Oberhausen. Nach einem coronabedingten Tiefpunkt im Jahr 2021 hat es die Kripo nun mit deutlich mehr Kriminalfällen zu tun. Das zeigt die Statistik für 2022.

Die Kriminalität ist in Oberhausen im Jahr 2022 auf vielen Deliktfeldern ziemlich kräftig gewachsen. Nach dem coronabedingten Tief im Jahr 2021 ist die Zahl der kriminellen Delikte im Jahr 2022 um 2538 auf insgesamt 16.612 gestiegen – ein Plus von 18 Prozent. Das gesellschaftliche und öffentliche Leben gewinnt wieder an Fahrt – und das bietet den Tätern neue Chancen für ihre kriminellen Vorhaben.

So spiegelt es der Kriminalitätsbericht 2022, den der Leiter der Direktion Kriminalität bei der Polizei Oberhausen, Kriminaldirektor Christian Voßkühler, am Dienstag vorgestellt hat. „Der Trend geht in Richtung Vor-Corona-Zeit“, schätzt der erfahrene Beamte. Bedauerlicherweise nehme die Aggressivität in der Gesellschaft allgemein zu. „Damit muss sich die Polizei bei ihren Einsätzen täglich auseinandersetzen. Aber das ist ein Problem, das gesamtgesellschaftlich gelöst werden muss.“

16.612 Straftaten mit einer Aufklärungsquote von fast 57 Prozent sind in Oberhausen registriert worden. Die Zahl der Tatverdächtigen stieg ebenfalls von 6498 im Jahr 2021 auf 7278 im Jahr 2022 – ein Anstieg um zwölf Prozent. Von allen Tatverdächtigen liegt die Anzahl der nichtdeutschen Verdächtigen bei 2697 (37 Prozent).

Wohnungseinbrüche: Ein Plus von 60 Prozent

Ein besonders sensibles Deliktfeld ist stets der Wohnungseinbruch. Die Anzahl der von der Kripo abgeschlossenen Fälle in diesem Bereich ist im Jahr 2022 um 131 gestiegen (2021: 218 und 2022: 349). Das ist ein Plus von 60 Prozent. Die Aufklärungsquote beträgt fast 32 Prozent – jeder dritte Wohnungseinbruch wird also geklärt. Im Vergleich zum Jahr 2021 ist das ein deutlicher Anstieg um rund 19 Prozentpunkte – ein Beleg für die Fahndungsfortschritte auf diesem Kriminalitätsfeld.

Die Gewaltkriminalität hat ebenfalls zugenommen. Im Jahr 2022 sind 610 entsprechende Straftaten registriert worden. Im Jahr 2021 waren es 479 Straftaten. Das sind 131 Taten mehr bzw. ein Anstieg von rund 21 Prozent. Die Aufklärungsquote liegt bei 75 Prozent (2021: 80 Prozent).

Im Bereich des Straßenraubs hat es 64 Fälle gegeben. Das sind 20 mehr als im Jahr 2021. Die Aufklärungsquote liegt hier bei 56 Prozent. Die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen ist im Vergleich zum Vorjahr um 37 Fälle angestiegen. Sie betrug im Jahr 2022 insgesamt 397 (2021: 360). Die Aufklärungsquote beträgt fast 79 Prozent.

Plus von 538 Fällen bei der Straßenkriminalität

Straftaten wie etwa Raubüberfälle auf Straßen, Wegen oder Plätzen, verschiedene Arten von Diebstählen, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie sexuelle Belästigung im öffentlichen Raum werden zur Straßenkriminalität gezählt. Im Jahr 2022 sind insgesamt 3641 solcher Fälle bearbeitet worden. Das bedeutet: 538 Delikte mehr als im Vorjahr. Hier haben es die Fahnder besonders schwer, geflüchtete Täter zu fassen. Nur 15,5 Prozent dieser Fälle konnten aufgeklärt werden. Im Jahr 2021 waren es noch rund 22,4 Prozent.

Ein besonderes Augenmerk richten die Fahnder auf die Straftaten gegen ältere Menschen – begangen von überörtlichen Tätern. Dabei handelt es sich vor allem um Trickanrufer aller Art. Diese Fälle sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Die Täter überreden die Seniorinnen und Senioren unter Vorspiegelung falscher Tatsachen zu Geldübergaben oder Überweisungen. Die Polizei Oberhausen verfolgt solche Delikte konsequent, doch die Fahndung sei „intensiv und langwierig“, gibt die Polizei an. „Hier besteht weiterer Handlungsbedarf.“

Wie sieht es bei den schlimmsten kriminellen Taten, im Deliktfeld „Mord und Totschlag“, aus? Entsprechende Straftaten „gegen das Leben“ blieben im Jahr 2022 auf dem Niveau von 2021. Insgesamt sind zehn Fälle erfasst worden. Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind im Vergleich zum Vorjahr 2021 leicht gestiegen. Im Jahr 2022 waren es acht Anzeigen mehr als im Vorjahr (2021: 269; 2022: 277).

Deutlicher Anstieg bei der Zahl der angezeigten Vergewaltigungen

Auffällig stark angestiegen ist im Jahr 2022 die Zahl der Vergewaltigungen, die angezeigt worden sind. Insgesamt hat die Polizei Oberhausen 40 Anzeigen aufgenommen. Das sind 29 mehr als im Vorjahr 2021. Die Aufklärungsquote betrug hier 75 Prozent. Kriminaldirektor Christian Voßkühler betonte auf Nachfrage der Redaktion, dass es hierbei keinesfalls um einen noch unbekannten Serientäter gehe. „Wir haben das genau geprüft. Es handelt sich um Fälle, die unabhängig voneinander sind, teils auch im häuslichen Umfeld.“

In Sachen Kinderpornographie hat die Polizei 74 Fälle erfasst, das sind 25 Delikte weniger als im Jahr 2021. Die Aufklärungsquote blieb hier auf einem hohen Niveau von fast 96 Prozent. Gesunken ist auch die Zahl der bekanntgewordenen Fälle im Bereich sexuellen Missbrauchs von Kindern mit insgesamt 45 Fällen (2021: 68 Fälle). Die Aufklärungsquote liegt hier bei 95,6 Prozent und ist somit ähnlich hoch wie im Jahr 2021.

Der amtierende Polizeipräsident Dietmar Leyendecker begleitete am Dienstag die Vorstellung der aktuellen Statistik und zog folgendes Fazit: Wie erwartet seien die Kriminalitätszahlen nach dem historischen Tief im Jahr 2021 auf den meisten Deliktfeldern angestiegen, aber: „Oberhausen ist nach wie vor eine der sichersten Großstädte in NRW.“