Oberhausen. Auf deutschen Baustellen gibt es noch viel ineffiziente Handarbeit. Roboter sollen das ändern. Oberhausen will dafür Ausbildungszentrum werden.

Langsam, ganz langsam kommt die Umsetzung der Idee voran, den seit 2001 ungenutzten Gartendom in Osterfeld zu sanieren und neu zu beleben - als Kompetenzzentrum für die Bauwirtschaft. Der Oberhausener Strategiedezernent Ralf Güldenzopf erläuterte am Dienstag Bürgern auf Einladung der CDU-Fraktion das Großprojekt vor Ort.

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Denn die praktische Umsetzung der Bau-Vision ist teuer - schließlich ist der Gartendom marode. Zu stemmen ist das gesamte Projekt für Oberhausen und die Bauindustrie nur, wenn das Land NRW mindestens eine niedrige zweistellige Millionensumme spendiert. Dafür müssen allerdings noch etliche technische und politische Hürden genommen werden: Im Oktober will das Rathaus bei den zuständigen Ministerien einen weiteren Antrag für die Sanierung des Gartendoms stellen, deren Kosten auf 3,5 Millionen Euro beziffert wird.

Erst wenn dieser Antrag bewilligt wird vom Land, kann man loslegen. Doch dafür muss sich die Landesregierung überhaupt erst einmal von der Idee überzeugen lassen, im Gartendom ein Zentrum für die Digitalisierung von Baustellen einzurichten. Genau darum wird nach Aussage von Güldenzopf zurzeit hinter den Kulissen gerungen.

Eine Revolution auf den Baustellen

Die Idee steht für nichts Geringeres als eine Revolution auf den Baustellen. Denn in Zukunft müssen Bauarbeiter nicht nur tatkräftig sein, sondern auch Kenntnisse im Umgang mit Robotern einbringen: Wie programmiert man sie? Wie steuert man sie? Wie repariert man sie? Das heutige Bild von den Baustellen mit Baggern, Kränen, Gerüsten und viel Handarbeit könnte bald der Vergangenheit angehören.

Diese modernen Roboter werden schon entwickelt. Güldenzopf demonstrierte die neue Technik nebenan: Im neuen Ausbildungszentrum der NRW-Bauindustrie, dem ehemaligen Filmtrickzentrum HDO an der Vestischen Straße, zeigt der Dezernent am Großbildschirm, was Roboter künftig leisten: Sie könnten künftig Stein auf Stein setzen, Wände verputzen und anstreichen. Die Baubranche bekäme ein ganz neues Image als Hochtechnologie-Branche. Und sie würde nicht mehr überwiegend einfache Malocher suchen, sondern Spezialisten für die neue Technik.

Verleimte Holzbalken müssen saniert werden

Solche Fachleute aber muss man heranbilden. Da sich nicht jede Baufirma solch ein Testzentrum leisten kann, muss es eine Einrichtung geben, die die Ausbildung im praktischen und theoretischen Umgang mit der Technik übernimmt. Sogar Besuchergruppen aus der Branche sollen sich vom Nutzen der Baustellen-Revolution überzeugen können - der Gartendom also als Pilotprojekt, die Roboter-Idee ins Land zu tragen.

Weil der Gartendom aber schon über 40 Jahre alt ist, hat daran der Zahn der Zeit genagt. Holz-Leim-Binder, so bezeichnen Fachleute wie CDU-Ratsherr und Bauingenieur Holger Ingendoh, die verwendeten Holzbalken-Technik unter dem Dach aus Glas und Stahlblech. Die Balken sind miteinander verleimt. Nur haben sich die Verklebungen an einigen Stellen gefährlich gelöst - entweder kann Leim in die Zwischenräume gespritzt werden oder die Balken müssen aufwändig verschraubt werden.

