Oberhausen. Die Bauarbeiten für den Ausbau der Güterzuglinie Betuwe beginnen in Oberhausen wohl 2024. Die ersten Bäume sind aber bereits gefallen.
Mit Baumfällungen und Rodungen von Buschwerk rund um den Bahnübergang Weseler Straße in Sterkrade hat die Deutsche Bahn (DB) ihre Vorarbeiten für den Ausbau der Güterzugstrecke Betuwe von Oberhausen nach Emmerich im Oberhausener Norden begonnen. Sie hat dort seit Jahresbeginn Baurecht. Klagen gegen die Planung wurden nicht eingereicht. Die eigentlichen Bauarbeiten auf dem sieben Kilometer langen Abschnitt werden aber erst 2024 beginnen.
Die Arbeiten, um das Areal beiderseits des Bahnübergangs von Bewuchs freizuräumen, laufen bereits. Wie eine Bahnsprecherin auf Nachfrage mitteilte, komme aufgrund der Platzverhältnisse nur diese Fläche dafür in Betracht, um einen Baustellenplatz zu errichten. Anwohner Christoph Dylewski hat berechnet, dass der Kahlschlag insgesamt fast 9000 Quadratmeter betrifft.
10,6 Kilometer Lärmschutzwände
Die Bahnsprecherin betont dazu, erstens sei der Baustellenplatz durch das seit Januar geltende Baurecht abgesichert. Und zweitens werde die DB das Gelände nach Ende der Bauarbeiten mit heimischen Gehölzen wieder begrünen. Dylewski verliert durch die Rodungen aber erst einmal komplett den Sichtschutz gegenüber Bahnstrecke und Autobahn A 2. „Ich denke, es wird Zeit, dieser Stadt den Rücken zuzukehren“, schreibt er an die Redaktion.
Beim Lärmschutz für die Anwohner sieht es dagegen etwas besser aus. So gibt es nur auf 1400 Metern Länge in Höhe der alten Schachtanlage Sterkrade, deren Gelände ja nicht bebaut ist, keine Schallschutzwände, ferner auf 700 Metern entlang der Hühnerheide. Insgesamt werden auf dem rund sieben Kilometer langen Abschnitt beiderseits rund 10,6 Kilometer Schallschutzwände errichtet. Mit den vorgesehenen Abständen und der Breite der Türen für schnelle Erreichbarkeit konnte am Ende auch die Feuerwehr leben.
Bahnhof Sterkrade wird aufgewertet
Außerdem stritt die Stadt erfolgreich dafür, den Bahnhof Sterkrade aufzuwerten. Er erhält eine kürzere, dafür aber breitere und besser beleuchtete Unterführung sowie fahrrad- und rollatorfreundliche Zugänge. Künftig soll es Durchsicht durch die Unterführung geben. Auf der Westseite wird auch die Bushaltestelle neu eingerichtet. Die Schallschutzwand wird sechs Meter hoch. Die Planung liegt in Händen der Wirtschaftsbetriebe Oberhausen.
In der Bezirksvertretung Sterkrade hatten Vertreter der DB zuletzt berichtet, dass allein die Ausschreibung der Bauleitung für den Streckenabschnitt Oberhausen-Nord etwa ein Jahr lang dauern wird. Deren erste Aufgabe wird es dann sein, einen konkreten Zeitplan für den Ablauf der Bauarbeiten aufzustellen. Schon für die Vorarbeiten wird es zeitweise Einschränkungen beim Zugverkehr geben.
Kreuzungsfrei nach Osterfeld abbiegen
Nördlich vom Hauptbahnhof wird an dem Ausbau bereits seit mehreren Jahren gearbeitet. Im Abschnitt zwischen dem Bahnübergang Rosastraße und dem Bahnhof Sterkrade geht es darum, dass Güterzüge künftig kreuzungsfrei in Richtung Rangierbahnhof Osterfeld-Süd abbiegen sollen, also ohne den Gegenverkehr aufzuhalten. Deshalb wird dort der Gleiskörper auf vier Gleise verbreitert, ist eine Unterquerung der Hauptgleise erforderlich.
Nördlich des Bahnhofs Sterkrade wird die Strecke dreigleisig ausgebaut. Damit können Reisezüge, die schon heute bis zu 160 km/h schnell fahren dürfen, die meist 100 km/h schnellen Güterzüge überholen.
Bahnübergang Weseler Straße wird aufgehoben
Weil die künftig häufigeren Zugfahrten an Bahnübergängen lange Wartezeiten zur Folge hätten, wird der Bahnübergang Weseler Straße aufgehoben. Die Weseler Straße wird von der Siedlung Dunkelschlag aus zur Sackgasse. Als Ersatz entsteht eine neue Umgehungsstraße, die von der Weiherstraße abzweigt, am neuen Edeka-Zentrallager vorbei und unter der Autobahn hindurchführt und vor der Sternstraße wieder auf die Weseler Straße mündet.
Erspart bleibt Anwohnern wie Christoph Dylewski, dass der Bahnübergang Sternstraße während der Bauzeit zum Ersatz-Bahnübergang für den Bahnübergang Weseler Straße wird. Der wird erst geschlossen, wenn die neue Bahnüberführung an der Weierstraße fertig und die Umgehungsstraße befahrbar ist. Fledermäuse in einem Grünstreifen südlich der Weierstraße wurden umgesiedelt, indem in der Nähe Nisthilfen für sie angebracht wurden.
Umgehungsstraße wählt nicht den kürzesten Weg
Ein Vorteil ist es für Dylewski und die Nachbarn an der Sternstraße, dass die Umgehungsstraße nicht direkt an ihren Wohnungen vorbeiführt. Schon 1993 wurde darauf verzichtet, die Weseler Straße auf dem kürzesten Weg mit der Schmachtendorfer Straße zu verbinden. Von diesem Plan zeugt nur noch der kreuzungsähnliche Ausbau der Zufahrt zum Parkplatz an der Schmachtendorfer Straße, nahe der neuen Rettungswache.
Deutschland und Italien hinken beim Ausbau der Trasse Rotterdam - Genua hinterher
1996 haben die Niederlande, die Schweiz, Italien und Deutschland vereinbart, die 1200 Kilometer lange Trasse zwischen den Häfen von Rotterdam (Niederlande) und Genua (Italien) auszubauen. Die Niederländer haben daraufhin bis 2007 auf 105 Kilometern eine Neubaustrecke nur für Güterzüge gebaut. Die Schweizer haben 2007 den 35 Kilometer langen Lötschberg-Basistunnel und 2016 den 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnel unter den Alpen in Betrieb genommen.
Deutschland hat seit Jahresbeginn für den Abschnitt zwischen Oberhausen und Wesel Baurecht. Das sind 31 von insgesamt 73 Kilometer bis Emmerich. Mit der kompletten Fertigstellung wird 2030 gerechnet. Der zweite längere Bauabschnitt zwischen Karlsruhe und Basel, auf dem Rastatt auf vier Kilometern untertunnelt werden soll, wird frühestens 2035 fertig sein. Die Italiener sind mit ihrem 27 Kilometer langen Apennin-Basistunnel zwischen der Po-Ebene und den Häfen an der Riviera auch noch nicht fertig.