Oberhausen. Das Oberhausener Centro lässt nicht locker: Anfang Januar soll der vierte verkaufsoffene Sonntag in vier Monaten folgen – mit einem neuen Fest.
Verkaufsoffene Sonntage im Westfield Centro sind ein Quotenbringer: Aus halb NRW, sogar aus Belgien und den Niederlanden reisen Touristen, Besucherinnen und Käufer an, um in den knapp 230 Läden des Oberhausener Einkaufszentrums shoppen zu gehen. Die Zählmaschinen des Centro-Betreibers Unibail-Rodamco-Westfield erfassen an solchen Sonntagen 30.000 Besucher zusätzlich.
Traditionell öffnen die Geschäfte im Centro an Sonntagen im Herbst- und Winterhalbjahr: In diesem Jahr lockte bereits das Centro-Familienfest am 1. Oktober die Massen an und die Freizeit-/Reisemesse am 5. November. Schon genehmigt von der städtischen Politik ist der verkaufsoffene Sonntag am 10. Dezember: Von 13 bis 18 Uhr kann man zusätzlich zum Besuch des Centro-Weihnachtsmarkts auch noch im Einkaufszentrum selbst shoppen gehen.
Neues Kunst- und Kulturfestival feiert Premiere am und im Centro
Jetzt liegt auf den Tischen der Ratspolitiker ein neuer Wunsch des Centro-Managements: Die Läden sollen am Sonntag, 7. Januar 2024, ihre Türen für Kunden öffnen dürfen. Das hat durchaus Tradition – denn rund um den Tag der Drei Heiligen Könige (6. Januar) hat das Centro mit unterschiedlichen Begründungen oder Veranstaltungen bereits in den vergangenen Jahren einen verkaufsoffenen Sonntag organisiert.
Doch diesmal haben sich Centro-Manager Andreas Ulmer und Marketing-Managerin Kathrin Hocke ein neues, zweitägiges Spektakel überlegt, das Bürgerinnen und Bürger am Samstag, 6. Januar und am Sonntag, 7. Januar anzieht: „Arts ‘n’ Acts – das Kunst- und Kulturfestival“ soll als Premiere für „öffentliches Interesse“ sorgen. Denn das ist nach dem seit 2018 recht liberalen NRW-Ladenöffnungsgesetz Voraussetzung dafür, dass die Stadtpolitik ausnahmsweise einen verkaufsoffenen Sonntag genehmigen darf. Denn grundsätzlich gilt es, den Schutz der Sonn- und Feiertagsruhe zu bewahren.
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Auf eigenen Bühnen und Aktionsflächen mitten im Centro werden sich beim neuen Zwei-Tage-Kulturfestival die bekannten Oberhausener Kulturinstitutionen mitten im Rummel der Käufer und Käuferinnen genauso vorstellen, wie einzelne Künstler. Zugesagt haben bereits das Theater Oberhausen mit ihren neuen Tänzern von „Urban Arts“, das Ebertbad, die Ludwiggalerie, der Konzertveranstalter Indie Radar, das Theater an der Niebuhrg und die Musik-Produzenten der „Tresohr Studios“. Zum „Rudelsingen“ lädt Nito Torres ein, Klavier-Kabarettist Matthias Reuter ist genauso angefragt wie das Sinfonieorchester Ruhr, das wohl nur am Samstag einen Kurzauftritt hinlegen wird – mit Blick auf die Neujahrskonzert-Premiere am Sonntag.
Musikwettbewerb für junge Musikerinnen und Musiker im Centro
In besonderen Ausstellungsräumen erhalten lokale Künstlerinnen die Chance, ihre Kunstwerke einem breiten Publikum bekannt zu machen. Die Besucher selbst können aber nicht nur schauen, sondern auch in kreativen Kunst-Workshops mitmachen – mit Malerei, Collagen oder Skulpturen. Zudem bietet das Theater Oberhausen Tanz-Workshops für Kinder an. Wer als Jungmusiker eine Live-Karriere anstrebt, kann sich beim neuen Centro-Musik-Contest bewerben – der Sieger erhält eine Auftrittsgarantie auf der großen Bühne bei einer nächsten Centro-Veranstaltung, inklusive Gage.
An beiden Tagen des neuen Kunst- und Kulturfestivals erwartet die Centro-Leitung zwischen 120.000 und 140.000 Besucher – inklusive der rund 30.000 Gäste, die zusätzlich durch die verkaufsoffenen Läden angelockt werden.
Schirmherr der gesamten Kultur-Show im Centro ist Hajo Sommers, der frühere Ebertbad-Chef und RWO-Präsident. Er lässt sich im Konzeptpapier des Centros zitieren mit den Worten: „Die Vielfältigkeit und Weltoffenheit, die Oberhausen und die gesamte Region repräsentieren, werden sich in der kulturellen und künstlerischen Vielfalt der Darbietungen des ,Arts ‘n’ Acts’-Festivals widerspiegeln.“
Evangelische Kirche lehnt den verkaufsoffenen Sonntag im Centro ab
Während der Handelsverband Ruhr sich über den ersten verkaufsoffenen Sonntag des Centros im neuen Jahr freut, hofft die Evangelische Kirche, dass die Politik den Antrag ablehnt. „Aus grundsätzlichen Überlegungen zum Schutz des Sonntags“ lehnen die Protestanten die Bitte des Centros ab, da es sich um eine erstmalig durchgeführte Veranstaltung und keine Brauchtumsveranstaltung mit Tradition handelt.
Die Handelsgewerkschaft Verdi verweist zwar auf den im Grundgesetz geforderten Schutzauftrag des Gesetzgebers, ein Mindestniveau des Sonn- und Feiertagsschutzes zu gewährleisten, lehnt den Antrag aber nicht strikt ab, sondern äußert nur Bedenken: „Wir behalten uns vor, gegen rechtswidrige Sonntagsöffnungen gerichtlich vorzugehen.“ Verdi hatte mit einer Klage gegen die Sonntagsöffnung im Centro Anfang des Jahres 2017 Erfolg – das Einkaufszentrum durfte seine Geschäfte nicht öffnen, weil es damals nach Auffassung der Gerichte keinen besonderen Anlass dafür gab.
Der Rat der Stadt hat mehrheitlich für den verkaufsoffenen Sonntag gestimmt, damit ist der Weg für die Premiere des Kulturfestivals frei.
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