Oberhausen. Der Heimatverein Schmachtendorf hat sich konstruktiv in die Debatte um die Wasserstoffleitung eingebracht und einen beachtlichen Erfolg erzielt.
Der Heimatverein Schmachtendorf will es ganz genau wissen: Am 23. Juni hat sich eine kleine Delegation des Vereins im Naturschutzgebiet Im Fort an der Stadtgrenze von Oberhausen und Dinslaken mit Experten der Open Grid Europe (OGE) getroffen, um dort über den genauen Verlauf der künftigen Wasserstoffleitung von Dorsten nach Duisburg-Hamborn zu sprechen. Der Leitungsabschnitt in dem Naturschutzgebiet gilt als besonders sensibel, weil hier geschützte Naturräume berührt werden.
Heimatverein: „Unsere Einwendungen wurden berücksichtigt“
Der Ortstermin sei für beide Seiten konstruktiv und erkenntnisreich gewesen, berichtete Heimatverein-Vorsitzender Tobias Szczepanski nach der Erkundung des Geländes. „Unsere Einwendungen gegen den geplanten Eingriff in das Naturschutzgebiet wurden in der Planung berücksichtigt, so dass die Eingriffe minimiert sind und die Trasse fast ausschließlich durch landwirtschaftliche Flächen verlaufen wird.“ Unumgängliche Fällmaßnahmen würden sich auf einzelne Birken beschränken, zeigt sich Tobias Szczepanski optimistisch, dass das Naturschutzgebiet durch das Projekt nicht dauerhaft geschädigt wird.
Schmachtendorf spielt in der Debatte um die Trassenplanung eine Schlüsselrolle: Wenige Tage vor dem Ortstermin hatte es im evangelischen Gemeindezentrum an der Forststraße zwei Dialogmärkte gegeben, bei denen sich Bürgerinnen und Bürger über das Projekt informieren konnten. Im Gemeindezentrum waren Infotafeln und sogar ein kleines Stück der künftigen Rohrleitung aufgebaut.
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Wie gefährlich ist die neue Wasserstoffleitung?
Die Wasserstoffleitung von Dorsten nach Duisburg-Hamborn soll künftig den neuen Stahlstandort von Thyssenkrupp mit grünem Wasserstoff versorgen. Der entsprechende Elektrolyseur steht in Lingen (Ems) und wird vom RWE betrieben. Die Leitung von Lingen nach Dorsten gibt es bereits. Nun soll der Anschluss nach Duisburg bis Ende 2026 gebaut sein und dann auch sofort in Betrieb gehen.
Planfeststellung soll im Januar 2024 starten
Das sogenannte Raumordnungsverfahren dazu ist bereits abgeschlossen. Im Januar 2024 soll das Planfeststellungsverfahren starten, das wahrscheinlich zwei Jahre in Anspruch nimmt. Ohne Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung als Genehmigungsbehörde kann das Projekt nicht verwirklicht werden.
Bislang gibt es lediglich 600 Meter breite Planungskorridore für den Leitungsverlauf. Erst im Zuge des Planfeststellungsverfahrens soll daraus eine exakte Leitungslinie werden; insofern gibt es zum Beispiel auch bei der Trassenplanung durch das Naturschutzgebiet Im Fort immer noch Spielraum bei der Planung.
Ära der schmutzigen Hochöfen soll enden
Man sei nicht grundsätzlich gegen das Projekt, schildert Heimatverein-Vorsitzender Tobias Szczepanski die Stimmung unter den Bürgerinnen und Bürgern im Stadtnorden. Schließlich diene die Leitung der klimaneutralen Stahlproduktion im Ruhrgebiet. Bisher verarbeiten Hochöfen Eisenerz zu Roheisen weiter, indem sie Koks verwenden. Dabei entstehen riesige Mengen Kohlendioxid, die in die Atmosphäre geblasen werden und das Klima schädigen. Die Ära der schmutzigen Hochöfen soll noch in diesem Jahrzehnt enden.
Die neue Leitung besteht aus einem Stahlrohr mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern. Sie wird in mindestens einem Meter Tiefe in der Erde verlegt. Verblüffend ist die recht kurze Bauzeit des Projekts, denn: Baustart soll im Dezember 2025 sein; die Fertigstellung schon ein Jahr später könnte ein gutes Beispiel für das von der Bundesregierung angekündigte neue „Deutschland-Tempo“ werden – wenn alles klappt.