Oberhausen. Das 49-Euro-Ticket gilt deutschlandweit ab dem 1. Mai. Wer Zusatzleistungen wie die Fahrradmitnahme wünscht, sollte vor dem Kauf vergleichen.
Mit dem neuen Deutschlandticket den öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland nutzen – und das für 49 Euro im Monat. Auch in Oberhausen können die Kundinnen und Kunden dieses Angebot bald nutzen. Ab Mai ist das digitale Ticket gültig – am 3. April 2023 startet der Verkauf. Doch wie so oft liegt auch beim Deutschlandticket der Teufel im Detail, in manchen Fällen dürfte sich das Nachrechnen lohnen, ob das Deutschlandticket tatsächlich bares Geld spart.
Grund: Das Deutschlandticket bietet weniger Leistungen als andere Tickets im monatlichen Abo. Es ist nicht auf andere Personen übertragbar und beinhaltet keine Fahrradmitnahme. Wer sein Rad mitnehmen möchte, muss ein Zusatzticket kaufen, das nach jetzigem Stand noch einmal 29 Euro kosten soll. Wer mit dem Deutschlandticket auch die erste Klasse nutzen möchte, muss voraussichtlich noch einmal 46 Euro zusätzlich zahlen – allein für das VRR-Gebiet. Darüber informierte ein Fachmann des Oberhausener Verkehrsbetriebes Stoag die Mitglieder des Planungsausschusses in dessen jüngster Sitzung.
Ticket 2000 und Bärenticket weiter im Angebot
Zum Vergleich: Mit dem Ticket 2000 oder dem Bärenticket für Menschen ab 60 können Fahrgäste werktags nach 19 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen eine erwachsene Begleitperson sowie drei Kinder mitnehmen. Mit beiden Tickets fährt das Fahrrad gratis mit, das Ticket 2000 ist zudem übertragbar. Das Bärenticket kostet knapp 100 Euro im Monat und gilt im gesamten VRR-Gebiet. Das Ticket 2000 kostet je nach Preisstufe zwischen 75 Euro (A1) und 192 Euro (D) im Monat und ist nur in bestimmten Bereichen gültig.
Grüne befürchten Tarifwirrwarr beim D-Ticket
Die Grünen im Ruhrparlament begrüßen das 49-Euro-Deutschlandticket als wichtigen Schritt für die Verkehrswende. Gleichzeitig warnt die Fraktion vor einem regionalen Flickenteppich für Zusatzleistungen wie der Mitnahme von Fahrrädern. Diese werden weiterhin von den jeweiligen Verkehrsverbünden angeboten. Die Grünen fordern deshalb einheitliche Lösungen für das Ruhrgebiet
.„Das Deutschlandticket ist eine große Errungenschaft für klimaschonende, vernetzte Mobilität – insbesondere in der Metropole Ruhr, in der viele Menschen täglich über Stadtgrenzen hinweg pendeln“, betont Sabine von der Beck, Vorsitzende des Mobilitätsausschusses im Ruhrparlament. „Gerade darum dürfen wir es nicht zu einem unnötigen Tarif-Wirrwarr für Zusatztickets kommen lassen!“
Die Stoag hat ihre Abo-Kunden bereits über die Einführung des Deutschlandtickets informiert. Intern laufen nun noch die Vorbereitungen für den Verkaufsstart am 3. April. So muss die Stoag etwa ihre App überarbeiten, damit Kunden das Ticket auch via Smartphone buchen und bezahlen können.
Deutschlandticket ist Nachfolger des 9-Euro-Tickets
Das Deutschlandticket, kurz D-Ticket, ist Nachfolger des 9-Euro-Tickets, mit dem die Bundesregierung von Anfang Juni bis Ende August 2022 Pendler entlasten und Neukunden für den öffentlichen Nahverkehr begeistern wollte. 52 Millionen Tickets wurden damals in den drei Sommermonaten verkauft. Das neue Deutschlandticket soll ein dauerhaftes Angebot sein und kostet 49 Euro. Dabei handelt es sich um den Einführungspreis, spätere Preissteigerungen sind nicht ausgeschlossen. Ziel der Einführung ist laut Bundesregierung die Entlastung der Bürgerinnen und Bürger in Zeiten der stark steigenden Energiepreise.
Daher stehe auch die Oberhausener CDU grundsätzlich hinter der Einführung des Deutschlandtickets, wie Ratsherr und Stoag-Aufsichtsratsvorsitzender Denis Osmann im Planungsausschuss erklärte. Sorge bereite ihm dennoch die Finanzierung: Dank einer Drei-Milliarden-Euro-Finanzspritze durch Bund und Länder sei diese für das laufende Jahr wohl gesichert. Doch ab dem kommenden Jahr sieht der planungspolitische Sprecher der CDU-Ratsfraktion unvorhersehbare Kosten auf Oberhausen zurollen.
CDU: Deutschlandticket soll nicht zur Kostenfalle werden
Die Stoag teilt die Sorge. „Ab 2024 werden drei Milliarden Euro wohl nicht reichen“, erklärte der Vertreter des Verkehrsbetriebes im Planungsausschuss. Konkrete Zahlen kann die Stoag derzeit allerdings noch nicht vorlegen, die Prognose wird erst noch erstellt. Denis Osmann: „Wir wünschen uns schnell konkrete Zahlen, um früh genug zu wissen, ob wir gegensteuern müssen.“ Auf Anregung des Ausschuss-Vorsitzenden Frank Bandel (CDU) soll die Stoag Ende des Jahres erneut im Planungsausschuss berichten – dann mit konkreten Zahlen.
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