Oberhausen. Dass mutmaßliche Geldautomaten-Sprenger gefasst und vor Gericht angeklagt werden, kommt nicht häufig vor. In Oberhausen ist es jetzt so weit.

Ende August 2022 sind am Centro in der Neuen Mitte Oberhausen zwei Geldautomaten gesprengt worden. Jetzt müssen sich zwei der vier mutmaßlichen Täter vor dem Jugendschöffengericht in Oberhausen verantworten.

Die Hauptverhandlung im Saal 21 des Amtsgerichts am Friedensplatz ist für Donnerstag, 23. Februar, 9 Uhr, terminiert und wird wohl weit über die Oberhausener Stadtgrenzen hinaus Beachtung finden. Das galt im vorigen Spätsommer auch schon für das kriminelle Geschehen selbst: Die Sprengung erfolgte in der Nacht zum 29. August gegen 2.45 Uhr am Luise-Albertz-Platz in der Neuen Mitte. Die heftigen nächtlichen Explosionen der Geldautomaten rissen damals viele Menschen in Oberhausen und Nachbarstädten aus dem Schlaf. Die Wucht der Detonationen verteilte Trümmer der beiden frei stehenden Geldautomaten über den gesamten Luise-Albertz-Platz.

Der Polizei gelang es kurz darauf, zwei Verdächtige zu fassen. Zwei junge Männer aus den Niederlanden hatten sich im Hohlraum eines Brückenpfeilers in der Nähe des Centros versteckt und konnten gestellt werden. Sie hatten Bargeld mit Farbflecken dabei, hieß es damals.

Die Staatsanwaltschaft wirft diesen beiden Angeklagten – 17 und 20 Jahre alt – nun die Mittäterschaft bei der Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion in Tateinheit mit Diebstahl in einem besonders schweren Fall vor. Zwei Verdächtige konnten nicht gefasst werden und sind noch flüchtig.

Anklage: Bargeld in Höhe von 211.000 Euro entwendet

Aus den zerstörten Geldautomaten sollen die Täter Bargeld in Höhe von 211.000 Euro entwendet haben, das zum größten Teil sichergestellt werden konnte. Nur 4040 Euro seien nicht an das Kreditinstitut zurückgelangt, berichtet der Sprecher des Amtsgerichts Oberhausen, Thomas Hubert.

Die beiden Angeklagten sitzen seit dem 29. August 2022 in Untersuchungshaft. Ihnen droht nach Angaben von Thomas Hubert im Falle einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe von einem bis zu 15 Jahren bzw. Jugendstrafe bis zu zehn Jahren. Die Verhandlung ist öffentlich.

Die beiden Verdächtigen waren seinerzeit offenbar mit Mopeds vom Tatort geflüchtet, was eher ungewöhnlich ist, da solche Kriminellen in der Regel PS-starke Fluchtwagen bevorzugen, um etwa über das Autobahnnetz schnell zu flüchten. Bei den Geldautomatensprengern treten immer wieder Banden aus den Niederlanden kriminell in Erscheinung. Neben den Fluchtfahrzeugen stellte die Polizei in der Tatnacht des August 2022 Kleidungsstücke und eine Tasche sicher, in der ein Teil des erbeuteten Bargeldes transportiert worden war.

Soko BEGAS soll Automaten-Sprenger wirksamer überführen

Dass die beiden verdächtigen Niederländer gefasst und nun angeklagt werden konnten, liegt offenbar auch am vergleichsweise hohen Ermittlungsaufwand, der in diesem Fall betrieben worden ist. Ein Mantrailer-Hund und die Luftstaffel kamen zum Einsatz. Erst wenige Monate vor der Oberhausener Tat hatte im April 2022 die neue Sonderkommission BEGAS („Bekämpfung und Ermittlung von Geldausgabeautomaten-Sprengungen“) in Nordrhein-Westfalen ihre Arbeit aufgenommen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) will solche Täter künftig wirksamer zur Rechenschaft ziehen: „Die Soko BEGAS ist unsere geballte und gebündelte Antwort auf die Automaten-Sprenger. Man könnte auch sagen: Mit BEGAS zünden wir jetzt den Turbo.“