Oberhausen. Neues Leben für eine alte Gartenanlage: Hier sollen Oberhausener schon bald kostenlos Obst und Gemüse ernten. Mitstreiter werden noch gesucht.

„Das Interesse ist riesig.“ Andrea Auner sieht die künftigen blühenden Landschaften schon jetzt vor sich. Die Leiterin des Quartiersbüros Oberhausen-Ost und ihre Mitstreiter wollen einen Teil einer alten Parkanlage in einen Obst- und Gemüsegarten (zurück) verwandeln. Ein Dorf im Dorf soll hier entstehen, ein kleines Paradies für Anwohnerinnen und Anwohner, in dem sie selbst Erdbeeren und Kohlrabi säen und ernten können. Sie müssen dafür nur eines tun: mitmachen.

Es ist kalt und nass. Nur wenige Spaziergänger sind im Uhlandpark unterwegs. Das Gelände, um das es geht, liegt direkt hinter dem Jugendzentrum Parkhaus. Der erste Blick macht klar: Das wird nicht leicht. Zehn Hochbeete aus verrottetem Holz sind unfreiwillig zur neuen Heimat wilder Akazienbäume geworden. Die australischen Einwanderer haben sich fleißig selbst ausgesät und recken ihre stacheligen Äste bereits in luftige Höhen. Umsäumt wird die Anlage von zentimeterhohem Unkraut samt Gras, etwas abseits behaupten sich drei kleinere Obstbäume. Relikte aus besseren Tagen, die im Sommer zur Freude der Jugendlichen noch immer reichlich Kirschen und Äpfel abwerfen. Die Idee des Obst- und Gemüsegartens ist – wie die Hochbeete belegen – nicht neu.

Betreut worden war die alte Anlage ursprünglich unter anderem von den Jugendlichen der offenen Sozialeinrichtung Parkhaus, die die Räume der damaligen benachbarten Knappenschule mit nutzen konnten. Doch die Schule wurde abgerissen. Auf ihrem Gelände entstand der Neubau für die städtische Kindertageseinrichtung Am Uhlandpark. Auch die Jugend des Brücktorviertels erhielt ein eigenes, neues Jugendzentrum. Doch bis die Neubauten standen, herrschte im Uhlandpark mangels Leitungen schlicht Wassermangel. Das Gelände verwahrloste.

Der Tag der Nachbarn im Uhlandpark wurde zur Ideenbörse

Andrea Auner vom Quartiersbüro Oberhausen-Ost.
Andrea Auner vom Quartiersbüro Oberhausen-Ost. © FUNKE Foto Services | Lars Fröhlich

Das ist nicht nur Andrea Auner ein Dorn im Auge wie sie im Mai 2023 bei einer Beteiligungsaktion im Uhlandpark zum „Tag der Nachbarn“ erfuhr. Das Quartiersbüro Oberhausen-Ost und das Immobilienunternehmen Covivio verschenkten unter dem Motto „Die Nachbarschaft blühen lassen“ vor Ort Tagetes-Pflanzen an Besucherinnen und Besucher. Auf Postkarten wurden die Wünsche der Gäste zur Gestaltung des Bürgergartens im Uhlandpark notiert. Viele machten mit. Dabei wurde schnell klar: „Das Interesse an der Gartenanlage ist groß.“

Die Ergebnisse dieser Befragung wurden im September 2023 bei der Stadtteilkonferenz „Forum Oberhausen-Ost“ vorgestellt. „Im nächsten Schritt sollen Expertenvorschläge für die Umsetzung der Ideen aus der Nachbarschaft eingeholt werden“, erläutert Andrea Auner. Zwei sichere Unterstützer hat sie schon an Bord: Die städtische Kita Am Uhlandpark und das Jugendzentrum Parkhaus.

Spezielle Hochbeete zum Gärtnern für Menschen mit Behinderung

Doch dabei soll es nicht bleiben. Denn möglichst viele Anwohnerinnen und Anwohner des Brücktorviertels sollen begeistert werden. „Auch einige Seniorinnen und Senioren haben uns schon signalisiert, dass sie gerne mitgärtnern möchten.“ Gleiches gelte für Familien. Aber auch diesen Vorschlag möchte Andrea Auner unbedingt umsetzen: „Es soll Hochbeete geben, an denen auch Menschen im Rollstuhl problemlos säen und ernten können.“ Neue Sitzgelegenheiten und eine öffentliche Toilette sollen das Angebot im Uhlandpark künftig abrunden.

Frische Lebensmittel, direkt vor der eigenen Haustür preiswert produziert und verspeist, sind das eine Ziel. Das andere: „Die Menschen im Viertel einander wieder näher bringen, ein Dorf im Dorf gründen.“ Für kaum einen anderen Stadtteil ist dies so wichtig wie für Oberhausen-Ost.

Wasserleitungen fehlten

Über Jahre konnten die Hochbeete nur über einen Wassertank versorgt werden. Mit Unterstützung der Kindertageseinrichtungen St. Michael und Strickersweg wurden die dort angelegten Erdbeerbeete und Blumen von den Kindergartenkindern zunächst weiter gegossen.

Mit Hilfe des Jugendtreffs „Parkhaus“ und der Stadtteilmaßnahme des „Zentrums für Ausbildung und Qualifizierung“(ZAQ) wurden auch immer wieder Instandsetzungen vorgenommen. Doch mittlerweile sind die Hochbeete allzu sehr in die Jahre gekommen. Eine Neuanlage des Bürgergartens steht an.

Das zeigen auch die Zahlen der letzten Sozialraumanalyse für diesen Stadtteil aus dem Jahr 2020: Im Marienviertel-Ost und im Brücktorviertel leben stadtweit die meisten alleinerziehenden Eltern. Geprägt sind beide Viertel von einer auffällig hohen Arbeitslosengeld-II-Quote, Kinderarmut und Altersarmut. Fast jedes zweite Kind im Marienviertel-Ost wächst in einem von Armut geprägten Haushalt auf. Aber beide Viertel trumpfen auch mit einem unschlagbaren Plus: „Nirgendwo sonst in Oberhausen leben so viele junge Menschen wie hier.“ Und zumindest einen Teil davon hat das Quartiersbüro für sein Projekt ja auch schon gewinnen können. Um den Abriss und den Wiederaufbau geht es dabei nicht. Das soll eine Firma übernehmen. Aber alle, die künftig Spaß daran hätten, im Uhlandpark wieder Obst und Gemüse anzubauen und zu ernten oder die dabei helfen möchten, die Anlage in Ordnung zu halten, können sich direkt an Andrea Auner wenden. Kontakt: 0151 15659516 (Handy) oder einfach persönlich im Quartiersbüro, Marienburgstr. 14, Bürozeiten: dienstags und donnerstags von 14 bis 18 Uhr.

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