Oberhausen. Eine Wasserstoffpipeline soll demnächst von Dorsten über Oberhausen nach Duisburg führen. Doch in Schmachtendorf wird Kritik an den Plänen laut.
Bislang war es ruhig. Das ändert sich jetzt: Im Oberhausener Stadtteil Schmachtendorf macht sich Widerstand breit gegen die neue Wasserstoffpipeline, die von Dorsten über Oberhausen nach Duisburg-Hamborn führen soll. Der Verein für Verkehr und Heimatkunde lehnt Teile des geplanten Korridors ab. Waldgebiete würden durch die Verlegung der Rohre zerstört.
Das Großprojekt befindet sich derzeit im sogenannten Raumordnungsverfahren. In dieser Phase können Betroffene Stellungnahmen abgeben. Und das sind theoretisch viele: Die Pipeline soll Thyssen-Krupp mit Wasserstoff versorgen, später auch für andere Abnehmer interessant werden. Gebaut wird sie von Deutschlands größtem Gas-Transporteur Open Grid Europe. Die geplante Trasse durchläuft Gebiete in Dinslaken, Bottrop und Oberhausen.
Trasse führt durch Bottrop, Oberhausen, Dinslaken
Das Stahlrohr mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern muss unter der Erde liegen. Dafür sind jede Menge Grabungen und Verhandlungen mit Eigentümern nötig. Außerdem gibt es nach Fertigstellung einen meterbreiten Schutzstreifen. Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat bereits einen Korridor genehmigt. Der genaue Verlauf muss jetzt ermittelt werden. Bis Baurecht herrscht, dauert es noch lange. In Schmachtendorf wird jetzt allerdings Kritik deutlich.
Der Verein für Verkehr und Heimatkunde schickt in seiner Stellungnahme zwar vorweg, dass er sich grundsätzlich der „Notwendigkeit einer klimaneutralen Transformation des Energiesektors“ bewusst sei. Die Einwendungen seien deshalb nicht als Blockade zu verstehen. Jedoch wird ein Vorhaben entschieden abgelehnt.
Naturschutzgebiet „Im Fort“ soll erhalten bleiben
Kernpunkt: das Naturschutzgebiet „Im Fort“ auf Schmachtendorfer Gebiet. „Eine Inanspruchnahme lehnen wir in jeglicher Hinsicht ab.“ Der Wald sei eines der „bedeutendsten Naturschutzgebiete in der gesamten Stadt“. Der Verein stützt sich in seiner Argumentation auf mehrere Schilderungen von Heimatkundlern und Heimatforschern, die die „Perle“ für ihre Artenvielfalt loben. Die Ausschachtung eines Grabens würde „den Charakter dieser jahrhundertealten, einzigartigen Landschaft unwiederbringlich zerstören“. Die Trasse dürfe deshalb ausschließlich im Westen des beantragten Korridors verlaufen, und zwar auf Dinslakener Gebiet.
Probleme sehen die Schmachtendorfer auch im Waldgebiet Hühnerheide. Viele Menschen würden den Landschaftsbereich nutzen, um sich zu erholen. Außerdem weist der Verein darauf hin, dass in dem Waldgebiet noch Kampfmittel liegen könnten. Im Zweiten Weltkrieg wäre die Hühnerheide als Rückzugs- und Stellungsort von amerikanischen Truppen genutzt worden. Bei einer Trassenführung sollte darauf geachtet werden, möglichst wenig Waldgebiet zu beanspruchen und auf den an der Jägerstraße gelegenen Flächen zu bleiben, heißt es in der Stellungnahme.
„Massiver Widerstand“ bei Variante durch Sterkrader Wald
Mit „massivem Widerstand“ müsse Open Grid rechnen, wenn es die Trasse durch den Sterkrader Wald führen würde. Der Verein führt zur Bekräftigung die Ablehnung eines anderen Projekts an: der geplante Autobahnkreuz-Ausbau. Hierfür seien 57.000 Unterschriften gesammelt worden. Vergangenes Wochenende demonstrierten 300 Klimaaktivisten für den Erhalt des Waldes. Die Rodung von 5000 Bäumen für eine Erweiterung des Autobahnkreuzes erregt auch überregional Interesse.
Der Sterkrader Wald liegt allerdings nicht in dem bereits genehmigten Korridor. Andere Varianten sahen eine Trassenführung durch dieses Gebiet vor. Diese Varianten werden von dem Verein abgelehnt und als „inakzeptabel“ bezeichnet.
Laut Open Grid Europe gebe es bei dem Projekt „keine nachhaltigen Eingriffe in die Natur“. Am 3. April, 20 Uhr, wird Projektleiter André Graßmann auf der Monatsversammlung des Vereins über den aktuellen Stand im Hotel Schmachtendorf informieren.