Oberhausen. Oberhausen soll am Brammenring eine moderne Skyline bekommen. Das ehemalige Stahlwerksgelände soll sich auch als Forschungsstandort etablieren.
Wer in den 2030er Jahren mit dem Zug aus Richtung Altenessen nach Oberhausen einfährt, soll nicht mehr auf ein weitgehend leer gefegtes Stahlwerksgelände blicken, sondern auf eine lebendige Stadtlandschaft mit attraktiven Wohngebäuden und zukunftsträchtigen Hightech-Unternehmen.
Die Verwaltung hat dafür bereits bekanntlich den Rat von namhaften Planungsexperten gesucht, hat den Masterplan Neue Mitte vom Frankfurter Büro „Albert Speer & Partner“ (AS+P) erarbeiten lassen. In der Bezirksvertretung Alt-Oberhausen und im Planungsausschuss liegt den Politikern nun eine Konkretisierung dieser Vorstellungen vor – mit verblüffenden Details.
Die Zukunft am Brammering und seinem gesamten Umfeld beschäftigt die Politik ja schon seit längerem. Die Neue Mitte soll hier zu einem kompletten Stadtviertel wachsen. Am südlichen Rand des Stahlwerkgeländes – wo man bislang vor allem auf Topgolf und dahinter liegendes verstreutes Gewerbe blickt – entsteht nach den jetzt neu vorliegenden Vorstellungen der Planer zwischen dem Brammenring und der Bahntrasse „eine neue städtebaulich ausgeprägte und dominante Stadtsilhouette, die sich durch eine höchsturbane Mischnutzung von Dienstleistungen, Wohnen und Gewerbe auszeichnet“.
Neue Mitte soll zu einem kompletten Stadtteil werden
Wer sich in die aktuelle Verwaltungsvorlage dazu vertieft, kommt schnell ins Staunen: Da ist von einer „städtebaulich prominenten Abfolge von verschiedenen Baukörpern, Hochpunkten und Sichtachsen“ direkt an der Bahntrasse Altenessen-Oberhausen die Rede. Mit einem zwei- bis viergeschossigen Sockel, geeignet für Geschäfte, sollen die neuen Baukörper dem Brammenring hier ein urban-lebendiges Stadtgesicht geben. Die Planer nennen das eine „attraktive städtebauliche Adressbildung“.
Gegliedert in bis zu fünf mögliche Teilprojekte könne ein Gebäudeensemble mit bis zu 70.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche entstehen. Die Nähe zum Fraunhofer Institut Umsicht biete dabei die große Chance, forschungsnahes Gewerbe und entsprechende Dienstleistungen anzusiedeln, kombiniert mit attraktiven Wohnungen und Einkaufsmöglichkeiten.
Ein Wohngebiet mit neuer Kita und neuer Grundschule („Quartier der Möglichkeiten“) ist im östlichen Teil der Brachfläche ja schon länger Teil der Brammenring-Überlegungen. Die städtebauliche Entwicklung dazu soll mit Hilfe passgenauer Planverfahren für jedes Baufeld einzeln erfolgen. Dieses Quartier soll in sich weitgehend autofrei werden. Garagen oder überdeckte Parkdecks im Erdgeschoss der jeweiligen Wohngebäude sollen die nötigen Parkplätze bieten. Insgesamt könnten in diesem östlichen Bereich bis zu 1300 Wohneinheiten entstehen. Ein Wegenetz mit Quartiersplatz könnte die neuen Siedlungen zum Ripshorster Stadtgarten hin öffnen. Von einem Stahlwerkspark, der alle neuen Quartiere entsprechend verbindet, ist die Rede. Dafür soll es einen Ideenwettbewerb geben. Die Verlängerung der Straßenbahnlinie 105 soll zudem aus der Versenkung geholt werden und für eine attraktive ÖPNV-Anbindung sorgen.
Auch das Umfeld der alten Newag-Halle spielt eine wichtige Rolle
Das Augenmerk der Planer richtet sich mit vielen weiteren Details auch auf das direkte Umfeld. So könnte die nördlich an das Areal angrenzende Newag-Halle innerhalb des neuen Stadtteils eine zentrale Funktion erhalten, etwa als Einkaufsstandort zur Nahversorgung oder als Kita-Domizil. Konkretes unternehmerisches Interesse am Standort des ehemaligen Lokomotiven-Bauers und -Reparateurs Newag gibt es bereits.
Die Politiker werden in der Bezirksvertretung (25. Oktober) und im Planungsausschuss (26. Oktober) sowie im Stadtrat (13. November) über den Rahmenplan abstimmen und dabei höchstwahrscheinlich auch den Ideenwettbewerb für den Stahlwerkspark auf den Weg bringen. Abschnittweise soll es dann am Brammenring weitergehen. Die Eigentümerin der wesentlichen Grundstücksflächen auf dem Gelände des ehemaligen Stahlwerks, die Euro Auctions Immobilien Ltd. (Dromore, Nordirland), hat sich laut Verwaltung bereits zu den skizzierten städtebaulichen Zielen bekannt und sei bereit, mit der Stadt die weitere Entwicklung anzugehen, heißt es. Ähnlich positive Signale gebe es von weiteren wichtigen Flächenbesitzern.