Oberhausen. Die Umfrage zum Leben in Oberhausen zeigt: Der Hauptbahnhof wird als gefährlich wahrgenommen. Vor allem ältere Menschen fühlen sich unsicher.
Tagsüber herrscht am Oberhausener Hauptbahnhof hektisches Treiben. Pendlerinnen strömen in den Morgenstunden durch den langen Gang unter den Gleisen, hasten zum nächsten Zug. Auch in der Nacht ist der Fernverkehrsbahnhof belebt, vor allem am Wochenende. Aber: Sicher fühlen sich die wenigsten.
In einer aktuellen Umfrage wollte die Stadt von Bürgerinnen und Bürgern wissen, wie sie das Leben in Oberhausen bewerten. Auf den 150 Seiten der Auswertung wird ein Kapitel der öffentlichen Sicherheit gewidmet. Denn dieses Thema liegt den Oberhausenern sehr am Herzen: 97 Prozent der Befragten ist die Sicherheit in der Stadt wichtig.
Nur jeder Zehnte fühlt sich nachts am Hauptbahnhof sicher
Deshalb ist der Kontrast auch so stark: Nur 32 Prozent sind damit zufrieden. Besonders schlecht schneidet dabei der Hauptbahnhof ab. In der Wohngegend fühlen sich tagsüber noch 84 Prozent sicher, am Hauptbahnhof nur noch 23 Prozent – Tiefstwert. Der Hauptbahnhof wird damit genauso schlecht bewertet wie dunkle Fußgängerunterführungen in Oberhausen. Nachts sinkt dieser Wert sogar auf 11 Prozent. Nur jeder Zehnte fühlt sich nachts am Hauptbahnhof sicher. >>> Kommentar: Erschreckende Umfrage. Warum die Oberhausener falschliegen
Männer und Frauen nehmen dabei die Sicherheitslage unterschiedlich wahr: Tagsüber fühlen sich 26 Prozent der Männer am Hauptbahnhof sehr sicher oder eher sicher, nachts sind es 14 Prozent. Bei den Frauen sind es tagsüber nur 20 Prozent. Mit Einbruch der Dunkelheit sinkt dieser Wert auf nur noch 8,4 Prozent.
Auch das Alter spielt eine Rolle. Mit den Lebensjahren nimmt das Sicherheitsgefühl deutlich ab. Zwischen 18 und 24 Jahren fühlt sich jeder Vierte sehr sicher. Der Wert fällt rasant auf 2,3 Prozent bei den 65- bis 80-Jährigen. Nachts fühlt sich nicht mal jeder zehnte Rentner noch sicher.
Oberhausener Innenstadt gilt vielen Menschen als unsicher
Die Debatte um die Sicherheit am Hauptbahnhof begleitet Oberhausen seit Jahren. In der Politik wurde deshalb eine Videoüberwachung auf dem Vorplatz diskutiert, die Polizei hatte Bedenken, unter anderem weil sich „eine stark überdurchschnittliche Kriminalitätsbelastung nicht belegen“ lasse. Für die Sicherheit im Gebäude selbst ist die Bundespolizei zuständig. Für ein höheres Sicherheitsgefühl soll auch eine starke Lichtanlage der Stadt auf dem Bahnhofsvorplatz sorgen.Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) kommt bei seinem Test am Hauptbahnhof zu einem „ordentlichen“ Ergebnis. Allerdings sei die Aufenthaltsqualität „verbesserungswürdig“.
Am Hauptbahnhof und an den Fußgängerunterführungen scheint sich das Unsicherheitsgefühl der Menschen in der Stadt zu ballen. Das eigene Zuhause und die eigene Wohngegend verströmen noch Vertrautheit, in den Innenstädten ändert sich das aber gewaltig. Während in Sterkrade noch zwei Drittel der Befragten tagsüber ein positives Urteil fällen, kommt die Innenstadt schlecht weg: Nur jeder Dritte fühlt sich tagsüber sicher auf der Marktstraße und in der Umgebung. Nachts halbiert sich der Wert – genauso wie in Osterfeld. Wie am Oberhausener Hauptbahnhof sind es gerade die älteren Menschen, die sich nicht sicher fühlen.
Erstaunlich: Die öffentlichen Verkehrsmittel schneiden im Vergleich zu den anderen Orten gut ab. Jeder Zweite fühlt sich in Bus und Bahn am Tag sicher. Auch die Haltestellen kommen auf immerhin 43 Prozent. Nachts fühlen sich immerhin noch 34 Prozent der Befragten in Bussen und Bahnen sicher – gut ein Drittel.