Oberhausen. Im Stadtnorden von Oberhausen ist eine neue Wasserstoffleitung geplant. Nun können Bürger, Städte und Verbände offiziell ihre Meinung dazu sagen.

Jetzt wird es konkret in Sachen Wasserstoffleitung durch Oberhausen: Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat das Raumordnungsverfahren (ROV) für die neue Wasserstoffleitung von Dorsten nach Duisburg-Hamborn (abgekürzt: DoHa) offiziell eingeleitet.

Das hat jetzt das bei dem Projekt federführende Unternehmen Open Grid Europe (OGE) mitgeteilt. Die Unterlagen sind noch bis zum 8. Juli online beim Regionalverband Ruhr (RVR) einsehbar. Außerdem liegen die Unterlagen in der Bibliothek des Regionalverband Ruhr, Kronprinzenstraße 6, in Essen öffentlich aus.

Jetzt sind also mögliche Stellungnahmen der Öffentlichkeit zu dem Projekt gefragt: Beteiligte Behörden, Verbände, Organisationen, Städte und Gemeinden sowie Bürgerinnen und Bürger können sich zum Vorhaben schriftlich beim Regionalverband Ruhr äußern – vorzugsweise per E-Mail an regionalplanung@rvr.ruhr oder zur Niederschrift beim Regionalverband Ruhr, Regionalplanungsbehörde Referat 15, Postfach 10 32 64, 45032 Essen.

Erörterungstermin für September geplant

Die eingegangenen Stellungnahmen werden auf einem Erörterungstermin diskutiert. Diese Versammlung wird voraussichtlich im September 2022 stattfinden. Im März hatte Open Grid Europe mehrere Info-Veranstaltungen für Bürgerinnen und Bürger in der Region abgehalten, darunter auch im Stadtnorden von Oberhausen. Hier konnten sich Interessierte im persönlichen Gespräch über die geplante Leitung informieren und den Planern der OGE erste Hinweise geben.

Von Ruhrgas zu Open Grid Europe

Open Grid Europe (OGE), in dem das Pipeline-Netz des Traditionsunternehmens Ruhrgas aufgegangen ist, plant den Bau der neuen Wasserstoffleitung von Dorsten über Oberhausen nach Duisburg.Insgesamt hat die Trasse eine Länge von 37 Kilometern, wie der städtische Umweltausschuss bereits im November 2021 erfuhr.Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Oberhausen hat angekündigt, das nun laufende Raumordnungsverfahren mit kritischen Einwendungen zu begleiten.

Beim Raumordnungsverfahren geht es nun darum, einen Korridor für die Leitungstrasse, die durch den Stadtnorden von Oberhausen verlaufen soll, festzulegen. Doch damit ist das Projekt planungsrechtlich längst nicht unter Dach und Fach: Den Abschluss bildet das Planfeststellungsverfahren, das Anfang 2024 starten soll. Der Bau soll dann mit ersten vorbereitenden Maßnahmen Ende 2025 beginnen. Die Inbetriebnahme der DoHa-Leitung ist für Ende 2026 geplant.

Für eine klimaneutrale Stahlproduktion

Die DoHa-Wasserstoffleitung verbindet Dorsten im Kreis Recklinghausen mit Duisburg-Hamborn. Der grüne Wasserstoff kommt von einer Elektrolyse-Anlage des RWE in Lingen/Ems. Die Leitung von Lingen nach Dorsten gibt es bereits. Hier wird eine bestehende Erdgasleitung auf Wasserstoff umgestellt. Die neue Leitung von Dorsten über Oberhausen nach Hamborn verlängert also diese Wasserstoff-Transportroute und gilt damit als ein zentraler Baustein bei der Realisierung einer klimaneutralen Stahlproduktion im Ruhrgebiet, denn: Es soll auch eine Anbindung zum Stahlstandort von ThyssenKrupp in Duisburg-Hamborn geschaffen werden.

Auch der Sterkrader Bezirksbürgermeister Ulrich Real (re.) informierte sich im März ìn der Sporthalle an der Kiefernstraße bei André Graßmann von der OGE und weiteren Experten über das geplante Leitungsprojekt.
Auch der Sterkrader Bezirksbürgermeister Ulrich Real (re.) informierte sich im März ìn der Sporthalle an der Kiefernstraße bei André Graßmann von der OGE und weiteren Experten über das geplante Leitungsprojekt. © FFS | Michael Dahlke

Projektpartner sind die beiden Fernleitungsnetzbetreiber OGE (70 Prozent) und Thyssengas (30 Prozent), Vorhabenträgerin ist die OGE. Die Oberhausener Info-Veranstaltung der OGE zu dem Projekt hatte im März reges Interesse gefunden. Dabei wurden vor allem die 600 Meter breiten Planungskorridore vorgestellt, in denen die Wasserstoffleitung durch den Stadtnorden verlaufen könnte. Es wird dabei ein Stahlrohr mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern in mindestens einem Meter Tiefe in der Erde verlegt, wie André Graßmann von der OGE im Frühjahr in Oberhausen erläuterte.

Fortlaufende Überwachung – auch per Helikopter

Das Rohr wird nach der Inbetriebnahme fortlaufend überwacht, denn unter gewissen Voraussetzungen kann sich Wasserstoff in Kontakt mit Sauerstoff entzünden. Dies hängt unter anderen von einer vorhandenen Zündquelle und dem Mischungsverhältnis ab: Zu den Sicherheitsmaßnahmen zählen zum Beispiel regelmäßige Helikopter-Patrouillenflüge in geringer Höhe über der Leitung mit einem Infrarot-Laser-System an den Hubschraubern, um die Dichtheit des Rohrstrangs zu überprüfen. Zudem durchfährt ein Inspektionsgerät („Molch“) die Leitung vor der Inbetriebnahme und auch anschließend in regelmäßigen Abständen. Eine Netzleitstelle wird das Wasserstoffrohr zudem rund um die Uhr im Blick behalten.