Oberhausen. Tausende Menschen strömen in Oberhausen zum Trödelmarkt am Bero-Zentrum. Das Kaufverhalten der Kunden hat sich verändert, sagen Händler.

Die Inflation steigt. Menschen müssen fürs tägliche Leben immer tiefer in die Tasche greifen. Die Preise für Strom und Heizung steigen ins Unermessliche, und auch für Lebensmittel müssen Kundinnen und Kunden immer mehr bezahlen. Das hat Auswirkungen auf das Einkaufsverhalten der Menschen - wie ein Besuch des Trödelmarktes am Bero-Zentrum in Oberhausen zeigt.

Die Sonne scheint - und die Karawane ist schon unterwegs. Am Sonntag sind tausende Menschen zum Trödelmarkt auf den Parkplätzen des Bero-Zentrums gezogen. Der Veranstalter Melan aus Baesweiler bei Aachen rechnet bis zum frühen Abend mit bis zu 8000 Schnäppchenjägern. Viele tragen dicht gefüllte Taschen mit sich.

Neuwaren sind hier seit Jahren allerdings in der Überzahl. Auf den Tischen tanzen Plastik-Kakteen zum Klang elektronischer Musik. Netzteile von Smartphones schlängeln sich über die Auslage. Und Socken-Sechserpacks liegen in Holzkisten dicht übereinander. Ist bei den Besucher-Kolonnen die unterhaltsame Jagd nach Angeboten gefragt oder sind es gezielte Einkäufe, um Geld für die Haushaltskasse zu sparen?

Trödelmarkt in Oberhausen mit Deo, Mundwasser und Zahnpasta

„Wir wollen mal schauen, was es alles so gibt“, sagt Mona Reuther aus Essen. In ihrer Tüte stecken drei Deo-Dosen eines Markenfabrikanten, die sie und ihr Mann für sechs Euro abgestaubt haben. „Die Dosen sehen aus wie im Supermarkt. Der Preis ist gut. Also haben wir zugeschlagen.“ Damit sind beide nicht alleine.

Schon in der ersten Stunde des monatlich stattfindenden Marktes schieben sich immer mehr Besucher durch die Gänge der unteren Ebene des offenen Parkhauses, dessen Dach diesmal nicht als Regenschutz, sondern höchstens als Sonnenverdeck dient. Der Duft von Fisch im Teigmantel zieht unter das Dach - und ein lautes „Schnäppchen, Schnäppchen, Schnäppchen“ lässt gesenkte Köpfe bei murmelnden Gesprächen wieder aufrichten.

Es ist eine Mischung aus neugierigem Stöbern, Sonntagmittag-Spaziergang - aber auch ein echter Ersatz für den Supermarkt? „Der Trödelmarkt kann einen Besuch in einem Geschäft nicht ersetzen. Klar kauft man hier auch Zahnpasta und Kleidung ein. Aber das komplette Angebot gibt es nicht“, findet ein Kunde aus Lirich, der wie viele andere Gesprächspartner seinen Namen an dieser Stelle nicht lesen möchte. Viele Artikel seien Sonderposten. Auch wenn die Zahl unterschiedlicher Neuwaren seiner Meinung nach noch größer geworden ist.

Trödelmarkt in Oberhausen: Nicht alles ist günstiger als im Geschäft

Selbst ein auf Lampen und Leuchtröhren spezialisierter Händler lässt die Parkebene leuchten. Einen halben Meter große Eisprinzessinnen-Puppen stehen in der Papp-Schachtel. Wenige Wochen alte Hochglanz-Zeitschriften werden zum halben Preis angeboten. Markensneaker lagern auf Schuhkartons. Und Verkäufer holen angesagte Kapuzen-Pullover aus den Plastikverpackungen. Die Nachfrage sei gut. Seit der hohen Inflation noch ein wenig mehr, sagt ein Händler.

„Nicht alles ist wirklich billiger“, heißt es bei einer Kundin aus Duisburg-Neumühl, die gerade ihre Tasche belädt. Mundwasser einer bekannten Marke kostet hier vier Euro. „Da zahle ich bei meinem Discounter weniger.“ Die Premium-Ausgabe Instant-Kaffee im 200-Gramm-Glas steht für sieben Euro auf dem Tisch. Das sei zwar mindestens drei Euro günstiger gegenüber dem Supermarkt-Normalpreis. Bei Angeboten in den Geschäften bekomme man das Getränkepulver aber auch noch einige Cent billiger.

Als reinen Neuwaren-Hort sieht der Veranstalter seinen Trödelmarkt sowieso nicht. „Bei uns gibt es auch den klassischen Trödel aus Haushaltsauflösungen oder interessante Kellerfunde. Die Mischung macht den Reiz aus“, sagt Marktmeisterin Gitta Havenith, die diesmal 175 Händler-Anmeldungen zählt. Viele Spezialitäten und unterschiedliche Waren würden das Angebot spannend gestalten.

Trödelmarkt in Oberhausen: Kellerschätze auf dem Parkhaus-Dach

Und es gibt sie tatsächlich noch, wenn auch weniger als früher: Auf der oberen Parkebene kramen Kinder mit beiden Händen im Karton mit metallischen Spielzeugautos. Oder sie zupfen an Action-Figuren der Transformers. Nebenan stehen gerahmte Gemälde mit afrikanischen Giraffen. Kunden drehen an Kaffeemühlen. Oder sie öffnen die Abdeckung von gebrauchten Gesellschaftsspielen und zählen die Papp-Plättchen beim verrückten Labyrinth.

„Ja, die Geschäfte laufen nicht schlecht“, sagt eine Händlerin aus Oberhausen, die ihre barocken Porzellan-Figuren drapiert und mit dem Gesicht zu den Kunden dreht. Das Deko-Pärchen kostet hier zehn Euro. Solche Schätzchen seien die Würze für jeden Trödelmarkt. Sie reist seit Jahren herum. Diesmal sei es in Oberhausen anstrengender. Das Geld offensichtlich knapp. „Heute müssen wir mehr verhandeln als sonst.“

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Der Trödelmarkt-Anbieter Melan startet seine Märkte in vielen westdeutschen Städten - von Köln und Düsseldorf bis Essen und Duisburg.

Am Oberhausener Bero-Zentrum startet der nächste Trödelmarkt am Sonntag, 26. März, zwischen 11 und 18 Uhr. Am Sterkrader Tor startet am Sonntag, 9. April, zwischen 11 und 18 Uhr ebenfalls ein Trödelmarkt der Veranstalter.