in den Keller soll nichts mehr.

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Auf der anderen Seite der Win-Win-Situation stehen die Käufer Christian und Stephanie Tirbs, die für den Flohmarkt aus Gelsenkirchen kamen. Ihre Tochter Johanna ist fünf Jahre alt und ihr Bruder sichtbar, aber noch nicht auf der Welt. Sie trugen Kleidung, eine Babyschale und Spielzeug nach Hause, für die sie rund 200 Euro ausgegeben haben. „Wir können Geld sparen, aber uns ist auch die Nachhaltigkeit wichtig“, sagt Christian Tirbs, womit er zwei wichtige Motive vieler Schnäppchenjäger nennt. Doch es gibt Grenzen für Secondhand-Kleidung, ergänzt Stephanie Tirbs: „Ich würde keine gebrauchten Schuhe kaufen.“ Die Tirbs sind zufrieden mit der Veranstaltung, mit einer kleinen Ausnahme, denn es gab Probleme beim frühen Einlass. Der Markt öffnete für Schwangere eine halbe Stunde früher und es standen 200 Menschen in der Schlange, wie die Organisatoren bestätigten. „Das war zu voll und zu unorganisiert“, schränkt Christian Tirbs das ansonsten angenehme Mega-Trödel-Erlebnis in Oberhausen ein.

Second-Hand-Markt im Centro: Veranstalter will Konzept treu bleiben

Wurden auf dem Piratini-Markt im Centro Oberhausen fündig: Maike Schneide (links) und Michaela Jasiczak.
Wurden auf dem Piratini-Markt im Centro Oberhausen fündig: Maike Schneide (links) und Michaela Jasiczak. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Überraschend viele Kinder stehen hinter den Bergen von Kleidern und helfen ihren Eltern beim Verkauf. Dabei kann es emotional schwierig werden, wenn nicht der olle Strampelanzug, sondern das ehemalige Lieblings-Spielzeug über die Ladentheke gehen soll, wie bei der 12-jährige Nele Vollert aus Duisburg. Sie durfte ihr Taschengeld aufbessern, musste sich dafür aber von so manchem Filly-Pferd trennen. „Es tut ein bisschen weh“, bestätigt die Schülerin, „aber es ist schön zu sehen, wie sich andere Kinder darüber freuen. Außerdem macht es Spaß, zu verhandeln.“ Und das mit einem großen Herzen, wie Mutter Sabrina den letzten harten Preiskampf schildert: „Wir wollten zehn Euro für das Barbie-Haus, aber ein Kind hatte nur sechs Euro Taschengeld.“ Keine Frage, dass es danach ein glückliches Kind mit neuem, rosafarbenem Spielzeug gab.

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Michael Glintenkamp, seit 2009 Veranstalter der Piratini-Märkte, konnte das Management der Shopping-Mall für seinen Flohmarkt gewinnen, obwohl es auf den ersten Blick nach Konkurrenz für die heimischen Ladenlokale aussieht: „Ja und nein“, sagt Michael Glintenkamp, der seit 2009 im Trödelmarkt-Geschäft ist, „viele Menschen kaufen gebrauchte Kleidung für einen bestimmten Zweck wie den Kindergartenbesuch, aber eben auch neue Kleidung für ihr Kind, die sie hier in den Schaufenstern sehen.“

Michael Glintenkamp organisiert die Piratini-Märkte. Am Wochenende fand ein Second-Hand-Markt im Centro Oberhausen statt.
Michael Glintenkamp organisiert die Piratini-Märkte. Am Wochenende fand ein Second-Hand-Markt im Centro Oberhausen statt. © Marco Fileccia

Das Ehepaar Glintenkamp möchte ihrem Anspruch „Von Eltern für Eltern“ gerecht werden und kontrolliert alle Stände sorgfältig nach Anzeichen gewerbsmäßiger Händler. Darunter fiel auch der Stand, der alle Dinge doppelt im Verkauf hatte. Anfangs verdächtig, klärt es sich schnell auf: Von Eltern für Eltern – von Zwillingen.

Nächster Piratini-Markt Anfang April im Centro

>>> Ein Stand im Piratini-Markt kostete bislang 28 Euro, beim nächsten Mal 30 Euro, für einen Tisch, einen Stuhl und Platz für einen Kleiderständer. Die Verkäuferinnen und Verkäufer können maximal drei Tische buchen und müssen ihren Stand von 10.30 Uhr bis 15.30 Uhr geöffnet halten. Der nächste Markt im Centro findet am Sonntag, 7. April 2024 statt.