Oberhausen. Das Betuwe-Projekt der Deutschen Bahn beschäftigt und besorgt die Menschen. Das zeigte eine Info-Veranstaltung für Sterkrade sehr deutlich.
Das Echo auf die zwölfmonatige Sperrung des Bahnübergangs Weseler Straße deutete an, was auf Oberhausen zukommt. In hundert Facebook-Kommentaren äußerten die Oberhausener ihr Unverständnis über die Kanalbau-Maßnahme der Wirtschaftsbetriebe. Dabei rollen auf Oberhausen weitaus größere Veränderungen zu: Ab 2024 will die Deutsche Bahn die Betuwe-Linie in Sterkrade ausbauen. Zehn Bahnkilometer und Haltepunkte sind betroffen – und noch viel mehr Menschen. Bei einer Online-Infoveranstaltung der Bahn wurde deutlich, wie groß die Sorgen und Unsicherheiten der Anwohnenden momentan sind.
Die ersten Fragen trudelten im Chat zur Online-Veranstaltung für den Stadtteil Sterkrade schon vor dem Beginn ein. Am Ende waren es über sechzig. Die meisten Teilnehmenden wollten wissen, welche Schallschutzmaßnahmen konkret geplant sind und vor allem: wann. Die Bahn setzt auf diese Formate, um für Transparenz zu sorgen, die Bürgerveranstaltungen sollen deshalb regelmäßig stattfinden. Nur: Auf das Wann konnte die Bahn keine richtige Antwort geben.
Betuwe-Linie: Bahn bleibt vage
Die ersten Vorboten sind in Sterkrade längst zu sehen. Im Bereich der Weseler Straße und der Weierheide wurden im Frühjahr Bäume gefällt. Wann es konkret weitergeht, ließen sich die Referenten nicht entlocken. Die Aufträge seien ausgeschrieben, als nächstes würden Gespräche mit den Firmen geführt. 2024 sollen die Arbeiten beginnen.
Das Projekt ist derart komplex, dass die Referenten gelegentlich passen mussten oder augenscheinlich selbst erstmal nachschlagen mussten. Die wohl wichtigste Botschaft für Sterkrade, die die Bahn im Gepäck hatte: Auf fast der gesamten Strecke werden bis zu sechs Meter hohe Lärmschutzwände errichtet. Doch da fangen die Sorgen an: Je nach Abschnitt variiert die Platzierung der Wand, mal steht sie rechts, mal links. Außerdem sind die Wände unterschiedlich hoch. Am Sterkrader Bahnhof ist sie auf einer Seite sechs Meter hoch, auf der anderen nur vier. Im Bereich Volksgarten sind es vier bis fünf Meter. In Holten beidseitig vier Meter, in Schmachtendorf teilweise nur drei Meter.
Anwohnende fragen sich, ob der Lärmschutz ausreicht
Die Anwohnenden fragen sich, ob der Lärmschutz ausreicht. Es geht um konkrete Einzelfälle: In der Dunkelschlagsiedlung wird nur eine vier Meter hohe Schallschutzwand aufgestellt. Da manche Häuser unter Denkmalschutz stünden, gebe es für den sogenannten passiven Lärmschutz (Dämmung, Einbau von speziellen Fenstern), hohe Hürden, so ein Nutzer. Der Prozess zur Klärung, wer zusätzlichen Lärmschutz bekommt, läuft gerade an. Ein Gutachter erfasst in jedem Einzelfall den Bedarf. Die Bahn hat dafür ein Büro beauftragt, das demnächst alle Anwohnenden anschreibt.
In ihrer Präsentation setzte die Bahn auf Beruhigung: Auf 6,3 Kilometern will sie die Gleise regelmäßig kontrollieren und schleifen, so dass der Lärm um drei Dezibel verringert wird. Außerdem zeigte sie zwei Grafiken: der Geräuschpegel im Ist-Zustand und der in der Zukunft nach Bauabschluss. Unschwer zu erkennen: Mehr Gleise bedeuten nicht mehr Lärm. Wegen der Wände ist der prognostizierte Lärmpegel geringer als jetzt. Ob das auch so kommt, bleibt abzuwarten.
Sperrungen an Bahnübergängen in Oberhausen
Weniger konkret konnte die Bahn bei den Fragen nach Sperrungen werden. Der Sterkrader Bahnhof wird komplett überholt. Unter anderem werden zwei neue Mittelbahnsteige gebaut. Der Bahnhof Holten bekommt einen neuen Bahnsteig auf der Seite des Schotterparkplatzes. Außerdem wird in Sterkrade eine Art Kreuzung für Schienen angelegt. Das sind die großen Baustellen. Entlang der Strecke wird es aber viele kleine geben: Der Straßenübergang Weierstraße und der über die A3 werden neu gebaut. Eine Straße wird deshalb angelegt, um den Verkehr über die Weseler Straße zu leiten. Der dortige Bahnübergang soll 2028 ganz verschwinden. Der Bahnübergang Rosastraße wird ersetzt.
Für all diese Projekte hat die Bahn genauso wenig einen Termin parat wie für das Aufstellen der Lärmschutzwände. Ein Nutzer kommentierte sarkastisch: „Schlauer wird man hier nicht.“ Allerdings gab es auch Lob am Ende der Veranstaltung: „Dankeschön für die vielen Infos.“