Oberhausen. Ein 17-Jähriger zog sich beim Kirmes-Unfall in Oberhausen tödliche Verletzung zu. Passanten legen Blumen nieder. Viele Menschen besuchen Andacht.
Die Sonne scheint wie an den vorherigen Kirmestagen. Doch am Montagmorgen ist um 11 Uhr alles anders. Zum Auftakt des Abschlusstages der sechstägigen Fronleichnamskirmes in Oberhausen-Sterkrade sieht man vielen Karussell- und Budenbetreibern den Schock vom Vorabend noch an. Hütten-Mitarbeiter räumen ihre Süßwaren in die Einlage, hängen Stofftiere auf. An anderen Buden kleben dagegen ausgedruckte Zettel mit einer Gedenkkerze oder handschriftliche Hinweise: „Wegen Trauerfall geschlossen!“
Die schreckliche Nachricht hat sich am späten Sonntagabend in der Innenstadt von Sterkrade verbreitet: Ein 17-Jähriger Mitarbeiter, der Sohn aus einer großen Schaustellerfamilie, ist beim Einsammeln der Fahrchips am anfahrenden Großkarussell „Break Dance“ gestürzt und hat sich tödliche Verletzungen zugezogen. Die polizeilichen Ermittlungen dauern an. Die Kirmes endete zwei Stunden früher als üblich.
Einige Schausteller öffnen wegen des Trauerfalls nicht
Die am Sonntag nach dem Unglück sofort gesperrte Fußweg-Kurve am Eichelkampbunker ist nun wieder freigegeben. Sichtschutzwände schirmen Blicke vom Drehteller des betroffenen Karussells ab. Auf zwei Holzbänken davor stehen etliche Kerzen und liegen Blumen. Vereinzelt treten Passanten heran. Eine Frau legt einen kleinen Strauß auf den Tisch. „Es ist schrecklich!“ Sterkrade steht unter Schock.
Ein älterer Herr schaut auf das Karussell und erinnert sich an den vorherigen Tag. „Ich stand am Sonntag weiter hinten neben der Losbude und habe für die Kirmes typische Geräusche gehört. Doch dann sind plötzlich mehrere Personen zum Karussell gerannt.“
Eher wenige Passanten bummeln an diesem Montag über die zweieinhalb Kilometer lange Kirmesstrecke, was für den Tag und Zeitpunkt nicht unüblich ist. Immer wieder stehen aber Besucher zusammen. Der tragische Unfall ist das alleinige Gesprächsthema.
„Ich bin unglaublich traurig“, sagt Ronny Schütze vom Verein reisender Schausteller aus Oberhausen. Das Feuerwerk für den Abend ist längst abgesagt. Die Musik wird gedämpft. Am Vormittag hört man tatsächlich kaum Klänge. Die Schausteller kennen sich untereinander gut. Das freudige Lächeln der vorherigen Kirmestage ist verschwunden.
Meer aus Kerzen vor dem Altar in der Kirche St. Clemens
„Die betroffene Kirmesfamilie hat sich beraten und ausdrücklich dafür ausgesprochen, dass die Kirmes am Montag wieder öffnet“, sagt Albert Ritter, Chef des Deutschen Schaustellerbundes. „Erst danach haben wir in enger Abstimmung die Kirmes fortgesetzt.“ Dass einige Schausteller-Kollegen am Morgen dagegen nicht öffnen, dafür haben die meisten Passanten Verständnis.
Eine Andacht führt viele Schausteller in der Mittagsstunde in die Kirche St. Clemens, in der bei einer spontan organisierten Andacht dem jungen Unfallopfer gedacht wird. Die Kirche ist komplett gefüllt.
„Nicht nur Schaustellerinnen und Schausteller sind gekommen, sondern auch viele Sterkraderinnen und Sterkrader“, sagt Kirmes-Sprecher Rainer Suhr. Auch Oberbürgermeister Daniel Schranz befindet sich unter den Besuchern. Vor dem Altar spendet ein Meer aus aufgestellten Kerzen Trost.
>>> Abschluss-Feuerwerk am Montagabend abgesagt
Für gewöhnlich endet die sechstägige Fronleichnamskirmes in Oberhausen am Montagabend um 23 Uhr mit einem Höhenfeuerwerk, bevor um 24 Uhr der Rummel mit 380 Schaustellern geschlossen wird.
Nach dem tragischen Unfall vom Sonntag wurde das Feuerwerk abgesagt und ein früheres Kirmesende, gegen 23 Uhr, angekündigt.
Der Haupt- und Finanzausschuss hat am Montagnachmittag eine Gedenkminute für das 17-jährige Opfer eingelegt.Oberbürgermeister Daniel Schranz sagte: „Wir stehen unter dem Eindruck des furchtbaren Unglücks, das nicht nur eine fröhliche Kirmes überschattet. Es ist vor allem ein schwerer Schicksalsschlag für eine bekannte Schaustellerfamilie. Den Angehörigen gehören unser Mitgefühl und unsere Anteilnahme.“