Oberhausen. Die Polizei Oberhausen gibt ihr historisches Innenstadt-Präsidium auf. In der Stadt geht eine Sorge um: Zieht die Behörde nun in die Neue Mitte?
Steht die Oberhausener Innenstadt am Ende tatsächlich ohne Polizeipräsidium da? Genau diese Sorge ist aus Kreisen von Stadt und Politik derzeit zu hören. Offiziell steht zwar noch nicht fest, wohin die Behörde nach dem vor einem Jahr angekündigten Auszug aus dem historischen Präsidium am Friedensplatz ziehen wird. Doch der Polizeibeirat fürchtet, dass sich die Polizei für einen Standort in der Neuen Mitte entscheiden könnte – ganz in der Nähe des Centros.
Doch erst zum Hintergrund: Vor fast genau einem Jahr wurde durch Recherchen unserer Redaktion bekannt, dass die Polizei ihren angestammten Platz am Friedensplatz verlässt. Nach 100 Jahren sei das Präsidiumsgebäude zu klein geworden und würde den Ansprüchen einer modernen Polizeibehörde nicht mehr genügen, hieß es damals. Selbst die aufwendige Sanierung, die mittlerweile seit elf Jahren läuft, konnte keine Abhilfe schaffen.
Polizeipräsidium: Neuer Standort für 380 Mitarbeiter gesucht
Die Nachricht sorgte damals bei der Stadt und der Politik teils für Entsetzen. Die Oberhausener Innenstadt ohne Polizeipräsidium? Undenkbar! Daher wurde bereits vor einem Jahr festgelegt, dass der neue Standort nach Möglichkeit erneut im Innenstadt-Bereich liegen müsse. Festgehalten wurde diese Priorität auch in einer europaweiten Ausschreibung, mit der das NRW-Innenministerium seitdem nach einem Projektentwickler sucht, der das neue Präsidium für die 380 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Oberhausener Polizei realisieren will. Diese Ausschreibung läuft noch, die Frist endet im März.
Nach jetzigem Stand kristallisieren sich aber bereits zwei mögliche Standorte für das neue Präsidium heraus: das Gelände des maroden Concordia-Hauses zwischen Hauptbahnhof und Bero-Zentrum und eine Fläche in der Neuen Mitte, offenbar im Bereich der Essener Straße. Der Polizeibeirat, ein Gremium bestehend aus Vertreterinnen und Vertretern der Oberhausener Ratsparteien, bestätigt dies auf Nachfrage: Vorsitzender Dirk Rubin (CDU) und dessen Stellvertreter Manfred Flore (SPD) machen zudem kein Geheimnis daraus, wo aus ihrer Sicht das neue Präsidium gebaut werden soll. „Der Polizeibeirat plädiert einstimmig für den Standort an der Concordiastraße“, sagt Dirk Rubin. „Das Polizeipräsidium gehört in die Innenstadt“, ergänzt Manfred Flore.
Vonseiten der Polizei habe er aber leider anderes gehört, sagt der langjährige Ratsherr. Die Behörde wolle lieber in die Neue Mitte, wohl weil dort mehr Platz zur Verfügung steht. Eine solche Aussage getätigt zu haben, weist Oberhausens kommissarischer Polizeipräsident Dietmar Leyendecker auf Nachfrage zwar zurück – und mit Verweis auf das laufende Vergabeverfahren bezieht die Polizei derzeit auch keine Stellung. Doch die Diskussion über den neuen Standort scheint intern längst entfacht zu sein – und dringt nun auch an die Öffentlichkeit.
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Stadt und Politik sind sich einig wie selten: Das Präsidium müsse im Innenstadt-Bereich bleiben, das ist die einhellige Meinung. „Ein Präsidium gerade in Bahnhofsnähe würde das Sicherheitsgefühl der Menschen deutlich stärken“, sagt Polizeibeirat Dirk Rubin. Das sei auch die Einstellung seiner CDU-Fraktion im Stadtrat. „Es würde zudem die Arbeitsplätze in der Innenstadt halten, das ist ganz wichtig.“
Masterplan Neue Mitte: Wohnen in Centro-Nähe
SPD-Ratsherr Manfred Flore pflichtet dem bei. Gegen einen Standort in der Neuen Mitte würde zudem sprechen, dass dort stadtplanerisch anderes angedacht ist: Flore erinnert an den Masterplan Neue Mitte. Das Gebiet rund ums Centro soll sich zu einem neuen und lebendigen Stadtquartier entwickeln, in dem unter anderem auch Wohnungen entstehen sollen. „Die Neue Mitte ist eine wichtige Entwicklungsfläche, die nicht gestört werden sollte“, sagt Flore.
Auch Oberbürgermeister Daniel Schranz spricht sich auf Nachfrage für den Concordia-Standort aus. „Vor allem mit Blick auf die Orte, wo das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger eine größere Aufgabe ist, halten wir eine Nähe des neuen Polizeipräsidiums zur Innenstadt und zum Hauptbahnhof für wichtig.“ Die Stadt sei zum Brückenbau bereit und werde „sich gerne weiter engagieren, um die Anforderungen der Polizei zu erfüllen“. Das jetzige Präsidium am Friedensplatz wurde vor 100 Jahren errichtet. Schranz: „Damals hat die Stadt ein Konzept umgesetzt, das hieß: Wir wollen die Behörden zwischen Innenstadt und Rathaus ansiedeln. Was Stadtpolitik und Stadtverwaltung vor 100 Jahren gemacht haben, halte ich nach wie vor für gut – und daran arbeiten wir auch.“
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