Oberhausen. Seit die A42 gesperrt ist, staut sich der Verkehr auf den Straßen. Auto oder Bus, wer kommt schneller an? Wir machen in Oberhausen einen Test.
Pendler sind Stress gewohnt, aber momentan ist es noch schlimmer: Wegen der Sperrung der A42 staut es sich in Essen, Bottrop und Oberhausen. Dazu setzt eine Krankheitswelle der Stoag zu, viel Busfahrer fallen aus. Und es wird NOCH schlimmer: Ab Freitag ist die Zugstrecke Emmerich-Oberhausen wegen Bauarbeiten gesperrt, außerdem drohen ab Montag neue Streiks bei der Bahn. Wow.
In den sozialen Netzwerken lädt sich der Druck ab, Bürgerinnen und Bürger regen sich über die Zustände auf, Wirtschaftsbetriebe beklagen schon jetzt einen hohen Schaden. Daher wollten wir selbst einmal wissen: Wie gut kommt man im Feierabendverkehr voran?
Wir wählten für den Vergleich zwischen Auto und Bus eine Strecke, die besonders belastet ist: Die Kreuzung Duisburger Straße/B223 am Centro und zu den Autobahnen A42/A516/A3. Startpunkt: Hauptbahnhof, Zielort: Sterkrader Tor, ein beliebtes Einkaufszentrum. Freilich: Das wird ein enges Rennen. Denn für den ÖPNV, der hier über die Trasse führt, gibt es schlimmere Strecken – etwa noch weiter in den Stadtnorden.
Wir verabreden uns für 16.15 Uhr. Beweisfoto, Fahrplanauskunft, Navi anschalten. Und los.
A42-Sperrung: Wie schnell kommt man mit dem Bus in Oberhausen voran?
Der SB90 Richtung Holten Markt steht schon zwei Minuten vor Abfahrt an Bussteig 1 am Oberhausener Hauptbahnhof. Ich muss laufen, um noch schnell bei der hinteren der drei Türen einzusteigen. Der Bus ist bis auf den letzten Platz besetzt, Fahrgäste stehen im Gang, im vorderen Bereich mehrere Kinderwagen. Viele junge Leute sind um diese Zeit unterwegs, ein paar Familien, eine ältere Frau mit Rollator wird später noch zusteigen. Dass Berufstätige wegen der A-42-Sperrung auf den Bus ausweichen, lässt sich zumindest auf dieser Route im Oberhausener Feierabendverkehr nicht beobachten.
Pünktlich um 16.27 Uhr fährt der Busfahrer los – und direkt auf die Trasse. Freie Fahrt! Feuerwache, Lipperfeld, irgendwo müssen zwei Kontrolleure eingestiegen sein. „Die Fahrscheine bitte.“ An der Haltestelle Neue Mitte leert sich der Bus, nur um noch mehr neue Fahrgäste aufzunehmen. Frischfleisch für die beiden Kontrolleure.
Der Weg über die Trasse verläuft ohne außerplanmäßige Stopps und sehr zügig. Olga-Park, Eisenheim, MAN Turbo. Der Bus bleibt voll um diese Zeit, die Fahrt beinahe rasant. Ich stelle mir vor, wie schnell ich von Essen an meinem Arbeitsplatz in Oberhausen sein könnte, gäbe es eine ÖPNV-Trasse, die beide Städte verbindet. Am Morgen habe ich für die elf Kilometer mehr als eine Stunde gebraucht, weil – mal wieder – eine Bahn ausgefallen ist.
Draußen wird es immer dunkler. Nächster Halt: Sterkrade Bahnhof. Viele Menschen steigen aus, wenige ein. Als wir weiterfahren, zeigt sich: Das war es mit der freien Fahrt. Auf einer Straße mit anderen Verkehrsteilnehmenden sind wir lange nicht so schnell unterwegs wie auf der Trasse. Der Verkehr auf der Friedrichstraße stockt. Die Ampel zeigt zwar grün, aber wir stehen. Rot, grün, rot, grün. Ich frage mich, an welcher roten Ampel Dominik gerade steht.
Die Leute im Bus wirken entspannt. Dank der ÖPNV-Trasse können ein paar Rotphasen den abendlichen Plänen nicht viel anhaben. Nach einem weiteren Stopp am Rathaus Sterkrade halten wir mit drei Minuten Verspätung um 16.46 Uhr am Hirsch-Center. Hier steige ich aus, überquere die Bahnhofstraße und bin mit Fußweg nach insgesamt 20 Minuten an meinem Ziel, dem Sterkrader Tor, angelangt – als Erste.
Aber Dominik lässt nicht lange auf sich warten. Nur fünf Minuten länger hat er gebraucht. Was den Heimweg angeht, hat er mit dem Auto aber wohl die bessere Wahl getroffen. Meine Bahn-App zeigt mir für die Strecke vom Sterkrader Tor bis zum Hauptbahnhof Essen nur Fahrten mit mehreren Umstiegen an. Den RE49 am Bahnhof Sterkrade habe ich verpasst, auch die S3 ab Oberhausen Hauptbahnhof werde ich nicht schaffen. Bleibt nur die Straßenbahn 112 – und wie am Morgen mehr als eine Stunde Fahrt.
A42-Sperrung: Wie schnell geht es mit dem Auto durch Oberhausen?
Ich sehe, wie Gesa zur Haltestelle läuft, und denke: „Zum Glück sitze ich im Warmen“, und schalte das Radio an. Das Navi brauche ich auch, weil ich nie weiß, wie man vom Hauptbahnhof wieder wegkommt.
Es geht gut voran, die rote Ampel an der Buschhausener Straße ist kein Problem, schon bin ich über die Abkürzung Hansastraße Richtung Centro unterwegs. Zwei Minuten erst rum, mehr als einen der sechs Kilometer geschafft. Aber auf dem Navi bahnt sich gelbes Ungemach an: Stockender Verkehr an der Kreuzung Mülheimer Straße/Duisburger Straße.
Ich stecke fest und mache mir erstmal keine Sorgen. Vor mir will einer tricksen und ein paar Autos überholen. Er wird empört zurechtgehupt. Ich bin gut in der Zeit. Doch irgendwann schaue ich etwas zu lange auf den Gasometer, irgendwie hakt es. 16.31, 16.32, 16.33 Uhr, und immer noch nicht auf der Konrad-Adenauer-Allee. Als ich es geschafft habe, hält die Freude nur kurz. Rote Bremslichter weit und breit. Unter den Middlesbrough-Brücken geht nichts mehr.
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Im Radio läuft ein Beitrag über klimafreundliches Fliegen. Das wäre jetzt gut, so in die Luft zu steigen. Ich rieche Abgase und schäme mich ein bisschen, dass ich immer noch einen Diesel fahre. Minuten um Minuten verstreichen. Erst an der Auffahrt zur A42 löst sich die Knolle.
Mich beschleicht, dass ich Glück gehabt habe. Auf der Strecke habe ich schon weitaus länger im Stau gestanden. Vielleicht schaffe ich es noch. Nur noch einen Parkplatz suchen. Aber da steht Gesa schon und grinst. Das nächste Mal fahren wir nach Königshardt in den Norden. Mit Umsteigen. Dann werden wir ja sehen...