Oberhausen. Oberhausens älteste weiterführende Schule feiert ihre anderthalb Jahrhunderte währende Geschichte. Da kommen Erinnerungen hoch.

Es ist schon ein paar Jährchen her, dass Oberbürgermeister Daniel Schranz am Heinrich-Heine-Gymnasium sein Abitur gemacht hat (fast 30...), doch er konnte sich bei seiner Rede zur 150-Jahr-Feier in der Schulaula noch erstaunlich gut an eine Zeit erinnern, für die er „dankbar“ sei, „weil sie nicht nur nützlich war, sondern sogar prägend“. So gab es für die geladenen Gäste – vor allem aktuelle wie ehemalige Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler – nicht nur eine Abhandlung der durchaus interessanten Historie der Bildungseinrichtung zu hören, sondern auch ein paar persönliche Anekdoten, in denen es um das Flirten während des Mathematikunterrichts ging.

„Großartig, hier Schulleiter zu sein“: Marcus Kortmann, Leiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums bei seiner Rede zur 150-Jahr-Feier der Bildungsstätte. Im Hintergrund die Konterfeis des Dichters Heinrich Heine und des Komponisten Robert Schumann.
„Großartig, hier Schulleiter zu sein“: Marcus Kortmann, Leiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums bei seiner Rede zur 150-Jahr-Feier der Bildungsstätte. Im Hintergrund die Konterfeis des Dichters Heinrich Heine und des Komponisten Robert Schumann. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Der Laudatoren gab es einige an diesem Nachmittag in der gut gefüllten Begegnungsstätte des Heinrich-Heine-Gymnasiums. Neben dem Stadtoberhaupt den Schulleiter Marcus Kortmann („Es ist großartig, Schulleiter am Heine zu sein“) und Stefan Holtschneider, als Leitender Regierungs-Schuldirektor zuständig für die Lehranstalt. Sie sprachen über die Vergangenheit, aber auch die Gegenwart der Schule mit ihrem breiten Spektrum an Angeboten. Es ging um die Förderung der Intelligenz (Holtschneider) und um Bildung als Recht (Kortmann in Anspielung auf Heine). Und auch der Zusammenschluss der Bildungsstätten zumindest im Süden der Stadt wurde demonstrativ gefeiert: Sabine Meder, Schulleiterin der Fasia-Jansen-Gesamtschule, sprach ebenso einige Worte und übergab ein Geschenk wie Alice Bienk, Schulleiterin am Elsa-Brändström-Gymnasium. Mit beiden Schulen pflegt das „Heine“ freundschaftliche Kooperationen.

Heine-Gymnasium wird 150: musikalisch-tänzerische Ode an den großen Dichter

Doch war es keine dieser Reden, die das Publikum in ihren Bann zog, sondern die rundum gelungene Vorführung in Worten und Klängen zu Ehren Heines und seines Zeitgenossen Robert Schumann. Der Komponist vertonte einst zahlreiche Gedichte des Schriftstellers. Sieben an der Zahl brachten Schülerinnen und Schüler der mittleren Jahrgangsstufen musikalisch und tänzerisch auf die Bühne. „Und wüßten’s die Blumen, die kleinen. Wie tief verwundet mein Herz. Sie würden mit mir weinen. Zu heilen meinen Schmerz“, lautete eines davon. Erst vorgetragen mit würdevollem Ernst, dann wunderschön gespielt von Lehrerin Birgitt Jansen am Klavier und Schülerin Carolin de Bruijn an der Violine. Dazu tanzten zwölf Mädchen eine zärtlich-verträumte Choreographie von Erica Pico. Unglaublich, dass dies alles in nur einer einzigen Projektwoche einstudiert worden ist.

Wunderschön erklangen die von Robert Schumann vertonten Heinrich-Heine-Gedichte dank des Spiels von Carolin de Bruijn (Violone) und Birgitt Jansen (Klavier) bei der Feier zum 150. Jubiläum des Heinrich-Heine-Gymnasiums in Oberhausen.
Wunderschön erklangen die von Robert Schumann vertonten Heinrich-Heine-Gedichte dank des Spiels von Carolin de Bruijn (Violone) und Birgitt Jansen (Klavier) bei der Feier zum 150. Jubiläum des Heinrich-Heine-Gymnasiums in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

„Im wunderschönen Monat Mai. Als alle Knospen sprangen. Da ist in meinem Herzen. Die Liebe aufgegangen“, heißt es in einem anderen Heine-Vers, der dargeboten wurde. Er muss Oberbürgermeister Daniel Schranz, der in der ersten Reihe saß, an sein jugendliches Ich erinnert haben, das in diesem Gemäuer auf die große Liebe traf. In der elften Klasse war es, wie er unserer Redaktion kurz vor den Feierlichkeiten im Gespräch verriet. Da erst hatten sie gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern aus den Parallelklassen Unterricht – und das Schicksal wollte es, dass er neben einer jungen Dame namens Andrea saß. „Es war im Mathematik-Unterricht“, sagt Schranz, als sein Interesse geweckt wurde. Über den Unterricht damals wolle er kein böses Wort verlieren, aber ganz so spannend habe er nicht gewesen sein können. Jedenfalls war Andrea um einiges interessanter. Die beiden verliebten sich und sind bis heute ein Paar. Kein Wunder, dass Schranz seine Zeit am „Heine“ in bester Erinnerung behalten hat.

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Gegründet wurde das Heinrich-Heine-Gymnasium, das sich an der Lohstraße 29 befindet, 1873 als „Höhere Bürgerschule“. Es folgen mehrere Namenswechsel, die Schranz in seiner Rede folgendermaßen einordnete: „Sie zeigen Epochen und deren Brüche an, etwa wenn mit dem Untergang der Monarchie 1918 aus dem Königlichen ein Staatliches Realgymnasium wird oder wenn in den 1930er Jahren mit der Erinnerung an den Langemarck-Mythos aus dem ersten Weltkrieg und an den SA-Sturmführer Horst Wessel nach außen demonstriert wird, wie die nationalsozialistische Gleichschaltung auch die Schulen umfasst.“

„Heinrich Heine trifft Robert Schumann“ lautete das Motto der 150-Jahr-Feier am Heinrich-Heine-Gymnasium in Oberhausen. Umgesetzt haben die Schülerinnen und Schüler es mit Gedichten, Musik und Tanz in einer poetischen Choreographie.
„Heinrich Heine trifft Robert Schumann“ lautete das Motto der 150-Jahr-Feier am Heinrich-Heine-Gymnasium in Oberhausen. Umgesetzt haben die Schülerinnen und Schüler es mit Gedichten, Musik und Tanz in einer poetischen Choreographie. © FUNKE Foto Services | Kerstin Bögeholz

Die humanistische Ausrichtung der Schule hat laut Schranz eine lange Tradition: „Die antiken Grundlagen der europäischen Kultur, die Humanitas im Sinne Ciceros als Verbindung von Menschenfreundlichkeit und Bildung, waren eine Gegenbewegung – eine Antwort auf die Katastrophen der Kriege und des Nationalsozialismus.“ Heute finde sie sich in neuer Form wieder, „wenn das Heine etwa als Erasmus+-Schule den aktiven Austausch mit europäischen Partnerschulen lebt wie die Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.