Oberhausen. Jahrelang hat sich Mülheim an Oberhausen herangerobbt – und dann die Nachbarstadt überholt. Bei den Finanzen ist das ein sehr knappes Rennen.
Oberhausen und Mülheim liefern sich in Nordrhein-Westfalen ein trauriges Kopf-an-Kopf-Rennen, wer den unprämierten Negativ-Titel „Schuldenreichste Großstadt in NRW“ tragen darf. Um fair zu bleiben, rechnen die Statistiker des Landesdatenamtes IT.NRW natürlich nicht die absolute Schuldenlast aus, sondern die Verschuldung pro Einwohner jeder Stadt.
War Ende 2021 Mülheim mit exakt 10.006 Euro pro Bürger bei Betrachtung aller aufgenommenen Kredite an der Schulden-Spitze der NRW-Großstädte noch klar vor Oberhausen (damals: 9556 Euro), so liegen ein Jahr später die beiden Nachbarstädte wieder näher beieinander: Die Schuldenlast der Mülheimer sank stärker als die der 210.000-Einwohner-Kommune Oberhausen. Doch zur Abgabe des Negativ-Rekordplatzes an Oberhausen reichte es bisher für Mülheim mit 171.000 Einwohnern noch nicht: Die Pro-Kopf-Verschuldung lag Ende 2022 noch bei 9747 Euro, in Oberhausen bei 9454 Euro.
Die Schuldenlast pro Einwohner beträgt in den Kommunen in ganz NRW 3373 Euro
Das geht aus den am Mittwoch veröffentlichten Daten der Landesstatistiker zur Schuldenlast in den NRW-Kommunen hervor. Zur Einordnung: Betrachtet man dabei alle knapp 400 Städte und Gemeinden in NRW mit ihren kommunalen Krediten, dann trägt jeder NRW-Bürger allein dafür eine Schuldenlast von 3373 Euro (insgesamt 61 Milliarden). Vor zehn Jahren waren es noch 57 Milliarden Euro. Oberhausen hat also pro Bürger fast drei Mal so hohe Schulden als im Schnitt aller NRW-Kommunen. Das einst schuldenfreie Düsseldorf häufte Ende 2022 wieder über 2000 Euro an Krediten pro Einwohner an, die Duisburger kommen auf 4548 Euro, die Essener auf 5231 Euro, die Kölner auf 5179 Euro, die Gelsenkirchener auf 5162 Euro, die Bottroper auf 2750 Euro, die Bochumer auf 4690 Euro und die Dortmunder auf 4365 Euro.
Oberhausen war früher viel schuldenreicher als Mülheim
Im Finanz-Rennen zwischen Oberhausen und Mülheim war in früheren Jahren übrigens stets Oberhausen schuldenreicher als Mülheim. Doch während es Oberhausen durch eine strenge Sparpolitik bei Zusatzförderung durchs Land schaffte, die Schuldenhöhe von 2012 bis 2022 nur leicht auf knapp zwei Milliarden Euro steigen zu lassen (plus 11 Prozent), so stieg die Menge an Krediten in Mülheim in den vergangenen zehn Jahren überaus kräftig an. Seit 2012 wurde die Pro-Kopf-Verschuldung in Mülheim von 6305 auf 9747 hochgeschraubt – ein Plus von satten 55 Prozent auf insgesamt 1,676 Milliarden Euro. Aus eigener Kraft kann Oberhausen nach Aussagen lokaler Finanzpolitiker die Altschulden selbst in Jahrzehnten nicht mehr komplett zurückzahlen – deshalb dringt die Politik vor Ort darauf, dass Land und Bund endlich eine Lösung in der Altschulden-Frage vorlegen.