Oberhausen. Das erste Konzert im neuen Jahr ist bereits ausverkauft und ein „bulgarischer Autohändler“ rockt das Gdanska mit seiner „Motor Show“.

Ein stolzer Rückblick und ein vielversprechender Ausblick: So präsentiert sich Oberhausens Indie Radar Ruhr zur Jahreswende. Schließlich hatte Maximilian Janetzkis Konzertagentur erst im November eine Auszeichnung als bester Newcomer der Szene erhalten – wörtlich heißt es klangvoller „Best New Music Entrepreneur“. Und ins neue Jahr geht es am vertrauten „Firmensitz“ im Gdanska am Altmarkt gleich mit einem ausverkauften Abend. Doch Revelle bleibt noch für einen zweiten Abend und ein Zusatzkonzert am Sonntag, 11. Februar.

Wer also am Vorabend des Rosenmontags gepflegtere Klänge als karnevalistisches Umtata vernehmen möchte, hat nun eine zweite Chance, die Lieder der 22-Jährigen zu hören. Die Singer-Songwriterin bringt kleine Beobachtungen, Gedanken und Gefühle aufs Papier und macht daraus große Songs. Nur mit dem Klavier, ihrer Stimme und Texten, denen eine ganz eigene Poesie innewohnt. Mit ihren selbst veröffentlichten Songs hat es Revelle schon zahlreich auf die Deutschpop-Playlist des Streaminganbieters Spotify und zu mehreren Millionen Klicks geschafft.

Nur eine Woche später: „My Ugly Clementine“ klingt schon im Namen wie die verspielte wienerische Antwort auf die irisch-englischen Veteranen von „My Bloody Valentine“. Als „hässliche Clementinen“ präsentiert sich am Sonntag, 18. Februar, ein Trio gestandener Musikerinnen: Sophie Lindinger ist Teil des Pop-Duos „Leyya“, Mira Lu Kovacs füllt auch solo als Gitarristin und Songwriterin die Konzerthäuser und Nastasja Ronck spielt bei der österreichischen Indie-Formation „Sharktank“. Noch bevor die drei Clementinen einen Ton von sich gegeben hatten, war ihre erste Show in Wien schon ausverkauft. Und dank ihres 2020er Debütalbums mit dem fruchtigen Titel „Vitamin C“ erspielte sich die Band Auftritte auf renommierten Festivals vom „Primavera Sound“ in Barcelona bis zu Hamburgs Reeperbahn Festival.

Auch am Dienstag, 27. Februar, bleibt‘s im Gdanska bei österreichischen Klängen, man wechselt aber die Aromen – vom Fruchtigen ins Nussige: „Takeshi’s Cashew“ heißt die sechsköpfige Instrumentalband, die sich selbst „irgendwo zwischen Musikschulstrebern und Anarchoband“ einordnen und mit ausgefallenen Flöten, verwirrenden Gitarrenriffs, punktgenauer Perkussion, Vintage-Synths, hypnotisierenden Bässen und einer ordentlichen Brise Echo ihr Publikum betören wollen. „Enter J’s Chamber“, ihre aktuelle zweite LP, mischt groovy Rhythmen mit elektronischen Beats und hippieesk-psychedelischem Rock – analog eingespielt und in kräftigen Farben.

Durchstarterinnen aus Wien: Das Trio „My Ugly Clementine“ nennt das aktuelle Album folgerichtig „The Good Life“.
Durchstarterinnen aus Wien: Das Trio „My Ugly Clementine“ nennt das aktuelle Album folgerichtig „The Good Life“. © dpa | Rea von Vi

Österreich zum Dritten heißt es am Samstag, 2. März, wenn sich Sandra Hesch im Gdanska vorstellt: Mit über 770.00 Followern auf TikTok, über 105.000 Abonnenten auf Instagram und Songs, die auf Spotify die Millionen-Marke knacken, erreicht die 22-Jährige eine Vielzahl junger Menschen, denen sie eine Plattform zum Austausch bietet – nicht zuletzt, weil die Texte ihrer Songs einem Gespräch unter engen Freundinnen gleichen: „Für mich geht es in erster Linie um Empowerment“, meint Sandra Hesch: „Girls support Girls!“

LIN, der Gast am Mittwoch, 13. März, nennt sich nicht etwa Solokünstlerin, sondern „Soloband“, versiert an Drums, Synthesizer, Gitarre, Bass und Gesang. Aus Fußschaltern, Kabeln, Loop-Station und ihren Instrumenten baut sich die Berlinerin ein Cockpit für ihre Konzerte, um einen beeindruckenden Sound zu kreieren, der vielschichtig zwischen Elektro- und Pop-Sphären changiert. LINs englischsprachige Songs sind nicht nur tanzbar, sondern auch ausdrücklich politisch. Dafür stehen die Texte der queeren Künstlerin.

Das Gdanska am Altmarkt ist sein Büro: Maximilian Janetzki verspricht den Indie-Fans noch „viel mehr Konzerte“. Der Radar-Terminkalender werde laufend ergänzt.
Das Gdanska am Altmarkt ist sein Büro: Maximilian Janetzki verspricht den Indie-Fans noch „viel mehr Konzerte“. Der Radar-Terminkalender werde laufend ergänzt. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Bekannteste und mit 33,45 Euro für die Konzertkarte jedenfalls teuerste Attraktion des Indie-Vorfrühlings ist die Hamburgerin Antje Schomaker, zu erleben am Donnerstag, 14. März, und zwar im Ebertbad. Ihr zweites Album „Snacks“ vereint smarte und anspruchsvolle Lyrics, aber ist gleichzeitig so tanzbar, wie es dem unbeirrbaren Vorwärts ihrer Musik entspricht. Die am Niederrhein aufgewachsene 31-Jährige verweigert sich der deutschen Hit-Maschinerie – aber lässt sich nicht daran hindern, am laufenden Band potenzielle Hits zu produzieren. Entsprechend vollmundig firmiert Antje Schomaker auf der Indie Radar-Seite als „Deutschlands echtester Popstar“.

Zu guter letzt noch ein Flashback zum „New Stages South East“-Festival des Theaters Oberhausen, für das Maximilian Janetzki einen gewissen „bulgarischen Autohändler“ organisierte: so jedenfalls der Spitzname des Sängers und Produzenten Daniel Stoyanov aus Sofia. Angetrieben von seiner Leidenschaft für Sounds, Melodien und alte Autos sowie der Vision, als „Bulgarian Cartrader“ auf jedem großen Festival die bulgarische Flagge zu hissen, schrieb, spielte und produzierte er ein Album komplett allein in seinem Studio in Berlin. Jetzt wirft Stoyanov sich erneut in seinen Schaffellmantel, den Glücksbringer des Großonkels, um pünktlich zum Frühlingsanfang am Mittwoch, 20. März, mit seinen „Motor Songs“ das Gdanska zu rocken.

Ticketpreise von 15 bis 33,45 Euro

Die Eintrittspreise beim Indie Radar Ruhr sind recht weit gestaffelt: Revelle ist mit ihren beiden Auftakt-Konzerten bereits für 15 Euro zu erleben – doch diese Tickets könnten schon bald vergriffen sein. Der teuerste Act des Vorfrühlings ist der Abend mit Antje Schomaker im Ebertbad zu 33,45 Euro.

Maximilian Janetzki verspricht den Indie-Fans noch „viel mehr Konzerte“. Der Radar-Terminkalender werde laufend ergänzt. Online informiert indie-radar-ruhr.de