Oberhausen. Falsche Ernährung schadet dem Klima der Erde: Die Debatte beim „Politischen Nachtgebet“ hat dies in Oberhausen deutlich gemacht. Und gab Tipps.

Das „Politische Nachtgebet“ greift stets aktuelle Themen auf – in liturgisch-evangelischem Rahmen und mit Musikbeiträgen. Nun stand bei der jüngsten Ausgabe der Reihe das Thema Ernährung im Mittelpunkt: „Mein Essen – unser Klima?!“

Vor 50 Besuchern in der Christuskirche an der Nohlstraße entfaltete sich eine rege Diskussion. Dabei setzten die Gäste am Rednerpult bemerkenswerte Akzente. So erläuterte Anderson Sandoval von der Christlichen Initiative Romero die Bedeutung globaler Lieferketten am Beispiel der Sojabohne.

Millionen Tonnen von Soja werden weltweit jährlich produziert; eines der wichtigsten Herkunftsländer der Sojabohne ist Brasilien. Doch dort sorgen die riesigen Anbaugebiete dafür, dass der fürs Klima so wichtige Amazonas-Regenwald entwaldet und das Gebiet mit Pestiziden verschmutzt wird. In Europa und auch in Deutschland wird das Soja als Tierfutter eingesetzt. Viele Fragwürdigkeiten wie der Raub von Land indigener Völker in Brasilien sowie klimaschädliche globale Lieferketten verbinden sich mit dem massenhaften Soja-Einsatz in Mitteleuropa.

Landwirt Christoph Köster: „Meine Rinder und Hühner bekommen kein Soja als Tierfutter.“
Landwirt Christoph Köster: „Meine Rinder und Hühner bekommen kein Soja als Tierfutter.“ © FFS | Tanja Pickartz

Was kann man dagegen tun? Eine Antwort hatte ein weiterer Gast auf dem Podium, Landwirt Christoph Köster aus Schmachtendorf, sogleich parat: „Meine Rinder und Hühner bekommen kein Soja als Futter!“ Der Oberhausener setzt ganz bewusst auf alternative, näherliegende Futterquellen für seine Tiere, um lange Lieferketten und Umweltschäden zu vermeiden. Womit an diesem Abend schon einmal ein konkretes Beispiel für den Zusammenhang von Ernährung und Klima gegeben war.

Expertin: Die Menschen müssen wieder das Kochen lernen

In den folgenden 90 Minuten erfuhren die Besucher viele weitere Details, denn mit Edith Gätjen von der Sarah-Wiener-Stiftung war als dritter Podiumsgast eine Ernährungsexpertin präsent, die einen eindringlichen Appell parat hatte. Das Wissen ums Kochen sollte gestärkt werden. Es muss ja nicht immer Fleisch sein, auch ein Weißkohl-Eintopf kann zum Beispiel sehr schmackhaft sein.

Doch viele Menschen wissen gar nicht mehr, wie man etwa Weißkohl, Spitzkohl oder Rosenkohl zubereitet, beobachtet die Ernährungsexpertin. Hier setzt die Sarah-Wiener-Stiftung an – mit passgenauen Beratungs- und Mitmachangeboten, die schon im Kindesalter beginnen. Wer am heimischen Herd weiß, wie man mit Gemüse umgeht, kann besser regional einkaufen und schont auf diese Weise das Klima.

Und wie soll man die Leute von weniger Fleisch und mehr lokal angebautem Gemüse auf dem Teller überzeugen? „Mit dem guten Geschmack“, sagte Edith Gätjen. Wer sein Essen gekonnt zubereiten könne und dann bewusst genieße, benötige keine weiteren Ratschläge. Und gut gekochte Gemüsegerichte könnten zum Beispiel auch Jugendliche überzeugen, weniger Fleisch zu essen. Weil es lecker ist.

Spannender Debattenabend mit „Earth Song“ von Michael Jackson

Politisches Nachtgebet mit 50 Gästen in der Christuskirche – anderthalb Stunden wurde diskutiert.
Politisches Nachtgebet mit 50 Gästen in der Christuskirche – anderthalb Stunden wurde diskutiert. © Tanja Pickartz / FFS

Pfarrer Andreas Loos moderierte den facettenreichen Debattenabend in der Christuskirche, der vom „Fun Vocal Chor“ unter der Leitung von Danny Neumann musikalisch begleitet wurde – zum Beispiel mit dem „Earth Song“ von Michael Jackson. Das „Politische Nachtgebet“ war dieses Mal ein Teil der Nachhaltigkeitswoche zum Thema Schöpfung in der evangelischen Sophien-Kirchengemeinde.

Immer wieder hatte Landwirt Christoph Köster in der Christuskirche Fragen des Publikums zu beantworten. Da ging es um die eher karge Bodenqualität in Schmachtendorf und Königshardt ebenso wie um die Einkaufsgewohnheiten seiner Kundinnen und Kunden, nachdem die Lebensmittelpreise so stark gestiegen sind. Die von seinen Hühnern gelegten Eier würden nun deutlich weniger gekauft, sagte der Landwirt. Aber: Der Rindfleisch-Verkauf sei nach dem Beginn des Ukrainekrieges auf dem Hof Köster keineswegs eingebrochen. Daran würden die Kunden nicht sparen.

Wenn dann noch das lokal angebaute Gemüse die Mahlzeit ergänzt und der Fleischanteil nicht zu groß ausfällt, dürfte der Klimaschutz gewährleistet sein. Es geht eben auch ohne Soja aus Übersee. Zumindest in Schmachtendorf.