Oberhausen. Nicht lange zögern, denn einige der festlichen Kleinkunst-Abende in der Badeanstalt am Ebertplatz sind bereits ausverkauft
Wenn im festlichsten Monat des Jahres allüberall die Glöckchen klingen, dürfen sich auch die Gastgeber im Ebertbad freuen: Denn die Kasse klingelt fröhlich mit. Einige der silbrig strahlenden Kleinkunst-Attraktionen in der Adventszeit sind bereits ausverkauft: Das gilt etwa für Nito Torres‘ immergrünen Mitsingabend „Weihnachten“ (am 3. Dezember). für „La Signoras Weihnachtsshow“, das Heimspiel von Carmela de Feo (am 11. und 12. Dezember), sowie für die Weihnachtsrevue „Akte X-Mas“ nur vier Tage vor der Bescherung.
Dennoch muss niemand tränenversalzene Trauerklöße backen, denn Überraschungen gibt‘s in Oberhausens wunderbarem Kleinkunsttempel doch noch einige. Besonders festlich gerät bereits der Termin des Künstlerfördervereins, der traditionell zur Adventszeit einen neuen Förderpreisträger auszeichnet. Am Sonntag, 3. Dezember, um 11 Uhr glänzt Levi Schechtmann mit einem Klavierprogramm zwischen Romantik und Moderne, von Rachmaninow bis Prokofiev. Mit einem Publikum von mehr als 150.000 Menschen auf Instagram und anderen Plattformen agiert der 24-jährige Hamburger als gefragtester Crossover-Künstler im Internet, der zudem seit seinem 16. Lebensjahr auch eigene Werke komponiert. Im Ebertbad wird er sein Solo-Recital mit zwei eigenen Jazz-Improvisationen einrahmen.
Vom bestens eingespielten Steinway-Flügel aus seligen „Missfits“-Zeiten zu einer ganzen Batterie elektronischer Keyboards: Der 35-jährige Tastenkünstler Martin Kohlstedt aus dem thüringischen Eichsfeld ist mit seinen Sphärenklängen von zart bis wuchtig ein gefragter Filmmusiker - und liefert am Montag, 4. Dezember, mit seiner zu großen Teilen improvisierten Electronica in der Badeanstalt ganz neue Klangfarben, in Szene gesetzt von aufwendiger Lichtshow.
Frau Gott und die penetrant jubilierenden Engelschöre
Diesem Debüt folgt vom Nikolausabend am Mittwoch, 6. Dezember, bis Samstag, 9. Dezember, ein viertägiges Heimspiel für Gerburg Jahnke: „Die Abrechnung“ zeigt sie wieder als jene Frau Gott, der das irdische Fußvolk ebenso auf den Geist geht wie die penetrant jubilierenden himmlischen Heerscharen. Zudem muss sie beständig die „Stoßgebete“ dem neuesten Weltgeschehen anpassen. Als höllisch guter Gegenspieler glänzt Nito Torres, an den Saiten zaubert Peter Engelhardt, schweigsam, aber stilsicher.
Den Heimspiel-Status haben „Basta“ zwar noch nicht erreicht, doch mit ihrem „X-Mas Special“ am Sonntag, 10. Dezember, dürfen die A-Cappella-Artisten sich längst zu den Stammgästen im Ebertbad zählen. Tollkühn verwandelt das Quintett Besinnlichkeit in Albernheit: „Jingle Bells“ wird als „Schinkenpelz“ zur Geschichte einer im Kühlschrank vergessenen Butterstulle, Wolfgang Petrys Uralt-Hit „Wahnsinn“ kündet bei Basta vom verzweifelten Versuch, knapp vor Weihnachten noch einen Tannenbaum zu ergattern und den „Skandal im Sperrbezirk“ der Spider Murphy Gang verlegen die frivolen Sänger kurzerhand ins biblische Betlehem, wo Joseph um seinen Ruf als Marias Verlobter kämpft.
Timm Beckmann hat in seine „Liga der außergewöhnlichen Musikerinnen“ indessen eine virtuose Entdeckung des Künstlerfördervereins aufgenommen: Die Pianistin Anke Pan glänzt also am Mittwoch, 13. Dezember, auch im kabarettistischen Kontext - und der WDR zeichnet die Umtriebe im klassisch geschulten Entertainment auf (muss ja nicht unbedingt stören).
Trost von René Steinberg: „Lasst uns froh und munter sein!“
Immergrün, trotz beträchtlichen Alters, zeigt sich „Ganz oder gar nicht - Ladies‘ Night“, die adventliche Mär von den vier Arbeitslosen, die in einer proletarischen Variante der „Chippendales“ live und auf gut beleuchteter Bühne blankziehen. Vom 15. bis zum 30. Dezember gibt‘s diese Inszenierung von Gerburg Jahnke an neun Abenden zu bewundern. Nur die Weihnachtstage sind denn doch ausgespart.
Wer der verpassten „Akte X-Mas“ nachtrauern sollte, könnte sich ja am Abend zuvor, am Dienstag, 19. Dezember, mit René Steinberg trösten. Der radiobekannte Mülheimer sieht sich durchaus in der Rolle jener Hirten in Bethlehem, denen der Engel ja auch keine Paybackpunkte verkündet hatte, sondern vor allem: eine große Freude. In diesem Sinne tröstet Steinberg alle vorweihnachtlich Gestressten: „Lasst uns froh und munter sein!“
Schöne Bescherung mit den Hits der Beatles
Eine besondere Liebesgabe unter vielen Christbäumen könnten in diesem Jahr die um 21 Lieder erweiterten Ausgaben des „roten“ und des „blauen“ Albums sein. Natürlich von den Beatles, inklusive „Now and then“, der wohl allerletzten Single der Fab Four. Und aus dem unsterblichen Oeuvre von über 200 Beatles-Songs schöpfen bekanntlich immer wieder Nito Torres, Peter Engelhardt und Co. wenn es kurz vor der Bescherung am Samstag, 23. Dezember, heißt: „Und mein Vogel kann singen“. Denn wisset: Auch Paul McCartneys „Blackbird“ zwitschert jetzt auf dem blauen Album.
Karten von 3 Euro (der Ticketgebühr für die eigentlich kostenlose Matinee des Künstlerfördervereins) bis zu 35 Euro (für „Basta“) gibt‘s im Ebertbad.