Oberhausen. Das Bert-Brecht-Haus, bekannte Adresse von VHS und Stadtbücherei Oberhausen in der Innenstadt, muss teuer saniert werden. Schon wieder.

  • Die Stadt Oberhausen muss einen Millionenbetrag in die Hand nehmen, um das Foyer des markanten Bert-Brecht-Hauses in der Innstadt zu sanieren
  • Estrich und Epoxidharz-Boden haben nicht einmal zehn Jahre nach der letzten Kernsanierung gehalten
  • Über die Hintergründe schweigt sich die Stadt aus, Nachfragen werden nicht beantwortet

Gerade einmal zwölf Jahre ist es her, dass das historisch so wertvolle Bert-Brecht-Haus in der Oberhausener Innenstadt teuer saniert worden ist – äußerst umfangreich und mit elf Millionen Euro mehrfach so kostenträchtig wie ursprünglich kalkuliert.

Doch schon wieder stehen in dem historischen Backsteinbau aufwendige Arbeiten an, die die Steuerzahler viel Geld kosten. Denn im Boden des Foyers haben sich Risse gebildet. Zudem beschweren sich die Mitarbeiter der dort untergebrachten Bibliothek und der Volkshochschule über kalte Zugluft.

Dass Arbeiten nötig sind, ist nicht neu. Die Probleme sind seit mindestens drei Jahren bekannt, der Boden hat also nicht einmal zehn Jahre gehalten. Die Sanierung offiziell genehmigt hat der Rat der Stadt in dessen Sitzung am Montag, 25. September 2023. Und damit auch die Ausgaben: 1,4 Millionen Euro wird die Instandsetzung des Foyers nach jetziger Schätzung wohl kosten.

Bert-Brecht-Haus: Warum ist der Boden schon jetzt marode?

Es wird also erneut ein Millionenbetrag fällig, nachdem die Kernsanierung vor zwölf Jahren bereit elf Millionen Euro verschlungen hat. Doch diese elf Millionen Euro haben offenbar nicht gereicht, um den Boden so widerstandsfähig zu gestalten, dass er die vielen Besucher über die Jahre verkraftet. Dabei gilt das damals verwendete Material, das Epoxidharz, als zwar teurer, aber hochwertiger und äußerst belastbarer Kunststoff. Und damit nicht genug: Selbst der Estrich darunter muss erneuert werden. Er „hat während der Nutzungsphase nachgegeben“, heißt es in der Beschlussvorlage der Stadtverwaltung für die Ratspolitiker. >>> Aus dem Archiv: Es zieht im Bert-Brecht-Haus – Stadt plant Umbau des Foyers

Doch wie kann es sein, dass der Boden schon jetzt erneuert werden muss? Kann die Stadt das Bau-Unternehmen von damals in die Pflicht nehmen? Und wie lange werden die erneuten Arbeiten im Bert-Brecht-Haus dauern? Diese bereits am Dienstag, 19. September, ans Rathaus gestellten Fragen blieben bislang unbeantwortet. Stand: Freitag, 29. September 2023.

Mitarbeiter im Bert-Brecht-Haus stehen in der Zugluft

Gut durchdacht war die Sanierung damals offenbar auch nicht: „Aufgrund der offenen Gestaltung des Foyers und der Infotheke kommt es insbesondere in den Wintermonaten je nach Witterungslage zu massiven Zuglufterscheinungen, die durch das ebenfalls offene Treppenhaus verstärkt werden“, heißt es in der Vorlage, über die der Rat am Montag entscheiden muss. Die Raumtemperatur sinke oft auf bis zu 14 Grad. >>> Zum Thema: Bert-Brecht-Haus Oberhausen erhält historische Farbtupfer

Das sei nicht nur ungemütlich für die Besucherinnen und Besucher, sondern führt die Stadt auch in arbeitsrechtliche Bedrängnis. Denn die Bildschirmarbeitszeit-Verordnung schreibt „für Mitarbeitende mit überwiegend sitzender Tätigkeit an Bildschirm-Arbeitsplätzen eine Mindesttemperatur von 19 Grad Celsius“ vor. Die Arbeitsplätze im Foyer des Bert-Brecht-Hauses, an der Info- und Ausgabetheke, sind während der Öffnungszeiten dauerhaft besetzt, die Mitarbeiter also vor 14-Grad-Kälte zu schützen.

Stadt engagiert Fachplaner fürs Bert-Brecht-Haus

Die Stadt hat es nach eigener Auskunft bereits auf anderen Wegen versucht: Einer der beiden Eingänge zum Foyer wurde im Winter dauerhaft geschlossen; zusätzliche Heizgeräte sollten die Mitarbeiter warm halten. Beides habe nicht zum Erfolg geführt. Die Stadt hat einen Fachplaner zurate gezogen. Sein Fazit: Das Problem kann nur durch „Anpassungen an den Türanlagen gelöst werden“.

Der komplette Boden muss also erneuert, die Türen umgebaut werden. Da lohnt es sich aus Sicht der Stadt, gleich den gesamten Foyerbereich zu renovieren. Wenn man eh schon dabei ist. Schließlich stelle die Digitalisierung ganz andere Anforderungen an ein modernes Bildungszentrum, wie es das Bert-Brecht-Haus sein will. Neben Bildung sollen vor allem digitale Medien niederschwellig bereitgestellt werden. Zudem übernehme ein Bildungszentrum zunehmend auch soziale Aufgaben „mit starkem räumlichen Bezug zum Quartier“. Die Aufteilung des Foyers soll entsprechend angepasst werden. Nähere Details sind der Vorlage für die Ratspolitiker nicht zu entnehmen, auf Nachfrage blieb auch hier die Antwort bislang aus.

Die Vorlage erläutert aber, dass die Stadt ein Planungsbüro engagiert hat, um zu den oben genannten Erkenntnissen zu gelangen und eine Handlungsstrategie zu entwickeln. Dieses Planungsbüro möchte für seine Arbeit nun 100.000 Euro haben, wofür der Rat der Stadt am Montag seine Zustimmung geben soll. „Die überplanmäßige Mittelbereitstellung für das Haushaltsjahr 2023 ist zur Begleichung der Rechnungen zwingend erforderlich“, heißt es.