Oberhausen. Auf einer 88.000 Quadratmeter großen Brachfläche in Oberhausen soll in den kommenden Jahren ein neuer Gewerbepark entstehen. Die Hintergründe.

  • Im Oberhausener Stadtteil Sterkrade soll ein neuer Gewerbepark für kleine und mittlere Betriebe des produzierenden Gewerbes entstehen
  • Langfristig sollen so bis zu 500 neue Arbeitsplätze entstehen
  • Die Politik muss dem Vorhaben von Stadtsparkasse und Plassmeier Bau erst noch zustimmen

Auf einer bislang brachliegenden Fläche in Sterkrade soll in den kommenden Jahren ein neuer Gewerbepark entstehen. Auf rund 88.000 Quadratmetern sollen sich vor allem Handwerksbetriebe und Unternehmen des industriell geprägten produzierenden Gewerbes ansiedeln. Bis zu 500 Arbeitsplätze sollen so langfristig entstehen.

Zwei Oberhausener Akteure haben sich für dieses ambitionierte Vorhaben zu einer Investitionsgemeinschaft zusammengetan: die Stadtsparkasse Oberhausen und das Bauunternehmen Plassmeier. Sie wollen das Areal der jetzigen Eigentümerin, der MAN GHH Immobilien GmbH, abkaufen und dann auf eigene Kosten und eigenes Risiko entwickeln. Zur Investitionssumme machen sie derzeit keine Angaben, die Kosten dürften aber im zweistelligen Millionenbereich liegen. >>> Lesen Sie auch: Sparkasse baut: Hier entstehen neue Wohnungen in Oberhausen

Der „Grüne Gewerbepark Gute Hoffnung“ in Sterkrade

Sparkasse und Plassmeier haben viel vor: Der „Grüne Gewerbepark Gute Hoffnung“ soll auf der Fläche im Bereich Steinbrinkstraße/Ackerfeldstraße entstehen, zwischen den beiden Industrie-Betrieben MAN Energy im Süden und GHH Radsatz im Norden des Gebietes. Hier standen früher Werkshallen des alten Werks II von MAN/GHH. Anfang der 2000er Jahre wurden diese abgerissen, die Fläche liegt seitdem brach. Nun soll dort Platz geschaffen werden für kleine und mittlere Betriebe. Die einzelnen Grundstücksflächen sollen zwischen 1200 und 4000 Quadratmeter groß sein. >>> Auch interessant: Dank Verkehrswende: Oberhausener Firma mit Rekordumsatz

Der Arbeitstitel „Grüner Gewerbepark“ kommt nicht von ungefähr, die Investoren versprechen ein Gewerbegebiet mit „hohen ökologischen Standards“, etwa mit regenerativer Energietechnik, Energiespeicher, möglicherweise einem Nahwärmenetz und somit einem „nachhaltigen und nahezu fossilfreien Wärmeversorgungs-System“. Die Gebäude sollen mit Baustoffen mit einer guten CO2-Bilanz errichtet werden. Alternative Bauweisen sollen erprobt werden, etwa aus Holz.

Zentrale Mobilitäts-Station geplant

So steht es in einer entsprechenden Rathaus-Unterlage, die seit wenigen Tagen öffentlich einsehbar ist – und über die die Politik nun beraten wird. Denn bevor das Areal bebaut werden kann, müssen die gewählten Ratsmitglieder dem Vorhaben zustimmen.

