Oberhausen. In Oberhausen entstehen Hotels, die überwiegend automatisiert funktionieren. Das soll Preise drücken. Touristik-Profis sehen den Trend kritisch.

Wer in den Niederlanden unterwegs ist, der weiß, was echte Automaten-Begeisterung bedeutet. Selbst Snacks wie Frikandeln und Hamburger ziehen sich Kunden hier aus mechanischen Boxen. Wer künftig in Oberhausener Hotels absteigt, dem kann es ähnlich ergehen. Denn neue, sogenannte Automaten-Hotels funktionieren fast ohne oder mit wenig Personal.

In der ehemaligen Gaststätte Haus Bleuel (zuletzt: „Zum schwarzen Schaf“) an der Mellinghofer Straße entsteht ein solches Hotel mit 20 Zimmern und 36 Betten. Auch im ehemaligen Volksbank-Gebäude in der Innenstadt ist ein „digitales Hotel“ mit 23 Zimmern im Gespräch.

Hotels in Oberhausen: Gäste checken mit Handy und Kreditkarte am Automaten ein

Automaten übernehmen bei diesem Hoteltyp den Job von Menschen. Soll heißen: Hotelgäste checken nicht beim Fachpersonal an der Theke ein, sondern mit der Kreditkarte am Handy oder an Automaten - und gelangen danach per Zimmer-Code zu ihrem Bett. Frühstück gibt es in den Häusern ebenfalls häufig nur per Geldkarte aus dem Automaten. Dafür ist der Zimmer-Preis in der günstigen Budget-Preisebene angesiedelt.

Eine Entwicklung, die den hiesigen Hoteliers nicht verborgen geblieben ist. Uschi Wischermann, Chefin des hiesigen Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA), sieht die neuen Hotels mit Bauchschmerzen. „Die Automaten-Hotels schaffen keinen neuen Reiseanreiz, so wie es ein neues Haus mit Wellness oder mit einem guten Restaurant bieten könnte.“ Zudem würden die Betriebe keine Arbeitsplätze nach Oberhausen bringen. Der Service für die Gäste bleibe auf der Strecke.

Hotels in Oberhausen: Billig-Anbieter bereiten Hoteliers Bauchschmerzen

Touristik-Chef Rainer Suhr betont die sowieso schon vielfältigen Möglichkeiten für auswärtigen Gäste in Oberhausen zu übernachten: „Grundsätzlich ist es gut, dass wir ein Angebot für jeden Geschmack und Bedarf in Oberhausen anbieten können.“ In Oberhausen reiche dies vom Hostel, über voll ausgestattete Ferienwohnung bis zum viereinhalb Sterne Hotel.

Zugleich dürfte klar sein, dass die neuen Billig-Anbieter nicht gerade auf der Wunschliste von Oberhausens oberstem Touristiker stehen. Denn: Oberhausen benötigt derzeit überhaupt keine weiteren Hotelbetten. Es besteht ein Überangebot.

Zwar haben sich die Zahlen im dritten Corona-Jahr 2022 mit mehr als einer halben Million Übernachtungen deutlich erholt. Dafür bereitet die Bettenauslastung den Gastwirten zurzeit Sorgen. Mit 37,4 Prozent lag diese in 2022 knapp zwei Prozent unter dem Landesschnitt. Vor der Corona-Pandemie lag die Auslastung in Oberhausen noch bei 49,2 Prozent.

Hotels in Oberhausen: Bettenauslastung liegt unter dem Landesschnitt

Eine Mega-Baustelle, im wahrsten Sinne des Wortes, ist bei dieser Entwicklung das geschlossene Metronom-Theater. Der Touristen-Magnet mit Musical-Produktionen ist weggefallen, zugleich sind in den Jahren 2019 und 2020 aber drei große Oberhausener Hotels hinzugekommen. Und mit ihnen 1000 neue Betten, die es nun zu füllen gilt.

Wischermann deutlich: „Die Automaten-Hotels schöpfen noch weitere Gäste ab und locken keine neuen Touristen an. Eigentlich braucht sie kein Mensch.“ Die etablierten Hotels könnten mit Ambiente und Service gegensteuern. Das Konzept der digitalen Hotels sei fehleranfällig. „Für Gäste ist es wichtig, vor Ort einen Ansprechpartner zu haben. Nicht nur in Notfällen. Was tun Gäste, wenn sie Handy oder Kreditkarte verlieren oder diese plötzlich nicht funktionieren?“

>>> Aus diesen Ländern kommen die meisten Touristen

Knapp 100.000 Übernachtungen in Oberhausen stammten im vergangenen Jahr von Gästen aus dem Ausland. Auf dem ersten Platz rangieren, wenig überraschend, die Niederlande (39.470).

Auf dem zweiten Rang liegen Touristen aus Italien mit 6477. Knapp dahinter positionieren sich die Gäste aus Belgien (6433). Auf dem vierten Platz befinden sich Besucher aus Polen mit 6153 Übernachtungen.