Oberhausen. Die Krankheitswellen unter Kindern sorgen für Ausfälle in der Kita-Betreuung. Der akute Fachkräftemangel erschwert die Situation zusätzlich.
Dauerdruck auf allen Seiten: Wegen der Infektionswellen unter Kindern kommt es auch in Oberhausener Kitas zu Engpässen. Die Erzieherinnen und Erzieher arbeiten am Limit, weil Personal ausfällt. Eine Nervenprobe für die ohnehin belasteten Erziehungskräfte und für die Eltern, die sich mit der wöchentlich wechselnden Betreuungssituation arrangieren müssen.
In Oberhausen zeichnet sich derzeit dasselbe Bild ab wie in vielen anderen Städten. Durch das Krankheitsgeschehen müssen Gruppen geschlossen oder die Betreuungszeiten verkürzt werden. Bei einigen Einrichtungen der katholischen Kirche etwa fehlt die Hälfte des Personals.
Infektionswellen in Kitas: Gruppen müssen schließen
„In einigen Häusern brennt die Luft“, sagt Bernd Lösken, beim Bistum Essen zuständig für die Kitas. 27 Häuser betreibt das Bistum in Oberhausen, in keinem einzigen gebe es keine Personalprobleme. Immerhin: „Wir mussten noch kein Haus ganz schließen“, sagt der CDU-Politiker, der auch im Jugendhilfeausschuss sitzt. Zwar seien kleinere Einrichtungen erheblich unter Druck, wenn die Hälfte des Personals ausfällt. Aber auch sie könnten ein Not-Programm aufrecht erhalten.
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Ähnlich stellt sich die Situation in den Einrichtungen der Stadt, des evangelischen Kirchenkreises und beim Paritätischen Oberhausen dar. „Es ist eine extreme Belastung für die Kolleginnen und Kollegen“, sagt Fachbereichsleiterin Susanne Wunderlich. Zwar mussten noch keine Einrichtungen geschlossen werden, dafür aber einzelne Gruppen. Auch Der Paritätische kämpft mit dem Personalengpass durch die Krankheitswellen. Die Ausfallrate in den elf Einrichtungen betrage zwischen 20 und 40 Prozent, so Kreisgruppengeschäftsführer Mauno Gerritzen. Mit Blick auf die Eltern sagt er: „Es ist eine schwierige Situation für alle Betroffenen.“ Einzelne Gruppen mussten bereits geschlossen oder Notbetreuungen eingerichtet werden.
Stadt richtet in sechs Kitas Notbetreuung ein
Die Maßnahmen mussten auch die städtischen Kitas ergreifen. Derzeit gibt es in sechs der zwanzig Einrichtungen eine Notbetreuung. Diese ist nötig, wenn es keine Vertretungsmöglichkeiten mehr gibt und zieht eine Meldung an das Landesjugendamt nach sich, so die Stadt auf Nachfrage. Oberstes Ziel sei es, die Betreuung berufstätiger Eltern zu sichern. Was organisatorisch nicht leicht ist, da sich meist erst am Morgen zeigt, wie hoch der Bedarf ist.
Vor allem aber der Fachkräftemangel erschwert die Situation für die Erzieherinnen. „Wir kommen von der einen in die nächste Krise“, sagt Susanne Wunderlich von der evangelischen Kirche. Schon die Corona-Pandemie habe die Erziehungskräfte gefordert. Als das gesellschaftliche Leben zum Erliegen kam, war die Betreuung der Kinder umso wichtiger. Gleichzeitig mussten Erzieherinnen und Erzieher mit Abstandsregeln und Infektionsrisiken kämpfen. „Die Belastung war schon damals außerordentlich“, sagt Wunderlich.
Fachkräftemangel erschwert die Lage
Nun vermischen sich in diesem Winter zwei Stressfaktoren: Die Infektionswellen, die derzeit durch Kitas und Schulen schwappen, und der Fachkräftemangel. „Der Arbeitsmarkt ist unglaublich angespannt“, sagt Wunderlich. Kein Tag vergehe ohne Krankmeldungen, die Löcher könnten aber nicht gestopft werden. Denn neues Personal sei kaum zu bekommen. Das berichtet auch Bernd Lösken: „Der Markt ist leer.“ Selbst Personalagenturen würden keine Fachkräfte finden.
Infektionswelle: Ein Träger kommt entspannt durch den Winter
Die Leidtragenden sind nicht nur gesunde Erzieherinnen und Erzieher, die täglich die Ausfälle kompensieren müssen. Sondern auch die Eltern, die vor Betreuungsproblemen gestellt werden. Zwar wurde die gesetzliche Regelung aus der Pandemie bis April verlängert, wonach Eltern auch Kinderkrankengeld beziehen können, wenn die Betreuung in Kitas oder Schulen eingeschränkt ist. Aber nicht jeder Arbeitnehmer kann oder möchte davon Gebrauch machen. Bernd Lösken berichtet von viel Verständnis seitens der Eltern. „Natürlich gibt es Proteste. Aber größtenteils sind die Eltern sehr verständnisvoll.“ Er könne verstehen, wenn Eltern unter dem Druck stöhnen. Dennoch gelte eine klare Regel: „Wenn das Kind krank ist, muss es zu Hause bleiben.“
Es gibt allerdings auch eine Ausnahme in der Stadt. Die Löwenzahn-Kitas kommen offenbar glimpflich durch die Situation. Nach Auskunft von Geschäftsführer Dirk Rubin ist die Personallage entspannt. Seit fünf Jahren bilde der Träger kontinuierlich eigenes Personal aus. „Wir haben den Fachkräftemangel schon vor fünf Jahren erkannt“, sagt der CDU-Ratsherr. Das zahle sich nun aus.
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