Oberhausen. Der Oberhausener Oberbürgermeister Daniel Schranz regt an, die Videoüberwachung am Hauptbahnhof auszuweiten. Die Polizei hat allerdings Bedenken.
Um das Sicherheitsgefühl der Menschen zu erhöhen, regt Oberhausens Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) an, die Videoüberwachung im Umfeld des Hauptbahnhofs auszuweiten. Während Bund und Bahn den Hauptbahnhof bis 2024 mit einer modernen Anlage zur Videoüberwachung ausstatten wollen, fehlt es nach Beobachtung von Schranz im Umfeld an einer engmaschigen Überwachung durch Kameras. Dabei gebe es genau dort einen Kriminalitätsschwerpunkt. Kritik für diesen Vorschlag gibt es allerdings ausgerechnet von den Experten der Kriminalitätsbekämpfung: Der Oberhausener Polizei, in deren Zuständigkeit der Vorplatz des Hauptbahnhofes fällt.
Polizeisprecher Maik Podlech verweist darauf, dass Oberhausen immer sicherer werde. Auch am zentralen Bahnhof sind die Kriminalitätszahlen vor allem in den Jahren 2017 bis 2019 deutlich zurückgegangen. In den Folgejahren verzeichnet die Polizei zwar ein leichtes Plus an Straftaten, allerdings blieben die Zahlen bis heute unter dem Mittel der Jahre 2017 bis 2019. „Eine stark überdurchschnittliche Kriminalitätsbelastung lässt sich daher nicht belegen“, erklärt der Polizeisprecher. Bürgerinnen und Bürger würden den Hauptbahnhof vielmehr nur subjektiv als Angstraum wahrnehmen.
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Aus Polizeisicht sprechen weitere Gründe gegen eine verstärkte Videobeobachtung – so die polizeilich korrekte Bezeichnung. Der Bahnhofs-Vorplatz ist zum einen nach Aussage von Podlech „verhältnismäßig gut überschaubar und kann daher von einer Streife gut eingesehen werden“. Zum anderen bindet die Videoüberwachung im Vergleich sehr viele Polizeikräfte, die „sinnvoller für die Oberhausener Bürgerinnen und Bürger eingesetzt werden, als am Bildschirm bzw. in Bereitschaft sitzend.“ Sie könnten etwa sichtbar Präsenz auf dem Bahnhofsvorplatz zeigen.
Videoüberwachung benötigt viel Personal
Grund für den hohen Personaleinsatz sind die rechtlichen Vorgaben der Videobeobachtung: Die Bildschirme müssen zwingend permanent gesichtet werden. In der Regel werden mindestens Zweier-Teams eingesetzt, damit sich die Polizistinnen und Polizisten regelmäßig ablösen können. Darüber hinaus müssen in direkter Nähe immer zwei weitere Beamte vorgehalten werden, die unmittelbar eingreifen können, wenn die Kollegen auf dem Bildschirm Verdächtiges erkennen. Pro Schicht wären daher mindestens vier Einsatzkräfte mit der Videobeobachtung gebunden. Fazit der Polizei: Eine Videobeobachtung ist „zum jetzigen Zeitpunkt nicht verhältnismäßig und personalwirtschaftlich nicht zu befürworten“.
Dass auf dem Vorplatz des Bahnhofes dennoch – wie von Oberbürgermeister Schranz angeregt – mehr Kameras zum Einsatz kommen, ist unwahrscheinlich. Denn die Stadt hat in diesem Bereich keine Handhabe. Die Entscheidungshoheit liegt bei der Polizei beziehungsweise der örtlichen Behördenleitung. Hier steht zwar ein Wechsel an, der Oberhausener Polizeipräsident Alexander Dierselhuis wechselt – wie berichtet – nach Duisburg. Doch an der grundsätzlichen Einschätzung der Sicherheitslage am Bahnhof dürfte sich auch nach einem Wechsel nichts ändern.
Kontrollen, Streifengänge, Lichtanlage
Für ein höheres Sicherheitsgefühl der Bürger haben die Polizei und die Stadt Oberhausen in den vergangenen Jahren bereits einige Projekte an den Start gebracht. So war seit 2019 die Mobile Wache regelmäßig auch am Hauptbahnhof im Einsatz, Zweier-Teams von Polizei und Ordnungsdienst beantworteten Fragen. Mit Beginn der Corona-Pandemie wurde das Angebot vorübergehend eingestellt. Zudem wurde 2019 die Zahl der Kontrollaktionen und Streifengänge erhöht.
Intensiviert hat die Oberhausener Polizei nach eigenen Angaben auch die Zusammenarbeit mit der Bundespolizei, in deren Zuständigkeit der Hauptbahnhof fällt – nur der Vorplatz ist Sache der Landespolizei. Ebenfalls 2019 hat die Stadt eine neue Lichtanlage am Bahnhof installiert. Mehrere Masten mit neuer LED-Technik können die Lichtstärke blitzschnell anpassen und mit mehr Helligkeit die Sicherheit erhöhen.
Schranz bleiben aber Alternativen, auch ohne polizeiliche Unterstützung die Videoüberwachung auszuweiten. Denn auch die Stoag hat als Verkehrsbetrieb ein gewisses Hausrecht und somit die Möglichkeit, in einigen Bereichen des Bahnhof-Umfeldes Kameras zur Beobachtung des Geschehens einzusetzen. Und aus der Stoag-Zentrale an der Max-Eyth-Straße kommen unterstützende Worte für den Vorschlag des Oberbürgermeisters: „Die Stoag begrüßt Maßnahmen, die die objektive Sicherheit und das subjektive Sicherheitsempfinden im Bereich des Hauptbahnhofs erhöhen“, sagt Sprecherin Sabine Müller auf Nachfrage. An einem neuen Sicherheitskonzept für den Außenbereich des Hauptbahnhofes würde die Stoag mitarbeiten.
Neu ist der Kamera-Einsatz für die Stoag nicht: Anlagen gibt es bereits am Hauptbahnhof an den Bussteigen 1 und 2 sowie 5 und 10. Kameras sind aber auch in allen Fahrzeugen der Stoag installiert sowie an sämtlichen Haltestellen der Trasse, am Bahnhof Sterkrade und an der Kreuzung Mülheimer/Danziger Straße. Die Stoag nutzt sie zur Überwachung des Betriebsablaufs und der Betriebssicherheit. In mehr als 50 Fällen hat auch die Polizei bereits Videomaterial angefordert, um Delikte im Bahnhofsumfeld aufzuklären.