Oberhausen. Der Feuerwerk-Verkauf ist in Oberhausen gestartet. Viele gelbe Nummernschilder auf den Parkplätzen. In einigen Märkten bleiben die Regale leer.

Im Kofferraum wird erst einmal umgeräumt. Cola-Flaschen versperren den Stauraum für Batterien kleiner Pappkästen, die untergebracht werden sollen. Michael de Winde hat zusammen mit Joris Paauw und den Söhnen Britt und Dani auf dem Lidl-Parkplatz am Brammenring alle Hände voll zu tun. Die befreundeten Familien sind extra aus Nord-Holland zwei Stunden lang nach Oberhausen gefahren. Das benachbarte Centro interessiert sie diesmal allerdings weniger. „Wir sind heute Morgen nur fürs Silvester-Feuerwerk nach Oberhausen gefahren.“

Diese Idee haben sie nicht allein. Auf dem Parkplatz sieht man am Donnerstag etliche gelbe Nummernschilder. Kunden laden spitz zugeschnittene Tüten mit Raketen in geöffnete Kofferraum-Luken. Auf bulligen Verpackungen stehen Namen wie „Heavy Metal“ oder „Laser“. Es ist der erste von drei Tagen, an denen der Verkauf von Raketen und Knallern der Kategorie F2 erlaubt sind. Bis Samstag versorgen sich Böller-Fans mit bunten und lauten Effekten. Und absolvieren dafür mitunter weite Wege.

Silvester 2023: Niederländer kaufen in Oberhausen ein - „Es liegt am Preis“

Dass Michael de Winde aus der Nähe von Amsterdam bis Oberhausen fährt, hat mehrere Gründe. „Feuerwerk kostet in Deutschland im Vergleich zu den Niederlanden nur die Hälfte. Außerdem gibt es hier eine größere Auswahl.“ Die Reisegruppe hat sich für 200 Euro mit Raketen und Leuchtbatterien eingedeckt. „Dafür lohnt sich die weite Fahrt.“

Auf den Besuch einer grenznahen Stadt haben die Niederländer bewusst verzichtet. „Da ist einfach viel zu viel los.“ In Oberhausen haben sie mehrere Supermärkte abgefahren und so auch bei einer Aldi-Filiale einen Shopping-Stopp eingelegt. „Bei uns ist der Verkauf deutlich bürokratischer. Kunden müssen ein Formular ausfüllen. Damit geht der Händler dann zu einem speziellen Bunker, wo die Feuerwerkskörper gelagert werden.“ In deutschen Supermärkten liegen die Sprüh-Raketen häufig frei zugänglich auf den Tischen.

Auch Marc Buffen kauft bei Lidl neben einigen Haushaltsartikeln etwas Buntes für die Silvesternacht ein. „Ich habe schon lange Zeit nichts mehr gekauft. Nun sind es ein Paket Raketen und ein paar Effektboxen, die man nur einmal anzünden muss.“ Knapp 50 Euro hat Buffen ausgegeben. Darin enthalten ist auch ein Paket mit Kinderfeuerwerk für seine Töchter. Mit Knallerbsen in bunten Schachteln.

Silvester 2023: Kunden zahlen fürs Feuerwerk oft zwischen 50 und 200 Euro

Nachdem das Feuerwerk für Privatpersonen in den Corona-Jahren 2020 und 2021 verboten war, meldete der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) im vergangenen Jahr mit rund 180 Millionen Euro Umsatz ein Rekordergebnis. Auch in diesem Jahr rechnen Branchenkenner mit einer Fortsetzung des Nachhol-Effekts.

Bei Rewe an der Fahnhorststraße steht das Feuerwerk zwischen der Gemüse-Abteilung und den Brotregalen. Kunden stochern in Körben mit überdimensionalen Wunderkerzen. Zwei Tische sind mit Knalligem gefüllt. Für die Blink-Batterie „Starlight“ muss man 10 Euro zahlen. Der Feuertopf „Furious“ kostet schon 16 Euro. Für die Komplettbox „Real Steel“ mit 160 Schuss, 40 Sekunden Brenndauer und 35 Meter Effekthöhe werden schon 20 Euro fällig.

„Etwas Feuerwerk hat bei uns Tradition. Darum geben wir jedes Jahr bis zu 100 Euro dafür aus. Böller kaufen wir kaum, eher bunte Effekte“, sagt ein Kunde auf dem Parkplatz. Dass viele Menschen das laute Feuerwerk ablehnen, kann er verstehen. Verbote lehnt er aber ab. „Das sollte jeder selbst entscheiden können.“

Silvester 2023: Einige Oberhausener Baumärkte verzichten auf den Verkauf

Während Fans der Fontänen und Heuler auf den Silvesterbrauch setzen, steht privates Feuerwerk bei Gegnern aus Umweltschutz- und Sicherheitsgründen alle Jahre wieder in der Kritik. Unsachgemäßer Umgang, auch unter Alkoholeinfluss, sorgt für volle Notaufnahmen in den Krankenhäusern. Auch die Oberhausener Feuerwehr hat reichlich zu tun, stockte ihr Personal zuletzt für die Silvesternacht vorsorglich auf. Vor elf Jahren verirrte sich eine Feuerwerksrakete im Reet-Dach des „Irish Pubs“ auf der Centro-Promenade. Das Gebäude brannte ab und musste abgerissen werden.

Die Verkaufsstellen von Knallern sind in Oberhausen trotz hoher Nachfrage geringer geworden. Baumärkte verkauften früher kartonweise Böller. Doch weder beim Hagebaumarkt von Ziesak an der Mülheimer Straße noch bei Hornbach am Brammenring ist in diesem Jahr Feuerwerk zu bekommen. Im Falle von Hornbach handelt es sich um eine bundesweite Entscheidung. „Wir haben uns schon 2019, insbesondere aus Gründen des Tier- und Umweltschutzes, dafür entschieden, ab 2020 kein Feuerwerk mehr anzubieten“, heißt es beim Unternehmen.

>>>Die Kategorien der Feuerwerkskörper

Die Gefährlichkeit von Feuerwerkskörpern ist in Kategorien eingeteilt. Knallerbsen und Silberregen gehören zur Kategorie F1. Sie dürfen ganzjährig, aber nicht an Jugendliche unter zwölf Jahren verkauft werden.

Raketen und Böller gehören zur Kategorie F2. Sie dürfen nicht an Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren verkauft werden und nur in den vorgeschriebenen Tagen vor Silvester. Außerdem dürfen sie auch nicht von Kindern und Jugendlichen gezündet werden - auch nicht unter Aufsicht der Eltern.

Darüber hinaus gibt es noch die Kategorien F3 und F4. Für diese sind spezielle Genehmigungen oder Ausbildungen nötig.

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