Oberhausen. Am Samstag strömten Hunderte Comic- und Manga-Fans nach Oberhausen. Der Veranstalter ist zufrieden. Doch die Messe steht vor einem Problem.

Am Samstag sprachen alle Menschen in der Luise-Albertz-Halle eine eigene Sprache. Verkleiden hieß Cosplay, gezeichnete Geschichten und Bilder Mangas und Fernsehserien Animes. Es gab jede Menge Fanart und alle Otaku zusammen bildeten das Fandom, die Fangemeinde. Und die bestand aus 650 Besucherinnen und Besuchern, die am Samstag zur Comic- und Manga-Convention nach Oberhausen kamen.

Auf zwei Etagen präsentierten 60 Künstler und 40 Händler alles, was das Herz der Comic- und Manga-Fans höher schlagen lässt. Original-Kunstwerke der anwesenden Zeichner, alte und neue Comic-Hefte, Manga-Serien, Retro-Spielzeug, kleine und große Puppen in allen Variationen und die unendliche Welt der Merchandise-Artikel rund um die beliebten Figuren aus den Heften, Fernseh-Serien und Videospielen. Dominiert wurde das bunte Bild von der reichen Manga-Kultur, während man westliche Comics an den Ständen suchen musste.

Verkleidete Fans auf der Comic-Con: Gemeinsam die Rollen tauschen

Feiern ihre Helden: Besucherinnen und Besucher der Comic und Manga-Convention in Oberhausen.
Feiern ihre Helden: Besucherinnen und Besucher der Comic und Manga-Convention in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

„Eine Messe von Fans für Fans,“ versichert Mit-Veranstalter Miguel Riveros und betont einen weiteren wichtigen Aspekt dieses Treffens: „Hier können alle ihr Nerdsein unter Gleichgesinnten ausleben“. Und das wörtlich, denn in der Stadthalle war ein Drittel der Menschen kostümiert. >>> Warum Oberhausen ein guter Ort für einen Fantasy-Autor ist

So wie Rylie, Jill und Nate: Sie verwandelten sich in ihre Helden Tartaglia, Raiden Shogun und Thoma aus dem Computer-Fantasy-Rollenspiel Genshin Impact. Anders gesagt: In einen gefährlichen Kämpfer, eine Herrscherin und einen Hausmann (!), der extrem gut mit Feuer umgehen kann. Die Verkleidung, Pardon, das Cosplay, macht ihnen einfach Spaß und „besonders toll ist es in der Gruppe mit anderen zusammen“, so die 21-jährige Rylie, seit vielen Jahren ein Fan der Anime-Fernsehserien. Mit 16 verkleidete sie sich zum ersten Mal und schlüpft seitdem regelmäßig mit ihren Freundinnen in die Rolle ihrer Helden.

Comic-Con in Oberhausen: Manga-Zeichner ist eigentlich Kunstlehrer

Für die einen ist die Messe eine große Party und ein Flohmarkt, für die Künstlerinnen und Künstler eine wichtige Börse für den Verkauf und den Kontakt mit den Fans. Wie für den Zeichner Chen Long Chung, der zum zweiten Mal in Oberhausen ist und seine Bilder als Poster, Postkarten oder Anhänger verkauft. Anders als bei vielen westlichen Comic-Herausgebern, die penibel auf ihre Urheberrechte pochen, sind viele japanische Manga-Verlage großzügig mit den Produkten der Fans und dulden Fanart und Fanfiction.

Zeichner Chen Long Chung kam zum zweiten Mal nach Oberhausen.
Zeichner Chen Long Chung kam zum zweiten Mal nach Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Michael, der außerhalb des Klassenzimmers eigentlich nur seinen Künstlernamen Mukashi_kun verwendet, ist seit seiner Kindheit Manga-Fan. Im wahren Leben Kunstlehrer, kommt er gerne und häufig auf Messen. „Hier kann man sich mit Fans und anderen Künstlern austauschen“, beschreibt er die Motivation jenseits des Geldverdienens. Selbstredend lieben es seine Schüler, wenn die Figuren auch mal an der Tafel entstehen.

Michael
Michael "Mukashi_Kun" ist seit seiner Kindheit Manga-Fan. Am Samstag zeichnete er auf der Manga-Messe in Oberhausen. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Comic Con: Künstliche Intelligenz könnte Manga-Szene verändern

Die wichtigsten Begriffe

Manga ist Oberbegriff für die aus Japan stammenden Comics mit wiederkehrenden Merkmalen. Als Film werden sie Anime genannt (= animated Movie). Cosplay (= costume play) bezeichnet die Fankultur, in der sich Menschen wie ihre Helden verkleiden. Otaku kommt aus dem Japanischen und steht für leidenschaftliche Fans, etwa wie Nerds.

Sowohl Miguel Riveros als auch die Künstler und Händler zeigten sich zufrieden mit der Messe in Oberhausen, die trotz des Termins in den Sommerferien gut besucht war. Dazu trug sicherlich bei, dass alle Bilder nicht dem Manga-Klischee erotischer Darstellungen junger Mädchen entsprachen, sondern jugendfrei waren und die Veranstaltung damit familienfreundlich.

In der Zukunft steht die ganze Branche allerdings vor einer besonderen Herausforderung. „Die große Diskussion in der Szene“, sagt Miguel Riveros, „ist die Nutzung von Künstlicher Intelligenz und Tools, die Bilder generieren können.“ In der Stadthalle war dies am Samstag ganz pragmatisch gelöst: Bilder, die mit Hilfe von KI entstanden sind, mussten als solche gekennzeichnet sein.