Oberhausen. Die Lokalpolitik hat jetzt erfahren, wieso die Bahn den Lärmschutz am Bahndamm in Lirich kappt. Das bringt Bülent Sahin (SPD) mächtig in Rage.
Das Rätsel um den so plötzlich von der Deutschen Bahn abgesagten Lärmschutz am Güterzuggleis in Lirich ist gelöst: Es liegt an einer alten Stützwand. Und diese Erklärung bringt SPD-Politiker Bülent Sahin mächtig in Rage.
Diese altersschwache Stützwand am Bahndamm zwischen der Wilmsstraße und der Buschhausener Straße sorgt dafür, dass auf ihr keine drei Meter hohen Lärmschutzwände errichtet werden können, um vor allem den Anwohnern im Bereich Katharinenstraße ein ruhigeres Leben zu ermöglichen.
Die gemauerte Stützwand ist exakt 304 Meter lang, deckt also nicht den gesamten nördlichen Bahndamm-Abschnitt zwischen Wilmsstraße und Buschhausener Straße ab. Auf dem übrigen Bahndamm-Teil ab Grundstück Katharinenstraße 40 bis zur Buschhausener Straße lohnt sich aber aus Sicht der Deutschen Bahn keine Lärmschutzwand, wenn sie nicht auch im Bereich der Stützwand installiert werden kann.
Erneuerung der alten Stützwand ist aus Bahn-Sicht zu teuer
Diese Erklärung für die Absage der Bahn an eine Lärmschutzwand zwischen Wilmsstraße und Buschhausener Straße haben jetzt die Politiker in der Bezirksvertretung Alt-Oberhausen von der Stadtverwaltung erfahren: Die besagte alte Stützwand sei zwar noch geeignet, den jetzigen Bahndamm zu halten. Sie sei aber nicht in der Lage, so die Deutsche Bahn, neue drei Meter hohe Lärmschutzwände zu tragen. Da eine Sanierung oder Erneuerung der Wand nach den Bahn-Kriterien offenbar zu teuer ist, entfällt damit die gesamte Lärmschutzwand östlich der Wilmsstraße. Nur westlich davon, also in Richtung Rangierbahnhof, wird eine Lärmschutzwand erstellt.
Bülent Sahin, SPD-Stadtverordneter aus Lirich, hatte im Vorfeld der Sitzung die Anfrage zu dem Thema an die Stadtverwaltung gestellt. Die Rathaus-Fachleute übermittelten in der Sitzung der Bezirksvertretung nicht nur die Erklärung der Bahn, sondern schilderten auch das Handeln von Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) in diesem Fall: Im November 2022 habe die Stadtspitze von dieser Lärmschutz-Absage der Bahn erfahren.
Der Oberbürgermeister habe daraufhin sofort den NRW-Konzernbevollmächtigten Werner Lübberink angeschrieben und auf die hohe Lärmbelastung hingewiesen, die der Stadtteil Lirich zu tragen habe. Schranz habe eindringlich an Lübberink appelliert, auch auf dem Bahndamm-Abschnitt zwischen Wilmsstraße und Buschhausener Straße die bereits 2018 versprochene Lärmschutzwand komplett zu errichten. Leider bislang ohne Erfolg.
„Oberhausen wird hier mal wieder links liegengelassen“
Mit diesen Ausführungen wollte sich in der Sitzung der Bezirksvertretung Ratsherr Bülent Sahin nicht zufriedengeben. Der SPD-Politiker fuhr schweres Geschütz gegen den Oberbürgermeister auf: „Oberhausen wird hier mal wieder links liegengelassen und die Stadtspitze schaut tatenlos zu“, rief der Sozialdemokrat in den Saal „London“ der Luise-Albertz-Halle. Es sei im 21. Jahrhundert sicherlich möglich, den Bau-Untergrund so zu ertüchtigen, dass Lärmschutzwände auch östlich der Wilmsstraße errichtet werden könnten. Dazu müsse allerdings der Wille vorhanden sein. Und den müsse die Stadt Oberhausen bei der Deutschen Bahn konsequent einfordern.
Diese scharfe Abrechnung mit dem Oberbürgermeister wollte der Alt-Oberhausener Bezirksbürgermeister Dominik Stenkamp (CDU) nicht unwidersprochen im Raum stehen lassen. Er wies die Kritik an Schranz strikt zurück. Von Tatenlosigkeit könne keine Rede sein. Schließlich habe der Oberbürgermeister sofort den Kontakt zum NRW-Konzernbevollmächtigten gesucht, um konkret etwas für Lirich zu erreichen. Stenkamp ergänzte: „Ich bedauere als Bezirksbürgermeister natürlich ebenfalls die bisherige Absage der Deutschen Bahn.“ Bülent Sahin antwortete umgehend: „Die SPD wird bei diesem Thema nachhaken!“
Damit war die Debatte um den Lärmschutz am Bahndamm in Lirich in der Bezirksvertretung Alt-Oberhausen beendet. Vorerst.