Oberhausen. Ein Debattierclub will in Oberhausen mehr konstruktives Miteinander erreichen – ein lokales Projekt gegen Polarisierung und Respektlosigkeit.

Miteinander reden – und vor allem: Einander zuhören, den anderen ausreden lassen und dessen Position gelassen gelten lassen, auch wenn man völlig anderer Meinung ist. Das sind bürgerliche Tugenden, die nach den Erkenntnissen vieler Sozialforscher immer mehr verloren gehen. Stattdessen wächst die Polarisierung in der Gesellschaft. Dieser Entwicklung will Katholikenratsvorsitzender Thomas Gäng Paroli bieten. Er hat einen Debattierclub in Oberhausen ins Leben gerufen, der regelmäßig tagt und zu dem jede und jeder eingeladen ist.

Thomas Gäng ist als Ex-Ratspolitiker für die CDU, als Sparkassenvorstand und als Katholikenratsvorsitzender eine stadtbekannte Persönlichkeit aus dem konservativen Politikspektrum, die sich immer wieder auch zu kontroversen Themen äußert. Im Frühjahr etwa sorgte die Debatte um die Abschaffung des Paragrafen 219a des Strafgesetzbuches, der bis dahin Werbung für einen Schwangerschaftsabbruch verbot, für viel Wirbel in Oberhausen.

Auch Katholikenratsvorsitzender Thomas Gäng unterstützte seinerzeit den von der katholischen Kirche getragenen Protest gegen die Abschaffung des Paragrafen 219a. Es kam zu einer heftigen, kontroversen öffentlichen Debatte, die Thomas Gäng teils als wenig konstruktiv, dafür oft als geradezu feindselig empfunden hat, Das hat bei ihm mit den Ausschlag gegeben, einen lokalen Debattierclub neu ins Leben zu rufen. Hier soll respektvoll diskutiert werden. Die Meinung des anderen soll stets geachtet werden. Gemeinsam will man zu neuen Einsichten und Perspektiven gelangen.

Im Jahr 2023 soll die Debattierclub-Reihe weitergehen

Im März 2022 gab es die erste Veranstaltung. Treffpunkt ist jeweils der Klosterladen an der Ramgestraße in Sterkrade. Zu den bisherigen Gästen zählen Monsignore und Ehrenstadtdechant Michael Dörnemann, Diakon Willibert Pauels aus dem Erzbistum Köln und Paul Hüster von den Christlichen Hospizen Oberhausen. Thomas Gäng will die Debattierclubreihe im Jahr 2023 mit bis zu acht Veranstaltungen fortsetzen; alle sechs Wochen soll es ein Treffen geben. Manchmal auch ohne einen offiziellen Gast. Dann sollen sich die bis zu 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer einfach spontan über ein bestimmtes Thema miteinander austauschen.

„Der Debattierclub hat das Ziel, Verständnis für die jeweils andere Haltung zu fördern. Ein Verständnis, aus dem im besten Fall eine gemeinsame Sicht entstehen kann, mindestens aber ein gutes und friedvolles Miteinander“, sagt Thomas Gäng. Die angenehme Atmosphäre des Klosterladens biete dafür beste Voraussetzungen.

Eingefahrene Grenzen der politischen Kommunikation überwinden

Katholikenratsvorsitzender Thomas Gäng: „Der Debattierclub hat das Ziel, Verständnis für die jeweils andere Haltung zu fördern.“
Katholikenratsvorsitzender Thomas Gäng: „Der Debattierclub hat das Ziel, Verständnis für die jeweils andere Haltung zu fördern.“ © FFS | Kerstin Bögeholz

Thomas Gäng freut sich besonders darüber, dass zum Beispiel auch Lühr Koch von der Linken Liste zu den bisherigen Teilnehmern und Zuhörern des Debattierclubs gehört. Das sei genau im Sinne seiner Initiative, sagt der Katholikenratsvorsitzende, der im Debattierclub allzu eingefahrene Grenzen der politischen und gesellschaftlichen Kommunikation überwinden will. Raus aus den sozialen Netzwerken, hinein in die Debatte Auge in Auge und von Angesicht zu Angesicht – so könnte man das Ziel des Debattierclubs auf den Punkt bringen. Ein Gedanke der Mitmenschlichkeit, der gerade zwischen den Jahren – in der Zeit der guten Vorsätze – besonders beachtenswert und aktuell erscheint.

Thomas Gäng will im Jahr 2023 verstärkt für die Debattierclub-Veranstaltungen werben, so dass jede und jeder die Chance hat, sich für die einzelnen Treffen anzumelden, was zwecks besserer Planung nötig ist. Die E-Mail-Adresse lautet: stadtdekanat.oberhausen@gmx.de