Oberhausen. Fahrschüler in Oberhausen müssen aktuell geduldig sein: Oft müssen sie mehrere Monate auf einen Termin für die Praxisprüfung warten.
Mit mehreren Monaten Wartezeit müssen Fahrschülerinnen und Fahrschüler aktuell rechnen, wenn sie ihre praktische Führerscheinprüfung ablegen wollen. Der für Oberhausen zuständige Tüv Nord spricht von etwa acht Wochen. „Eher bis zu 20 Wochen“, schätzt aber Michael Mayer, Inhaber der Fahrschule „Fahrwerk“ in der Oberhausener Innenstadt. Einige Schülerinnen und Schüler im Stadtgebiet müssten womöglich sogar ihre Theorieprüfung wiederholen. „Denen läuft die Zeit weg“, erklärt der 57-Jährige. Denn die Gültigkeit der theoretischen Prüfung läuft nach einem Jahr aus.
Dass die Terminsituation angespannt ist, ist kein neues Problem. „Seit Jahren kämpfen wir darum, dass wir Prüfplätze kriegen“, sagt Mayer, der sich auch in der Oberhausener Ortsgruppe des Fahrlehrerverbands Nordrhein engagiert. Bis 2017 sei die Situation weitgehend entspannt gewesen. Damals bekam er – nur für Klasse-B-Führerscheine – 156 Prüfplätze pro Jahr. Dieses Jahr sind es 78.
Tüv holt Ruheständler zurück
„Die Situation ist unbefriedigend“, räumt Claas Alexander Stroh, Pressesprecher vom Tüv Nord, ein. Man habe daher verschiedene Maßnahmen ergriffen, um den Terminstau abzuarbeiten: Einige Fahrprüfer verlegten etwa ihre Urlaube oder prüften zusätzlich am Samstag. Kräfte aus anderen Arbeitsbereichen würden zur Unterstützung herangezogen und Ruheständler zurückgeholt.
Stroh berichtet außerdem von einer Einstellungsoffensive, um den Problemen entgegenzusteuern. 18 Personen seien im Zuständigkeitsbereich des Tüv Nord bereits eingestellt, 20 sollen es insgesamt noch werden in diesem Jahr. Doch Fahrprüfungen abnehmen können die neuen Arbeitskräfte noch nicht. Um „Fahrerlaubnisprüfer“ zu werden, müssen Anwärterinnen und Anwärter nämlich eine recht aufwendige Ausbildung durchlaufen, erklärt der Pressesprecher. Voraussetzung sei ein Studium im Umfeld Kraftfahrzeugtechnik. Nach dem Studienabschluss folge noch eine zweijährige Ausbildung zum amtlich anerkannten Prüfer bei der technischen Prüfstelle. Und diese Qualifizierung steht für die neu Angestellten noch an. Man prüfe aber Optionen, die Ausbildung zu verkürzen.
30 Prüftermine im Rückstand
Eine kurzfristige Entlastung bietet die Einstellungsoffensive demnach nicht. Doch machen sich die übrigen Maßnahmen bemerkbar? „Im Gegenteil“, sagt Michael Mayer. Für das aktuelle Jahr sei er mit 30 Prüfterminen im Rückstand – alleine für die Klasse B. Hinzu kommen also Motorrad- und Lkw-Prüfungen. Für einige seiner Schülerinnen und Schüler bedeutet das, dass zwischen letzter Fahrstunde und Praxisprüfung mehrere Wochen oder sogar Monate Pause liegen. Wer also nicht aus der Übung kommen will, muss zusätzliche Fahrstunden nehmen – und bezahlen. Auch hier steuert Mayer gegen: „Wir bremsen die Teilnehmer künstlich aus.“ Wenn der Schüler oder die Schülerin bereit sei für die praktische Prüfung, würden die Termine bis zum Prüfungstag gestreckt.
Denn nicht nur zusätzliche Fahrstunden sind teuer. Auch die Prüfung selbst kostet seit 2021 mehr: Waren es früher gut 91 Euro, liegen die Kosten heute bei rund 117 Euro. Grund ist die Verlängerung der Prüfungszeiten, beim Pkw-Führerschein um zehn Minuten. Und diese zusätzlichen Minuten müssen die Schüler natürlich bezahlen. Eine weitere Konsequenz: Da die einzelnen Prüfungen länger dauern, können an einem Tag insgesamt weniger Prüftermine angeboten werden. Das sind zwei Termine weniger, rechnet Mayer vor, pro Tag.
Frust landet bei Mitarbeitenden des Tüvs
Das Angebot ist also knapp. Umso ärgerlicher sei es, sagt Claas Alexander Stroh vom Tüv Nord, wenn Prüflinge kurzfristig krankheitsbedingt ausfallen und die raren Prüftermine verfallen. „Da wünschen wir uns von den Fahrschulen etwas mehr Flexibilität.“ Die sei in Oberhausen aber bereits gegeben, berichtet Fahrlehrer Michael Mayer. Unter den Kolleginnen und Kollegen in der Stadt habe man sich digital vernetzt, um frei werdende Prüftermine kurzfristig neu zu besetzen.
Bei allem Ärger findet Mayer aber auch deutlich versöhnliche Worte für die Mitarbeitenden des Tüvs. „Die kriegen den ganzen Frust ab“, sagt der 57-Jährige. Dabei bemühten sie sich sehr, die Situation für alle zu verbessern.