Oberhausen. Die Deutsche Bahn wollte das Reisezentrum Ende des Jahres schließen. Jetzt gibt es eine neue Entwicklung. Wie es in Oberhausen weitergeht.
Bahnreisende können auch im kommenden Jahr Tickets am Schalter in Oberhausen kaufen. Die Deutsche Bahn wollte aus wirtschaftlichen Gründen das Reisezentrum im Hauptbahnhof Ende des Jahres schließen. Doch jetzt steht eine Nachfolgelösung fest. Wie in Recklinghausen, wo ebenfalls das Reisezentrum geschlossen werden sollte, übernimmt die Transdev Vertrieb Gmbh den Standort. Das teilte ein Bahn-Sprecher auf Nachfrage dieser Redaktion mit.
Nach Angaben der Deutschen Bahn werden vier von fünf Tickets mittlerweile online oder über die App gekauft. Die Reisezentren in Oberhausen und Recklinghausen sollten deshalb zum Jahresende geschlossen werden. Doch die Enttäuschung darüber war groß: In Recklinghausen schaltete sich der Oberbürgermeister ein, kritisierte mit scharfen Worten die Entscheidung der Bahn. In Oberhausen machte sich der Unmut unter anderem in den Sozialen Netzwerken breit - und die Stadtspitze führte Hintergrundgespräche mit Verantwortlichen.
Reisezentrum in Oberhausen: Transdev übernimmt Teile der Räume
Am 20. November 2023 dann die Kehrtwende in Recklinghausen: Oberbürgermeister Christoph Tesche (CDU) verkündete erleichtert auf der städtischen Homepage, dass Transdev die Räume im neuen Jahr übernimmt und zwei Schalter einrichtet. Die vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) engagierte Firma hatte bereits einen Schalter in einer Buchhandlung.
Dieselbe Lösung gibt es nun auch am Standort Oberhausen: Transdev verkauft bereits im Hauptbahnhof in einer Buchhandlung Tickets für den VRR. Dieser Schalter wird nach Angaben der Deutschen Bahn „Anfang 2024“ umziehen. Transdev übernimmt einen Teil der Räume und erhält von der Deutschen Bahn eine Lizenz, um Tickets für den DB-Fernverkehr verkaufen zu können.
Der genaue Umzugstermin steht demnach noch nicht fest. Dafür können Bahnreisende darauf zählen, dass auch im kommenden Jahr Ansprechpartner im Hauptbahnhof für den Ticketverkauf bereitstehen. Denn gerade der Wegfall der Anlaufstelle wurde scharf kritisiert. „Leider vergisst man, dass Fahrgäste Menschen sind, denen man auch persönlich begegnen sollte“, lautete ein Vorwurf. „An die älteren Menschen wird kaum noch gedacht“, ein anderer.
Schließungspläne: Oberhausener Stadtspitze schrieb Protestbrief
Auch die Stadtspitze protestierte und schrieb einen Brief an die Deutsche Bahn. Im Hinblick auf die so wichtige Verkehrs- und Mobilitätswende sei es wichtig, den Bahnverkehr massiv zu stärken, hieß es aus Rathaus-Kreisen. Ein geschlossenes Reisezentrum trage nicht zur Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs bei. Die Links-Partei forderte den Erhalt des Reisezentrums: „Auch wenn die Verkäufe zurückgehen, kann die Deutsche Bahn nicht einfach dichtmachen. Sie hat dafür Sorge zu tragen, dass Reisende von A nach B kommen, das Profitargument zieht überhaupt nicht.“
Die Bahn hatte argumentiert, der Betrieb der Reisezentren in Recklinghausen und Oberhausen sei nicht mehr wirtschaftlich. Der anhaltende Trend zu digitalen Vertriebsformen habe dazu geführt, dass immer weniger Kundinnen und Kunden das Reisezentrum für den Kauf von Tickets oder Auskünften nutzen würden, sagte ein Bahn-Manager.
In der Region bestehen nur noch acht weitere Reisezentren - in Dortmund, Bochum, Gelsenkirchen, Essen, Duisburg, Hagen, Wuppertal und Düsseldorf. Außerdem übte die Bahn Kritik: Weil der VRR seit 2020 einen anderen Dienstleister mit dem Verkauf des vollen Tarifsortiments beauftragt habe, könne die Bahn selbst nur noch einen gewissen Teil verkaufen. Der Weiterbetrieb sei deshalb „wirtschaftlich nicht darstellbar“. Die Bahn kündigte im Sommer schon an, Gespräche über die Zukunft des Standortes zu führen. Diese waren offenbar erfolgreich.