Oberhausen. Auf dem ehemaligen Hallenbadgelände an der Westfälischen Straße sollen 50 Mietwohnungen und eine Tiefgarage entstehen. 20 Bäume müssten weichen.

Die Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft (MWB) will auf dem Gelände des früheren Hallenbads in Osterfeld, zwischen Westfälische Straße und Vikariestraße, Häuser mit rund 50 Wohnungen bauen. Marcus Schenk vom Oberhausener Architekturbüro Hausmann & Schenk hat in der Bezirksvertretung Osterfeld die ersten Pläne vorgestellt.

Anlass für den Vortrag war, dass SPD, Grüne und Linke in der Bezirksvertretung seit Frühjahr wissen wollen, wie der Stand der Dinge ist. Denn schon 2019 hat der damalige Eigentümer des Marienhospitals, das Katholische Klinikum Oberhausen (KKO), den Plan aufgegeben, auf der Fläche neben Wohnungen auch ein Reha-Zentrum errichten zu lassen.

Für eine Kombination aus Wohnbebauung und Reha-Zentrum war seit 2014 ein entsprechender Bebauungsplan in Arbeit. Dieser Bebauungsplan wird nun allerdings nicht weiter verfolgt - gute Nachricht für den Investor, denn: Thomas Palotz, der neue Chef-Stadtplaner im Rathaus, favorisiert vielmehr, die Pläne der Mülheimer Wohnungsgenossenschaft ohne einen solchen Plan zu verwirklichen. Investoren haben dadurch in der Regel weniger Vorschriften zu beachten. Es gilt auf der Fläche dann nur noch die gesetzliche Bestimmung, wonach sich eine Bebauung in die nähere Umgebung einfügen muss. Anregungen und Bedenken von Bürgern oder Umweltvereinen müssen in der Regel nicht mehr unbedingt bedacht werden. Der Prüfumfang wäre geringer, es könnte früher gebaut werden.

Dem wollten die Grünen zuletzt zwar einen Riegel vorschieben. Sie haben aber im Stadtrat im November keine Mehrheit dafür bekommen, auf dem Grün-Areal vorläufig keine neue Bebauung zuzulassen.

20 von 75 Bäumen fallen

Der Architekt erläuterte in der letzten Bezirksvertreter-Sitzung des vergangenen Jahres, die Fläche sei durch die Nähe zum Osterfelder Zentrum ideal für eine Bebauung mit Mehrfamilienhäusern. Sie soll zur Vikariestraße fünfeinhalbgeschossig ausfallen, ansonsten dreieinhalbgeschossig. Für die nötigen Parkplätze würde eine Tiefgarage gebaut. Die Gebäude sollen begrünte Flachdächer erhalten und den KfW-40-Standard erfüllen. Das bedeutet, dass sie gegenüber einem konventionell gebauten Haus 60 Prozent weniger Energie für Heizung und Warmwasser benötigen. Die Wohnungen würden zudem so behindertengerecht gebaut, dass man mit dem Rollstuhl in jede Wohnung fahren kann.

Die Architekten müssen für ihr Vorhaben allerdings 20 von 57 Bäumen fällen. Für sie würde vor Ort oder an anderer Stelle Ersatz gepflanzt. Insgesamt aber bleibt viel mehr von der heutigen Freifläche erhalten, als in den alten Bebauungsplänen vorgesehen war: Statt 4500 Quadratmeter bebaute Fläche sind es nur noch 1400.

Parteien reagieren unterschiedlich

Die Parteien reagierten unterschiedlich. Die CDU begrüßte die Absichten. „Jetzt sind die Pläne nicht mehr nebulös. Es gibt (auch) Sozialwohnungen“, erklärte Hermann Wischermann. Die SPD war besorgt, dass die Mieten bei der MWB für Osterfelder Verhältnisse zu hoch ausfallen und bei über zehn Euro pro Quadratmeter Wohnfläche kalt liegen könnten. Die Grünen halten die Bebauung nicht für hinnehmbar, weil das Baugelände heute die einzige Freifläche in Osterfeld-Mitte sei, die beim gegenwärtigen Klimawandel noch für Abkühlung sorgen könnte.

Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft ist nicht nur als Vermieterin tätig

Die Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft besteht seit 1898 und hat heute 9183 Mitglieder. Sie vermietet 5100 Wohnungen, 150 davon in Oberhausen. Die durchschnittliche Kaltmiete pro Quadratmeter liegt dabei bei 5,84 Euro. Außerdem gehören ihr Gewerbeimmobilien und sie betätigt sich als Immobilienverwaltung. Daneben ist sie im Bauträgergeschäft engagiert, erstellt also Gebäude und verkauft sie.

Zuletzt war sie in Oberhausen für das Rote Kreuz tätig, hat die Seniorenresidenz an der Wernerstraße in Lirich erstellt. Auf dem früheren Gelände der Evangelischen Auferstehungs-Kirchengemeinde an der Kapellenstraße ist die MWB Bauherr eines Mehrfamilienhauses, in dem ein Verein ein Wohnprojekt für mehrere Generationen und für betreutes Wohnen plant.