An zentralem Standort im Gewerbepark soll eine Mobilstation, ein „Point of Mobility“ gebaut werden, mit öffentlichen Parkplätzen, Radabstell-Anlagen, E-Ladesäulen und Angeboten zum Car-Sharing oder E-Scooter-Verleih. Diese Mobilstation sollen die künftigen Mitarbeiter der einzelnen Betriebe ansteuern, um dann vorn dort zu Fuß, per Fahrrad oder Roller zu ihren Arbeitsplätzen zu gelangen. >>> Auch interessant: Sparkasse bietet Wohnungen doppelt so teuer wie üblich an

Neue Wohnungen am Rande des Gewerbegebietes in Oberhausen

Produzierendes Gewerbe ist in der Regel lauter als etwa eine Werbeagentur, eine Computerfirma oder eine Anwaltskanzlei. Etwaigen Sorgen von Anwohnern entgegnen die Investoren bereits in ihrem Konzept: Das Gebiet des geplanten Gewerbegebietes sei relativ abgeschirmt, durch ÖPNV- und Betuwe-Trasse sowie die angrenzenden Betriebe MAN und Radsatz. So stellten Emissionen „voraussichtlich keine zusätzlichen beziehungsweise unzumutbaren Belastungen“ für die Anwohner in der näheren Umgebung dar. Das Investoren-Duo plant sogar den Bau drei neuer Wohngebäude in unmittelbarer Nähe an der Ackerfeldstraße auf dem ehemaligen MAN-Mitarbeiter-Parkplatz.

Kreuzkröte und Kiebitz müssen geschützt werden

Der neue Gewerbepark soll auf einer ehemaligen Industriefläche entstehen, die zwar brach liegt, die sich die Natur aber bereits zurückerobert hat. Die Umwelt-Experten im Rathaus gehen davon aus, dass die geplanten Baumaßnahmen ein „Defizit von ökologischen Wertpunkten erzeugen“ werden, wie es im Verwaltungsdeutsch heißt. Die Eingriffe in die Natur sind also so erheblich, dass die Investoren an anderer Stelle für Ausgleich sorgen müssen – also etwa Bäume oder Grünflächen anlegen müssen.

Auch bestimmte Tierarten könnten sich auf der Brache angesiedelt haben, vor allem die streng geschützte Kreuzkröte und einige Vogelarten bereiten Sorgen. Betroffen sind sogenannte bodenbrütende Offenlandarten, die ihre Nester in niedrigen Büschen und Gräsern bauen. Dazu zählen Arten wie die Dorngrasmücke, Schwarz- und Braunkehlchen, Goldammer, Kiebitz und verschiedene Lerchen-Arten.

Bevor gerodet und gebaut wird, müssen Experten das Gelände begutachten. „Etwaige artenschutzrechtlich erforderliche Maßnahmen wären dann festzusetzen“, heißt es in den Rathaus-Unterlagen.

Sowieso sei die Lage des geplanten Gewerbeparks strategisch günstig: Die Haltestation MAN Turbo sei nicht weit entfernt, auch der Bahnhof Sterkrade sei gut zu erreichen. Hinzu komme die praktisch nahtlose Anbindung an die Autobahn 516. Zudem soll eine neue Erschließungsstraße gebaut werden, sie soll von der Steinbrinkstraße abzweigen, südlich der ÖPNV-Trasse verlaufen, diese im Verlauf kreuzen und zum Gewerbegebiet führen.

Grüne Lunge Sterkrade: Gärten können bestehen bleiben

Der jahrelange Streit um rund 40 Kleingärten an der Ackerfeldstraße, die für das Gewerbegebiet einst weichen sollten, scheint beigelegt: Weil die Stadt ein MAN-Grundstück südlich des Plangebietes kauft, können die Investoren die Erschließungsstraße über dieses Grundstück führen. In den ursprünglichen Plänen hätte die Straße genau durch die Gärten geführt.

Und so geht’s nun weiter: Der Stadtplanungsausschuss wird sich mit den Plänen am 7. September in öffentlicher Sitzung erstmal auseinandersetzen. Zu einer Entscheidung soll es nach jetzigem Stand bereits am 25. September kommen, dann entscheidet der Rat über das Vorhaben. Bis zur Umsetzung wird es allerdings noch etwas dauern, denn zunächst müssen die baurechtlichen Weichen gestellt werden. Und das dauert mitunter lange, in diesem Fall tatsächlich rund anderthalb Jahre. Endgültig grünes Licht gibt es daher frühestens 2025.