Insgesamt 15 Millionen Euro erforderlich

„Das Teure ist nicht die Sanierung selbst, sondern der Auf- und Abbau des Baugerüsts“, erklärte Güldenzopf. Der Gartendom ist achteckig. Sieben Mal muss das Gerüst also umgesetzt werden. Und da er 42 Meter hoch und sein Dach gewölbt ist, ist das Gerüst ein Monstrum. Gesamtkosten-Schätzung der Sanierung: 3,5 Millionen Euro.

Doch für die Erneuerung des Gartendoms will man in Düsseldorf nur Geld geben, wenn nachher eine neue sinnvolle Nutzung des Gebäudes sicher ist. Also müssen neben den Baufachleuten in den Ministerien auch die Wirtschaftsförderer davon überzeugt werden, dass die Idee vom Kompetenzzentrum für die Digitalisierung der Bauindustrie eine sinnvolle Sache ist. Sie müssen weitere zwölf Millionen Euro dafür freigeben. Dass das Rathaus und die Bauwirtschaft die Sache allein in die Hand nehmen und bezahlen, hält Güldenzopf für unrealistisch. So hofft man in Oberhausen also auf insgesamt 15 Millionen Euro vom Land - für ein Zukunftsprojekt der gesamten Baubranche Deutschlands.

>>>>INFO: Der Gartendom hat insgesamt 33 von 40 Jahren leer gestanden

Der Gartendom an der Vestischen Straße in Oberhausen-Osterfeld ist 40 Jahre alt. Gebaut wurde er als Kohlenmischhalle für die Kokerei der Zeche Osterfeld. Die hat ihn aber nur bis 1988 genutzt. 1999 wurde er für die Landesgartenschau geöffnet, im Jahr 2000 für ein Gartencenter und 2000/2001 für die Ausstellung "Körperwelten". Leer stand er von 1988 bis 1999 und seit 2001, ist aber inzwischen von den Behörden als Baudenkmal eingestuft worden. Er darf also nicht abgerissen werden.

Der achteckige Rundbau hat einen Durchmesser von 83 Metern und ist 42 Meter hoch. Die Grundfläche beträgt 5800 Quadratmeter. Darin wäre Platz genug für eine rechteckige Sporthalle von über 1200 Quadratmetern Größe und sieben Metern Höhe.

Vier weitere Besichtigungen beim Sommerprogramm der CDU

Die Besichtigung des Gartendoms und des Ausbildungszentrums der Bauindustrie hat die Oberhausener CDU im Rahmen ihres Sommerprogramms absolviert, zu der alle Bürger eingeladen sind. Vier weitere Besichtigungen stehen auf dem Programm.

Am Donnerstag, 20. Juli, 17 Uhr, stellt die CDU-Ratsfraktionsvorsitzende und Leiterin des Oberhausener Zentrums für schulpraktische Lehrerausbildung, Simone-Tatjana Stehr, den Stand der Bauarbeiten für das neue Lehrerseminar-Gebäude an der Marktstraße 51 in Alt-Oberhausen vor.

Am Mittwoch, 26. Juli, 17 Uhr, führt der Oberhausener Ordnungsdezernent Michael Jehn durch die Feuer- und Rettungswache 1 an der Brücktorstraße in Alt-Oberhausen.

Am Donnerstag, 3. August, 17 Uhr, begrüßt Chef-Stadtplaner Thomas Palotz Interessierte an der Mozartstraße 30 in Sterkrade, um ihnen die Pläne für das Eigenheim-Neubaugebiet am Landschaftsschutzgebiet Reinersbachtal vorzustellen.

Am Donnerstag, 24. August, 17 Uhr, erläutert die neue Intendantin Kathrin Mädler am Will-Quadflieg-Platz in Alt-Oberhausen ihre Ideen für das Theater Oberhausen.

Anmeldungen zu diesen Veranstaltungen sind unbedingt erforderlich: CDU-Kreisgeschäftsstelle, E-Mail (anmeldung@cdu-oberhausen.de), Telefon 0208 200948 oder bei der CDU-Ratsfraktion, Telefon 0208 825-2011.