Oberhausen. Der Umweltausschuss in Oberhausen hat die Folgen des Weihnachtshochwassers diskutiert. Es gibt verblüffende Details zur Deichsanierung.
Zehn Meter lange Spundwände werden im Zuge der Sanierung in den Ruhrdeich in Oberhausen-Alstaden getrieben. Vier Meter davon werden auf der Fluss-Seite herausragen, um so den Deich in seinem mittleren Abschnitt am Oberhausener Ruhrbogen zu stabilisieren und für ein etwaiges Jahrhunderthochwasser fit zu machen.
Diese Details hat am Mittwochnachmittag, 24. Januar, der Umweltausschuss erfahren, der sich bei seiner Sitzung im Rathaus ausführlich mit dem jüngsten Weihnachtshochwasser an der Ruhr und dessen Folgen befasst hat. Klare Kritik formulierte dabei SPD-Politiker Manfred Flore, Sprecher der Sozialdemokraten im Umweltausschuss: Bei der Sanierung des Ruhrdeichs in Oberhausen sei zu viel Zeit verloren gegangen, schon vor Jahren sei klar gewesen, dass hier etwas geschehen müsse. Diese Kritik adressierte Manfred Flore an die Stadterwaltung: „Da ist nicht zügig gearbeitet worden. Da hat einiges ein bisschen lange gedauert.“ Die SPD habe schon im Jahr 2021 eine entsprechende Anfrage an die Stadt gestellt, damals habe die Verwaltung mit einem Sanierungsbeginn im Sommer 2022 gerechnet. Doch vor Ort sei nichts geschehen.
Neuer Serviceweg am Deich mit Wendehammer an der Grenze zu Mülheim
In der Sitzung machten Stadtverwaltung und die bei der Deichsanierung federführenden Wirtschaftsbetriebe Oberhausen (WBO) deutlich, dass nun konsequent gehandelt werden soll. Man stehe in engem Kontakt zur Bezirksregierung, die das Sanierungsprojekt begleitet und beaufsichtigt. Die WBO stellte in der Ausschuss-Sitzung die Details des Vorhabens dar, die ja auch bereits in der Bezirksvertretung Alt-Oberhausen aufgelistet worden waren. Am Ruhrdeich in Höhe des Biotops gebe es keinen Handlungsbedarf. Am Deich entlang der Straße Am Ruhrufer erfolge die Sanierung mit den besagten 10-Meter-Spundwänden – allerdings wahrscheinlich erst im Jahr 2025. Und am weiteren Ruhrdeich-Abschnitt in Höhe Ruhrpark werde der bereits angekündigte neue Deichverteidigungsweg auf der Landseite für eine größere Stabilität des Schutzwalls sorgen. Dieser Weg erhalte am Ende, also an der Grenze zu Mülheim, einen Wendehammer, so dass künftig im Einsatzfall die Spazierwege im Ruhrpark nicht mehr von Feuerwehr und Hilfsdiensten befahren werden müssen.
So ein Deichverteidigungsweg sei in Regionen wie Ostfriesland selbstverständlich, merkte Ulrich Lütte (BOB im Rat) an. Zudem seien dort Bäume auf dem Deich strikt verboten. Die plötzliche Notwendigkeit, in großer Zahl Bäume auf und direkt am Ruhrdeich in Alstaden zu fällen, hatte zu Weihnachten ja für viel Aufsehen gesorgt. Ihr Wurzelwerk birgt einige Risiken für die Standfestigkeit der Schutzwälle, besonders wenn die Bäume umstürzen und dann mit ihren Wurzeln den Deichkörper aufreißen..
Im Umweltausschuss ging es auch nochmals um die vor Weihnachten auf dem Ruhrdeich grasende Kuhherde und die verheerenden Folgen, die der verbotene Aufenthalt der Tiere auf dem Deich für dessen Grasnarbe hatte, die dadurch komplett locker geworden war. Frank Bandel, Sprecher der CDU im Umweltausschuss, machte deutlich, dass ohne das Grasen der Kühe auf dem Deich der Noteinsatz von Feuerwehr und Hilfsdiensten inklusive zahlreicher Freiwilliger gar nicht nötig gewesen wäre. Denn dann wäre der Deich stabil geblieben und hätte das jüngste Weihnachtshochwasser locker bewältigt, so Frank Bandel. So aber mussten Vliesmatten und Sandsäcke ausgelegt werden, um den Schutzwall kurzfristig zu verstärken.
Parteiübergreifend großer Dank an Feuerwehr und Hilfsdienste
Ordnungsdezernent Michael Jehn und alle Parteien dankten Feuerwehr und Hilfsdiensten für ihren engagierten Deich-Einsatz an den Weihnachtsfeiertagen. Politik und Verwaltung müssten jetzt alles dafür tun, damit die Alstadener künftig auch bei Starkregen und Ruhrhochwasser beruhigt schlafen könnten, brachte Manfred Flore seine Sicht auf die Debatte auf den Punkt. Denn im Zuge des Klimawandels werde es Ereignisse wie ein Jahrhunderthochwasser künftig wahrscheinlich öfter geben als nur einmal im Jahrhundert.
Max Baum (FDP) forderte mit Blick auf künftige vergleichbare Einsatzlagen eine noch bessere Kommunikation der Stadtverwaltung mit den Bürgern. Er kritisierte als Alstadener zudem, dass zu Weihnachten einzelne Einsatzfahrzeuge, die Sandsäcke brachten, nicht nur mit Blaulicht, sondern auch mit Martinshorn durch den Stadtteil gefahren seien. Das habe unnötigerweise Panik und Angst in der Bevölkerung geschürt.