Oberhausen. Zwei Niederländer sprengten Ende August 2022 am Centro einen Geldautomaten. In zweiter Instanz kämpften sie nun für eine geringere Jugendstrafe.

Zwei Detonationen zerrissen in der Nacht zum 29. August 2022 gegen 2.45 Uhr die Stille auf dem Luise-Albertz-Platz in der Neuen Mitte Oberhausen. Zwei Geldautomaten wurden von Explosionen zerrissen. Zwei der Täter konnten noch in unmittelbarer Nähe gefasst werden. Der größte Teil der Beute in Höhe von über 200.000 Euro konnte sichergestellt werden. In zweiter Instanz kämpften zwei 18 und 20 Jahre alte Niederländer nun für eine niedrigere Strafe – mit Erfolg.

Das Jugendschöffengericht des Amtsgerichts Oberhausen hatte sie im März diesen Jahres zu deutlichen Jugendstrafen verurteilt: Der bislang unbestrafte 18-Jährige wurde zu drei Jahren und neun Monaten Jugendhaft, der 20-Jährige bekam aufgrund seiner Vorstrafen in den Niederlanden vier Monate mehr.

Hintermänner rekrutierten Täter in Amsterdam

Beide Angeklagte wohnten in Amsterdam. Doch sie kannten sich vorher nicht. Unabhängig voneinander wurden sie von den Hintermännern des gut organisierten kriminellen Unternehmens angeworben und für die Sprengungen trainiert. Die Angeklagten lernten sich erst drei Tage vor der Tat kennen, nachdem sie auf getrennten Wegen nach Duisburg transportiert wurden. Bis zur Tat wurden sie von einem Verantwortlichen der Unterwelt-Organisation gründlich eingewiesen.

Die Angeklagten und zwei unbekannt gebliebene weitere Täter operierten in zwei Zweier-Teams, die auf je einem Motorroller unterwegs waren. Die beiden Angeklagten teilten sich die Aufgabe an einem der Ziele: Einer brachte die Sprengladung an, der andere zündete sie. Bei der Sprengung wurde nicht nur der Automat zerlegt, auch eine Imbissbude und eine Hausfassade wurden beschädigt. Der Sachschaden belief sich auf mehr als 130.000 Euro.

Polizei Oberhausen nahm Männer unter einer Brücke fest

Die Angeklagten waren zunächst mit dem Roller geflohen, waren dann aber abgestiegen und hatten unter einer Brücke – im Hohlraum eines Brückenpfeilers – Zuflucht gesucht. Dort fand sie die Polizei kurz danach. Vor der Berufungskammer ließen die geständigen Angeklagten erkennen, dass sie sich in dem mehr als einen Jahr, das sie inzwischen hinter Gittern sitzen, mit ihrer Tat auseinandergesetzt haben, die sie für den größten Fehler ihres bisherigen Lebens halten.

Die Berufungskammer kam zu dem Schluss, dass die Heranwachsenden in der straff geführten Organisation eine eher untergeordnete Rolle spielten. Die Beute sei zurück gelangt, die Tat liege inzwischen schon eine Weile zurück. Die Strafen für die beiden jungen Männer wurden deutlich gesenkt: Der 18 Jahre alte Angeklagte muss für zwei Jahre und sechs Monate in Jugendhaft, die Haftzeit des älteren Mittäters wird drei Monate länger sein.

Verhandlung in erster Instanz hatte viel Beachtung gefunden

Die Verhandlung in erster Instanz vor dem Jugendschöffengericht in Oberhausen hatte im Februar 2023 viel Beachtung gefunden. Der Staatsanwalt fasste die Schwere der Tat damals in einem kurzen Satz zusammen: „Das sah aus wie im Bürgerkrieg!“, formulierte er in seinem Plädoyer mit Blick auf den mit Trümmern übersäten Luise-Albertz-Platz am Morgen des 29. August 2022. Viel Lob fand seinerzeit die „hervorragende Arbeit der Polizei Oberhausen“, die noch in der Tatnacht zur Festnahme der beiden Niederländer im besagten Hohlraum eines Brückenpfeilers in der Nähe des Centros geführt hatte.