Oberhausen. Ein neues Jugendzentrum im Brücktorviertel hat die Gemüter der Politik erhitzt: Die Container wirkten billig. Im Alltag zeigen sich nun Tücken.

Die vier blauen Blechkisten am Uhlandpark in Alt-Oberhauen sind nun mit Holz verkleidet und sehen jetzt von außen sogar schick aus. Doch wer durch die Eingangstür geht, bemerkt schnell: Sonst hat sich an den von der Politik vor einem Jahr kritisierten Containern in Billigbauweise nicht viel verändert. Die Feuertaufe hat das neue Jugendzentrum Parkhaus aber überstanden: Es wird inzwischen täglich von über 30 Jugendlichen genutzt.

Die vor einem Jahr für 250.000 Euro fertiggestellten Container-Bauten sind Ersatz für die Räume der abgerissenen Knappenschule, die das alte Jugendzentrum Parkhaus lange Zeit nutzte. Denn die bewährte Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche aus dem Uhland-, Knappen- und Brücktorviertel wollte die Politik unbedingt erhalten.

Die Stadt stellte für den Neubau des Jugendzentrums 250.000 Euro bereit

Bei einem Ortstermin der Linken Liste im Dezember 2018 entstand diese Aufnahme von der Rückseite des in Containerbauweise errichteten neuen Jugendzentrums „Parkhaus“ in Oberhausen.
Bei einem Ortstermin der Linken Liste im Dezember 2018 entstand diese Aufnahme von der Rückseite des in Containerbauweise errichteten neuen Jugendzentrums „Parkhaus“ in Oberhausen. © Linke Liste

Doch das im Auftrag des Oberhausener Gebäudemanagements GmbH (OGM) errichtete Bauwerk schockierte vor einem Jahr alle Parteien und den Jugendzentrumsbetreiber Kurbel: Vier Containerkisten bieten zwar rund 200 Quadratmeter für vier Räume und ein Mini-Büro im ersten Stock, lassen ansonsten aber viele Wünsche offen. Die Deckenhöhe von 2,60 Metern macht klar: „Sport und Bewegungsspiele mit Springen und Hopsen gehen hier ohne Blessuren gar nicht“, sagt Kurbel-Geschäftsführer Ulrich Klein.

Die Rollläden klappern schon jetzt im Wind. Der immerhin bunte Linoleumboden glänzt durch Stückwerk-Verlegung und beginnt bereits, erste Stolperwellen zu bilden. Stephan Kutsch und Anja Rustemeyer (Jugendzentrum Parkhaus) aber vermissen Abstellflächen. „Der Basketballkorb im Flur gehört da ja gar nicht hin, aber wir haben hier kaum Stauraum.“

Wenn die Bands üben, rappeln die Containerwände

Außerdem ist die Akustik in den Blechbauten äußerst schlecht. „Wenn die Bands üben, rappelt es im Karton, dann wackeln die Containerwände – das beeinträchtigt die Arbeit aller anderen“, ärgert sich Kutsch. Schon allein der Geräuschpegel durch die täglich über 30 Jugendlichen selbst sei durch die fehlende Dämmung hoch. Und so hoffen alle auf den Sommer. „Dann ist der Großteil draußen unterwegs“, erklärt Kutsch. Die Nähe zum Uhlandpark und zum Hochseilgarten habe sich bewährt.

Auch interessant

Kurbel-Finanzgeschäftsführer Yamfu Tekasala plagen ganz andere Sorgen: „Der milde Winter dürfte die Heizkosten in Grenzen halten, aber wie sieht das an kälteren Tagen aus?“ Anja Rustemeyer ergänzt: „Halten Sie mal die Hand an die Wand, da zieht es durch, auch bei geschlossenen Fenstern.“

Sie sind der Stadt trotz alle Mängel für das neue Jugendzentrum dankbar: (v.l.) Angelika Kampmann, GOT Sterkrade, Yamfu Tekasala, Geschäftsführer Kurbel, Anja Rustemeyer und Stephan Kutsch, Jugendzentrum „Parkhaus“, Cindy Bach, TOT Lirich, und Kurbelgeschäftsführer Ulrich Klein vor dem neuen „Parkhaus“.
Sie sind der Stadt trotz alle Mängel für das neue Jugendzentrum dankbar: (v.l.) Angelika Kampmann, GOT Sterkrade, Yamfu Tekasala, Geschäftsführer Kurbel, Anja Rustemeyer und Stephan Kutsch, Jugendzentrum „Parkhaus“, Cindy Bach, TOT Lirich, und Kurbelgeschäftsführer Ulrich Klein vor dem neuen „Parkhaus“. © FUNKE Foto Services | Gerd Wallhorn

Dabei sind die Kurbel-Mitarbeiter der Stadt trotz allem sehr dankbar: „Sie hat uns einen Neubau angeboten und finanziert – das hätte sie ja gar nicht tun müssen.“ Nur das Ergebnis, das hätten sie sich halt anders vorgestellt.

OGM und Stadt Oberhausen verteidigen den Container-Bau

Gegen diese Kritik setzen sich OGM und Stadt zur Wehr. „Bei dem Gebäude handelt es sich um eine Containerbauweise – dies war allen Beteiligten, auch den Mitarbeitern des Trägers, bewusst“, schreiben sie in einer Stellungnahme.

Der Bauantrag sei entsprechend der Wärmeschutzverordnung eingereicht und von der Stadt genehmigt worden. Alle Auflagen der Bauordnung seien erfüllt worden. Die Raumeinteilung sei mit der Kurbel abgesprochen worden. „Die eingebauten Fenster und Rollläden entsprechen den gesetzlichen Baurichtlinien und erfüllen die Anforderungen an vorgeschriebenen Schall- und Wärmeschutz.“

Zum Sport in die St.-Michael-Schule

Um mit den Jugendlichen Sport treiben zu können, weichen die Mitarbeiter des Jugendzentrums Parkhaus auf die Sporthalle der ehemaligen St.-Michael-Schule aus.

Trotz aller Schwächen der Containerbauweise: Mehr als 30 Jugendliche besuchen die Einrichtung täglich. Die Kids haben ihr neues „Parkhaus“ offensichtlich gut angenommen.

Der Linoleumboden sei in Bahnen verlegt worden. „Somit ist es gut möglich, dass an den Übergängen Material eingepasst werden musste. Sollten sich jetzt Bodenteile lösen, so handelt es sich um einen Mangel, der im Rahmen der Gewährleistung behoben werden muss“, so die OGM. Die Firma sei bereits angeschrieben worden.