Oberhausen. Die Oberhausener Feuerwehr steht mit zwei Prozent Frauenanteil schon gut da. Doch oft sind die Wachen nicht für mehrere Geschlechter ausgelegt.

Früher war Feuerwehrmann – wie das Wort schon zeigt – ein klassischer Männerberuf. Doch das ändert sich langsam. In Oberhausen sind bereits sechs Frauen bei der Berufsfeuerwehr im Einsatz. Klingt wenig, ist für die Feuerwehr aber ein großer Fortschritt. Allerdings: Auf den Wachen zeigt sich dieser Wandel häufig nicht. Sie sind baulich gar nicht darauf ausgelegt, dass dort mehr als ein Geschlecht arbeitet.

Die Hauptfeuerwache an der Brücktorstraße ist im Jahr 1978 entstanden, die Wache in Oberhausen-Sterkrade ging 1996 in Betrieb. Zeiten, in denen es „undenkbar war, dass eine Frau zur Feuerwehr geht“, sagt der stellvertretende Leiter der Oberhausener Feuerwehr Dominik Steger. Entsprechend gab es nur einen großen Raum zum Duschen, keine getrennten Toiletten, Schlafräume für zwei Personen. Davon abgesehen wurden die Wachen damals für viel weniger Beschäftigte gebaut, als heute in dem Beruf arbeiten. Zum Beispiel hat sich der Katastrophenschutz seitdem vergrößert.

In Neubauten soll es nur noch Einzelzimmer geben

Darum versucht die Feuerwehr, die bestehenden Gebäude den neuen Gegebenheiten anzupassen. In Sterkrade etwa könnte es eine Übergangslösung geben. „Schwarz-weiß-Trennung“ nennt sie Steger in Anlehnung an den Bergbau. Entsprechend gibt es dann einzelne Umkleidekabinen, wo sich eine Person ihrer schmutzigen Einsatzkleidung entledigen kann, ein Duschabteil und eine Kabine für die frische Kleidung.

Verbesserungen auch im Ehrenamt

Alles, was die Feuerwehr unternimmt, um für Frauen attraktiver zu werden, wird von der Gleichstellungsstelle der Stadt begleitet.

Nicht nur bei der Berufsfeuerwehr soll es bauliche Veränderungen geben, sondern auch beim Ehrenamt. „Da wollen wir für die Zukunft nachbessern“, sagte Feuerwehrchef Jürgen Jendrian im April im Gleichstellungsausschuss. Bei der Freiwilligen Feuerwehr seien Frauen „mittlerweile zum Glück gut vertreten“.

Der Feuerwehrchef begrüßt, dass mehr Frauen sich für einen Job bei der Feuerwehr interessieren, und weiß: „Dem müssen wir auch gerecht werden“.

Dort, wo neue Gebäude entstehen, soll „die Unterbringung von Frauen vollumfänglich berücksichtigt“ werden. Steger: „Wir planen jeden Neubau so, dass es nur noch Einzelzimmer gibt.“ Diese sind dann je nach Schicht mit unterschiedlichen Leuten belegt. Außerdem soll es in den neuen Wachen immer separate Umkleide- und Sanitärbereiche geben.

Ein drittes Geschlecht wird noch nicht mitgedacht

In der Rettungswache in Holten sei das bereits umgesetzt. Allerdings sind in der neuen Wache im Oberhausener Norden nur zwei Personen gleichzeitig im Dienst. Entsprechend gibt es einen Sanitärbereich für Männer, einen für Frauen. Haben zwei Männer gemeinsam Dienst, teilen sie sich also Toilette und Dusche. Ein drittes Geschlecht wird an dieser Stelle noch nicht mitgedacht. Für diesen Fall seien Unisex-Bereiche die bessere Lösung, glaubt Steger. „Aber wir haben den Fall noch nicht.“

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Doch um als Arbeitgeber für alle Geschlechter attraktiver zu werden, spielen nicht nur die baulichen Gegebenheiten eine Rolle. Insbesondere für berufstätige Mütter und Väter sind etwa die Möglichkeit zur Teilzeit oder zum mobilen Arbeiten wichtige Faktoren bei der Bewerbung. Grundsätzlich sei die Arbeit bei der Feuerwehr familienfreundlich, findet Steger, „weil man auch unter der Woche freie Tage hat“. Flexibilität bei 24-Stunden-Diensten sei schwierig, aber nicht unmöglich. Anders sieht das beim mobilen Arbeiten aus: „Im Einsatz ist Homeoffice natürlich nicht möglich.“

Elternzeit war bei der Feuerwehr nie ein Thema

Teilzeit hingegen versucht die Feuerwehr, ihren Angestellten zu ermöglichen. Beschäftigte übernehmen dann nicht die üblichen neun bis zehn Schichten pro Monat, sondern zum Beispiel nur acht. „Früher gab es das bei der Feuerwehr nicht“, sagt Steger. Auch Elternzeit war in diesem Beruf nie ein Thema. „Das ändert sich jetzt.“

Anfang des Jahres 2023 arbeiteten bei der Oberhausener Feuerwehr 278 Personen, fünf davon waren Frauen. Seit April sind es sechs. Eine Brandmeisteranwärterin hat ihren Dienst aufgenommen. Auch 2024 stellt die Feuerwehr wieder neues Personal ein. Wenn es bei dem Trend bleibt, könnten also bald noch mehr Frauen dazukommen. Noch könnte es in den Oberhausener Wachen dann aber etwas eng werden.