Oberhausen. Die Arctic Monkeys haben sich vor 12.500 Fans in Oberhausen konsequent wandelbar gezeigt. Purer Indie-Rock sind die 90 Spielminuten längst nicht.

Wenn man den Arctic Monkeys etwas Böses wollte, könnte man fast von Fahrstuhlmusik sprechen, die im Konzert zwischendurch den Puls herunterzieht. Doch Humbug, halten 12.500 Fans der vier Jungs aus Sheffield in der ausverkauften Arena Oberhausen dagegen. Rotzige Riffs klirrten am Mittwochabend in anderthalb Konzertstunden schließlich reichlich und satt.

Lounge-Lässigkeiten, bei denen man gleich in plüschigen Möbeln versinken und sich mit Martini-Gläsern zuprosten möchte, bleiben Ausnahmen. Genau diesen, beinah cool gereiften Sound der vergangenen Alben hätten die Arctic Monkeys mit der überköchelnden Energie ihrer eigenen Urknall-Epoche, Mitte der Nullerjahre, sowieso rücksichtslos an die Wand gespielt.

Arctic Monkeys: Im Innenraum explodiert die Stimmung

Seit dem Debüt-Album „Whatever People say I am, that’s what I’m not“ (2006) ist viel passiert. Nach knapp 20 Jahren herrscht bei den Briten konsequente musikalische Uneinigkeit. Das äußert sich durch scharfkantige Genrewechsel: So duellieren sich Einflüsse aus Garage Rock, Alternative, Post Punk, aber auch Soul und Blues durch das gesamte Konzert.

„Sculptures of anything goes“ aus dem aktuellen Album „The Car“ legt zum Start noch einen zurückhaltenden Schleier über die Halle. Bevor das 16 Jahre alte „Brianstorm“ aus dem zweiten Studioalbum „Favourite worst Nightmare“ anständig mit Surf-Rock aufsattelt und durchschüttelt. Es scheppert im Gehörgang.

Der Kreisch-Pegel schlägt unter den (vielen weiblichen) Fans der mittlerweile Mitt- bis Enddreißiger immer noch vorzüglich aus. Frontmann Alex Turner (37) hat das weiße Shirt unter dem Sakko weit ausgeschnitten. Von arktischer Kälte sind sie auch im Innenraum weit entfernt. Der Fan-Pulk explodiert regelrecht, wenn sich Ohrwurm-Hymnen wie „I bet you look good on the Dancefloor“, „505“, „Pretty Visitors“ und „R U Mine?“ bemerkbar machen. Affenhitze!

Der jugendliche Schabernack ist den Arctic Monkeys jedenfalls nicht abhanden gekommen. Und bei „Why'd you only call me when you're high?“, sozusagen aus dem Monkey-Mittelalter (2013, „AM“) stammend, riecht es in der längst in Schwitzstimmung geratenen Halle gleich noch etwas süßlicher.

Arctic Monkeys: Song an Song - ganz ohne Fließband

Dass ihr „Do I wanna know?“ auf YouTube mittlerweile monströse 1,4 Milliarden Aufrufe gesammelt hat - geschenkt! Wenn sich temporeich Song an Song reiht, sind Alex Turner, Jamie Cook, Matt Helders und Nick O’Malley von Fließbandarbeit trotzdem weit entfernt.

Diese sieht man übrigens vor dem Oberhausener Konzert in der Arena-Lobby, wo Fans erstaunlich ausdauernd den Merchandising-Stand samt Band-Shirts („Monkeys Sheffield“, 35 Euro) in den Farben Schwarz und Eukalyptus belagern. Stellenweise schlängelt sich die Warteschlange vier Hallen-Sitzblöcke weit durch das Foyer. Und zwar so sehr, dass Arena-Mitarbeiter mit Baustellenband sogar den Schritt-Verkehr regeln müssen.

Wenn die Arctic Monkeys in der ersten von drei lang geforderten Zugaben schließlich die vom Punk-Poeten John Cooper Clarke gecoverte Ballade „I wanna be yours“ schnurren lassen, ist die Konzert-Schlacht so gut wie geschlagen. Ein letztes Mal darf Alex Turner seine nimmermüden, schallstarken und dauerapplaudierenden „Ob-er-hausen Rockers“ adeln. Und die haben der Band auch wirklich alles abverlangt.