Oberhausen. In der krisengebeutelten Oberhausener Innenstadt betreiben Mutter und Tochter erfolgreich eine Mode-Boutique. Am 9. November wird gefeiert.
- Seit 25 Jahren betreiben Marlies und Britta Randebrock das Modegeschäft Ars Vivendi an der Elsässer Straße in Oberhausen
- Das Geschäft ist in Zeiten von Kriegen, Krisen und Energiewende schwieriger geworden, doch Mutter und Tochter stehen hinter ihrem Laden
- Ihr 25-jähriges Geschäftsjubiläum feiern die Chefinnen von „Ars Vivendi“ am Donnerstag, 9. November, ab 11 Uhr an der Elsässer Straße 43
Ein Geschäft wie eine Mode-Oase: Im Concept Store „Ars Vivendi“ an der Elsässer Straße locken die schönen Dinge des Lebens – und lassen in ihrer bunten Pracht den Kundinnen die Sinne schwinden: funkelnde Kristallarmbändchen, kuschelige Wollpullover, weiche Leder-Handtaschen, ausgefallener Schmuck aus Indonesien. Kleinigkeiten aus den Bereichen Kleidung, Einrichtung und Geschmeide laden, liebevoll in Regalen, auf Tischen und Stühlen drapiert, zum Stöbern und Shoppen ein – seit 25 Jahren schon. Es ist das Reich von Marlies und Britta Randebrock. Mutter und Tochter haben in diesen vielen Jahren als Inhaberinnen eines Innenstadt-Geschäftes so einiges erlebt.
Früher, erinnert sich Marlies Randebrock (76), da haben sie vor dem Weihnachtsgeschäft „eimerweise“ Schleifchen gebunden, weil sie sonst beim Geschenke-Einpacken nicht hinterhergekommen wären. „Heute“, sagt die Senior-Chefin, „gibt es gar kein Weihnachtsgeschäft mehr.“ Die meisten Leute würden ihre Präsente online kaufen. Und dabei auf die aufwendigen Dekorationen verzichten – „mit echten Blumen“ – die es so nur in einem inhabergeführten kleinen Geschäft gibt. Manche Kundin habe noch Wochen nach dem Fest nichts ausgepackt: „weil es einfach so schön aussah und ihr zu schade war“.
Shopping in der Oberhausener City: Früher saß das Geld lockerer
Marlies Randebrock ist wehmütig, wenn sie von den guten alten Zeiten erzählt, als die Marktstraße und die „Elsässer“ voller Leben waren. Als die Geschäfte florierten, die Menschen zum Bummeln kamen – auch die, die Geld ausgeben konnten und wollten. Für etwas Besonderes, etwas Einzigartiges und wenn es noch so unnötig war. „Wir verkaufen Luxusartikel“, sagt Britta Randebrock (52) frei heraus, „aber Dinge, die das Leben schöner machen.“ Dass dieses Konzept in Zeiten von Kriegen, Krisen und Energiewende schwieriger geworden ist, spüren sie längst. Und: In der Corona-Zeit hätten sich viele ans Onlineshopping gewöhnt.
„Aber wir wollen nicht nur meckern“, beteuern beide Frauen. „Es ist wichtig, auch mal positive Vibes zu verströmen“, meint Britta Randebrock. Mit ihrer Idee von „brutal ehrlicher“ persönlicher Beratung, von einer Wohlfühlatmosphäre mit vielen Lichtquellen, Musik und frisch gebrühtem Kräutertee (heute die Sorte „Frauen-Power“) heben sie sich stark ab von den anderen Läden in der Umgebung. Viele Leerstände und eine Schar von Imbissen und Barbieren formen schon seit Jahren das Gesicht der City. Ein Geschäft wie „Ars Vivendi“ wirkt da fast wie von einem anderen Planeten.
Das Publikum vor ihrer Türe beäugen Mutter und Tochter – auch unter modischen Gesichtspunkten – kritisch. Doch sie würden auch die Verbesserungen sehen, sagen die Geschäftsfrauen. Die angestrebte Dreiteilung der Marktstraße mit Handel, Wohnhäusern und Gastronomie sehen sie positiv und auch über die Neueröffnung von „La Maddalena“ und „Café Tropical“ hätten sie sich gefreut. Und auch wenn sie ihren Stammkundinnen dankbar sind für ihre Treue, erwarten sie sehnlichst die Eröffnung des Lehrerausbildungszentrums an der Marktstraße und damit eine Schar von neuen Kundinnen (für Herren gibt es neuerdings auch ein kleines Sortiment!).
Parken in der Innenstadt: Kosten sind ein großer Standort-Nachteil
Was besser laufen könnte: Einige Eigentümer von Innenstadt-Immobilien würden horrende Mieten verlangen und damit neue Geschäftsideen verhindern. Und: Die Stadt sollte ihrer Meinung nach weniger rigoros bei der Kontrolle des – viel zu geringen – Parkraums vorgehen. „Im Centro und im Bero können alle gratis parken. Bei uns haben die Kundinnen immer im Hinterkopf: Ich muss schnell machen, meine Parkuhr läuft ab.“ Ein großer Standort-Nachteil sei dies. Ihre Idee: Im November und Dezember beispielsweise das Parken kostenlos erlauben, um den Geschäften in der City mal Aufschwung zu geben.
Pullis für 39 Euro, Armbändchen für 6 Euro, ein Zweiteiler aus Strick für 69 Euro – nicht alles, was man bei „Ars Vivendi“ erstehen kann, ist unbezahlbar. Doch das würden viele denken, die noch nie hereingekommen sind, sagt Marlies Randebrock. Neulich hätten sie dies von einer Mutter und ihrer Tochter erfahren, die nach dem Kauf von zwei pinken Bomberjacken zu Stammkundinnen geworden seien. Die meisten kämen in der Mittagspause vorbei, zum kurzen Abschalten für die Sinne (es duftet auch gut!). Einige vertrödelten bei ihnen die Zeit bis zum Filmbeginn im Kino. Am liebsten seien ihnen natürlich jene, die etwas mitnehmen. Dabei hätten sie eingesehen: Kostspieliges wie eine 800-Euro-Lampe oder teurer handgefertigter Schmuck sind inzwischen kaum verkäuflich. Sie werden krass im Preis reduziert – obwohl besondere Stücke ja den Laden ausmachen, wie Britta Randebrock bemerkt.
Kundinnen wie Annette Bülles lieben den eigenen Stil von „Ars Vivendi“ und wünschen sich weitere solcher Geschäfte für die Oberhausener Innenstadt. Sie lobt die schöne Atmosphäre und das abwechslungsreiche Sortiment. „Ich möchte nicht nur Ketten haben“, meint die 61-Jährige. „Wir wünschen uns Qualität“, pflichtet ihre Schwester Elisabeth Martucci (65) ihr bei. Ins Einkaufszentrum gehen sie beide gar nicht gerne, sie fühlten sich dort überflutet. Das macht Hoffnung für die Randebrocks, dass ihr Geschäft auch in Zukunft seine Fans finden wird.
>>> Geburtstagsparty mit Sekt und Einkauf ohne Ladenschluss
Ihr 25-jähriges Geschäftsjubiläum feiern die Chefinnen von „Ars Vivendi“ am Donnerstag, 9. November, ab 11 Uhr an der Elsässer Straße 43. Anstoßen, Klönen und Einkaufen ist das Motto. Neugierige, Kundinnen – und auch Kunden – sind herzlich willkommen.