Oberhausen.

Wer braucht schon Lampen aus Straußeneiern mit einem Stiel aus dem Horn eines Springbocks oder italienische Schalen aus hochwertigem Silber? „Brauchen“ streng genommen vielleicht nicht, antwortet Marlies Randebrock mit dem Zitat eines französischen Denkers: „doch das Überflüssige ist das eigentlich Notwendigste“.

In diesem Sinne hat die Inhaberin des Deko-Geschäfts „Ars Vivendi“ an der Elsässer Straße viel Notwendiges zusammengetragen. So sind etwa die Obstschalen und Lampen ihrer „Lebenskunst“ eben nicht nur ein funktionales Gefäß für Früchte, sondern tragen die ästhetische Botschaft, die reine Schönheit zu verkörpern – das süße Nichts.

Marlies Randebrock hat es zuvor selbst auf ihren Reisen aufgespürt: Steine etwa, eine Art Achate, fand sie in den Flüssen Javas und lässt daraus in einer Manufaktur Ringe nach Maß herstellen. „Jeder Stein ist einmalig“, sagt sie, quasi handverlesen. In den Rahmen eines ausgedienten Holzfensters ließ sie einen Spiegel einsetzen, „60 bis 70 Prozent lasse ich selbst anfertigen“, sagt sie.

Zwischen Affen und Hühnern

Anderes entdeckte sie auf exotischen Märkten in Afrika und Asien „zwischen Affen und Hühnern“, erzählt die Reiselustige, und wie viel süßer ist die schöne „Beute“ für ihre Kunden, wenn sie um deren Geschichte wissen. Und Marlies Randebrock hat schon einige auf Lager: Geschichten, auch melancholische, etwa über Ritual-Figuren, die Mütter in Togo, Ghana und Benin als Erinnerung an ein verstorbenes Kind bei sich tragen.

An glücklichere Zeiten erinnert ein javanisches Hochzeitspaar, das aus einem Holzklumpen geschnitzt wurde, oder lächelnde Buddhas – „sie müssen immer lächeln“, sagt sie. Oder eine winzige „Box“, in der ein Schamane seine „Medizin“ verwahrt haben könnte.

Die Sammlung an Kleinodien von „Ars vivendi“ ist damit so überraschend ungewöhnlich wie auch erlesen: „Ich habe nur Dinge, die ich selbst schön finde“, sagt Randebrock. Ob dies im „Trennungsfall“ zu Herzleid führt? Nein, es sei schön zu sehen, wenn sich andere auch so über die Schönheit freuen wie sie. Begonnen hat Randebrock ihr Geschäft mit der „Lebenskunst“ übrigens vor rund 13 Jahren, nachdem ein Kunststudium vielleicht keine Arbeit, aber die Arbeit in einer Apotheke wiederum zu wenig Abwechslung bot.

Mehr Engagement

Eine inzwischen gewachsene Stammkundschaft sorgt für Umsatz, wenn das Geschäft am Ort auch nicht immer einfach ist: Denn die Elsässer Straße könnte mehr Laufkundschaft und weniger Leerstand gebrauchen – und das ist nicht nur eine Frage der Ästhetik.

Mehr Kundschaft, weniger Leerstand – aber wie? Marlies Randebrock will daran selbst etwas ändern: Im September will sie die Schaufenster des ehemaligen Ledergeschäfts gegenüber dekorieren, damit der seit Jahren leerstehende Laden wenigstens schöner wirkt. Die Erlaubnis des Eigentümers hat Randebrock bereits, „ich bin gespannt, wie die Menschen reagieren werden.“